Ist die Leistung des S-chätzchens noch zeitgemäß?

  • Es heißt immer, Leistung kann man nie genug haben und ich habe auch schon manches Mal gedacht, dass in bestimmten Situationen 100 PS mehr auch nicht vekehrt wären.
    Jetzt hatte ich das Vergnügen, mit einem Porsche Boxster GTS (365 PS) und einem Porsche 911 Targa 4 GTS 3.0 (450 PS) fahren zu können. Das ist auf jeden Fall deutlich mehr als in meinem Honda Baujahr 2002 und es steckt auch wesentlich mehr Technik in den Autos.
    Beide Fahrzeuge waren natürlich deutlich schneller als der S und der Vorwärtsdrang ist wahrlich beeindruckend.
    Jedoch stellt sich die Frage, ob sie durch ihre Mehrleistung auch mehr Fahrspaß bieten. Diese Frage muß ich für meinen Teil zu meiner eigenen Überraschung mit einem klaren Nein beantworten.
    Ich habe mal irgendwo gelesen, es kommt nicht darauf an, wie schnell ein Auto ist, sondern wie schnell es sich anfühlt. Das zeugt von tiefer Weisheit.
    Mit dem S bin ich oft genug so schnell unterwegs, dass ich mich im Verwarnungsgeld- und gelegentlich im Bußgeldbereich bewege. Mit beiden Porsches war ich jedoch ständig in der Gefahr, dass die Rennleitung die Überschußgeschwindigkeit mit einem Fahrverbot quittiert (mehr als 40 km/h außerorts über Limit). Der leichteste Druck auf das Gaspedal schleudert einen derart vehement nach vorne, dass der Vorschlag der StVO, auf Landstraßen 100 km/h zu fahren, stets nur ein kurzfristiges Durchgangsstadium in höhere Geschwindigkeitssphären ist.
    Dabei geschieht alles so unaufgeregt und komfortabel, ja fast schon langweilig, dass man tatsächlich auch so schnell fahren muss, wenn man nicht vor Langeweile wegdösen will.
    Im S muss ich wesentlich eher mit dem Fahrzeug arbeiten. Die Porsches bügeln alles weg und mit der Automatik ist man aus der Rolle eines Maschinisten, der sein Fahrzeug artgerecht bewegen will, degradiert zu einem Passagier, der lediglich die Richtung vorgibt, weil er zufällig derjenige Insasse ist, der vor sich das Lenkrad hat.
    Es ist alles so unglaublich komfortabel und bequem, dass dagegen der S doch die Zickenallüren hat, die ich in einem anderen Beitrag mal abgestritten habe. Der S bietet mir eine ehrliche Rückkopplung über die Fahrzustände, in denen er sich jeweils befindet. Dabei wird das Ganze von dem kreischenden Crescendo des V-tec begleitet, dass kein elektronisch gesteuerter sprotzender Klappenauspuff wettmachen kann. Ich verstehe auch dieses Zwischengasgebelle beim Runterschalten nicht. Der S verfügt über ein vollsynchronisiertes Getriebe, bei dem ich ohne Hackentricksereien runterschalten kann. Wenn mich mein (nicht vorhandener) Hund so oft anbellen würde wie die Porsches bei zügiger Fahrt am Berg, würde ich schnellstmöglich einen Termin beim Hundetrainer vereinbaren.
    Alles in allem komme ich zu der Erkenntnis, das der S bereits maximalen Fahrspass bietet, und ein Maximum kann man nicht steigern.
    Die Leistungsreserven, die die Porsches vorhalten, sind schlicht überflüssig, weil man sie kaum abrufen kann, solange man sich nicht auf der Rennstrecke bewegt. Daraus folgt aber, dass man mindestens 200 PS zuviel eingekauft hat und das für soviel Geld, dass meine Portokasse dafür nicht ausreicht.
    Wer komfortabel und sicher eingepackt gelegentlich mal (zu) schnell fahren will, der soll sich unbedingt einen Porsche oder einen vergleichbaren Mitbewerber anschaffen.
    Wer aber noch so Auto fahren will, dass der Roadstergedanke erhalten bleibt und sich dabei ein Dauergrinsen auch bei der Beifahrerin ins Gesicht meißelt, weil sich ein unmittelbares Fahrvergnügen einstellt, bevor ihr die Fliehkräfte den Kopf an die Kopfstütze pressen, der muss unbedingt beim S bleiben!
    Das Entscheidende für Fahrspaß ist nicht die Längsbeschleunigung. Auf ein Gaspedal treten und nach vorne geschnalzt werden, kann jeder.
    Das Entscheidende ist für mich die Querbeschleunigung, die ich mir auch im S erarbeiten kann.
    Lästerhafterweise könnte man sagen: Wie haben kein ESP, wir haben FUN.

  • Ich finde, es macht mehr Spaß mit einem langsamen Auto schnell zu fahren, als mit einem schnellen Auto langsam.


    Bei den 911er oder anderen vergleichbaren Fahrzeugen (Jaguar etc.) kommt hinzu, daß diese für schmale verwinkelte Landstraßen einfach zu breit sind. Mit dem S kann man noch flott in die uneinsichtige verwinkelte Kurve reinfahren. Mit einem breiten Fahrzeug hätte ich immer Respekt vor dem Gegenverkehr.


    Alex :)

  • agent orange: Das mit der Fahrzeugbreite ist in der Tat ein wichtiger Aspekt. Mein Motto:Fahre stets so, dass Du Dir selber entgegenkommen kannst. Gerade der f-type von Jaguar ist eine mobile Straßensperre. Dagegen nimmt sich der Boxster geradezu schlank aus, während der S sich wahrlich durchs Geläuf s-chlängeln kann und immer noch ein wenig Ausweichreserve zulässt

  • Sehr schoen geschrieben (y)


    Spiegelt genau meine wie wohl auch die Gedanken der moisten S Fahrer wieder.


    Ich fahre seit ca 2 Wochen wieder S und ich finde (obwohl ich schon viele staerkere Autos gefahren bin) dass der richtig geil schiebt.


    Dumindest hab ich den Eindruck, und das reicht mir ja ;)

  • Ich stimme dem voll zu. Ein Caterham mit gerade einmal gut 120 PS fühlt sich auf der Landstraße bei Tempo 100 schneller und intensiver an als ein Porsche Turbo mit 250 auf der Autobahn. Dementsprechend ist man als Fahrer aber auch viel konzentrierter, gerade auch weil man weiß, daß man im Ernstfall auf das ganze Unterstützungs-Gedöns verzichten und potentielle Probleme ganz alleine in den Griff bekommen muß. Diese Art von Autofahren kommt mir deshalb auch wesentlich "sportlicher" vor als blind Tempo zu bolzen in einem Auto, das größtenteils alleine fährt. Und unser S 2000 ist meines Erachtens schon näher am Caterham dran als am Porsche.


    Dennoch muß man objektiv einfach anerkennen, daß sich in den letzten 10 - 15 Jahren bei der technischen Entwicklung extrem viel getan hat. Wenn man sich z.B. alte Tests in der "sportauto" anschaut, stellt man fest, daß der S 2000 Anfang der 2000er mit der (oft wesentlich teureren) damaligen Konkurrenz von Porsche Boxster, Audi TT, BMW Z3 oder Mercedes SLK ganz locker mithalten konnte und mit irgendwelchen GTIs, Opel GTs oder GSIs geradezu den Boden aufgewischt hat. Heute dagegen fahren selbst Autos á la Polo GTI vergleichbare Rundenzeiten und einem Golf GTI, einem Hyundai i30 N oder einem Renault Megane RS kann man z.B. auf der Nordschleife nur noch mit dem Ofenrohr hinterherschauen. Es ist echt der Wahnsinn, was sich in der Zwischenzeit bei der Fahrwerks- und vor allem Reifentechnik getan hat. Unser S 2000 wird halt doch mehr und mehr zu einem Oldie.


    Aber trotzdem - oder gerade deswegen: hergeben möchte ich ihn NIE!!!

  • Purismus hat nichts mit Leistung zu tun.
    Davon hat der S wahrlich genug, er ist so herrlich unvernünftig und konsequent, ohne Weichspüler nur der reinen Lehre verpflichtet...
    dafür hat ihn Honda konstruiert.


    Ein Vergleich mit aktuellen Turbo-Dampfern verbietet sich, das Revier des S ist die Landstraße, dafür reicht die Leistung und das
    Setup auch heute noch locker aus.
    Auf der Autobahn wird jeder TDI zur harten Nuss - aber da gehört der S auch nicht hin. :-)


    Ein bischen vergleichbar mit dem M3 E30, der nicht ohne Grund auch heute noch als reine Lehre der M-Generationen gefeiert wird.
    Viel langsamer als seine Nachfolger - aber dafür leichter und lockerer Fahrspaß und heute fast unbezahlbar...

  • ...
    Ich verstehe auch dieses Zwischengasgebelle beim Runterschalten nicht. Der S verfügt über ein vollsynchronisiertes Getriebe, bei dem ich ohne Hackentricksereien runterschalten kann.
    ...

    Was die Leistung des S2000 angeht bin ich voll deiner Meinung, aber an dieser Stelle muss ich widersprechen:


    Die Synchronisierung des Getriebes hat nichts mit der Anpassung der Motordrehzahl zutun. Sie ist einzig und allein dazu da im lastfreien (ausgekuppelten) Zustand die Wellendrehzahlen im Getriebe anzupassen. Was die Synchronisierung uns erspart ist z.B. das Doppelkuppeln beim Hochschalten (was ja auch in Fahrschulen nicht mehr gelehrt wird)


    Zwischengas beim Runterschalten dient der Anpassung der Motordrehzahl an den Rest des Antriebsstrangs. Wird kein Zwischengas gegeben, ist es Aufgabe der Kupplung die Motordrehzahl anzupassen, nicht der Synchros im Getriebe! Wenn du jetzt ohne Zwischengas runterschaltest und die Kupplung zu schnell kommen lässt, dann gibst du das Bremsmoment des Motors (der seine Drehzahl erhöhen muss) sehr abrupt an den Antriebsstrang weiter. Wenn du Pech hast blockieren dir dann die Hinterräder und da hilft dir dann auch kein ESP/VSA mehr. Das Ergebnis könnte dann z.B: so aussehen: Link (Erstbestes Video dass ich gefunden habe)
    Abgesehen davon schonst du mit Zwischengas deine Kupplung.

  • Widerspruch belebt die Diskussion. Meine Kernaussage sollte eigentlich sein, dass die beschriebenen Autos schon zuviel des Guten bieten. Bisher hatte ich oft ein Haben-will-glitzern in den Augen, wenn ich so einen "Boliden" gesehen habe. Das hat sich für mich durch die Testfahrten erledigt, weil für meine Bedürfnisse und den gegebenen Rahmenbedingungen des Bußgeldkataloges der S komplett ausreicht.

  • So, mal meine Meinung als "alter HaSe":


    Die Motorleistung des S ist mMn nicht mehr zeitgemäß, jeder 2.0i hat heute fast die gleiche Leistung, zwar mit Turbo, aber dann eben doch, und nachdem ich seit Anfang des Jahres jeden Tag 70km auf der Autobahn unterwegs bin kann ich sagen, dass es selbst gegen 1.8ti manchmal schwierig ist zu bestehen, eine Überlegenheit ist auf der Autobahn nur noch in sehr schnell gefahrenen Kurven vorhanden, wobei ich mir da nicht sicher bin ob das am Auto liegt oder daran, dass der Golf-Fahrer einfach nur keine Lust hat bei 200+ und nebenher Whatsapp schreiben sich noch zusätzlich auf die Strasse konzentrieren zu müssen.


    Für den eigentlichen Einsatzbereich - Kurven, Pässe, Renne - ist der S ausreichend, aber eben für eine Auto mit Sportwagenanspruch nicht mehr ausreichend motorisiert. Das habe ich letzten Oktober zu spüren bekommen, als ich auf dem Julier und Nufenen jeweils einen A3 vor mir hatte der auch wusste was er tat - keine Chance vorbei zu kommen oder - nachdem er mich vorbei gelassen hatte - richtig davon zu fahren.


    Fazit: Für einen Sportwagen hat der S - auch auf Kurvenstrecken - motortechnisch nur noch wenig Vorteile ggü aktuellen Autos. Ich denke, wir sind einfach nur verwöhnt, vor 15 Jahren als ich meinen ersten S kaufte war das tatsächlich eine Waffe, mit fast keinen Gegnern unter 100.000 EUR, aber heute ist die Motorleistung schlichtweg nichts besonderes mehr.


    Im Bereich Fahrspaß hingegen zieht der S inzwischen locker an den 100.000 EUR teuren Autos vorbei. Mir ist nichts bekannt das sich so um die Ecken prügeln lässt wie der S. Vom Sound mal ganz abgesehen. Und - ganz egal wo - man hat als Fahrer das Image eines Experten der weiß warum er dieses Auto gewählt hat, anerkennende Blicke und sogar Grüße von BMW M , AUDI S, McLaren, getunten Fahrzeugen aller Art sind an der Tagesordnung. Der Wagen hat allgemein den Status von Understatement. So wie eine Duc 996 Monster oder Yamaha R1, jeder weiß was mit den Mopeds möglich ist und weiß auch das der Fahrer das weiß und sich genau deshalb dieses Gefährt ausgesucht hat.


    Ich hatte 2003 alle Roadster auf dem Markt Probe gefahren, BMW Z3 Z4, Porsche Boxster S, Lotus Elise und wie sie alle heißen, und als letztes eben den S, weil ich Honda keinen Hecktriebler zutraute und mir der S auch nie richtig gefallen hatte.
    Aber die Kaufentscheidung für den S war bereits nach der ersten Kurve gefallen. Und ich habe diese Entscheidung NIE bereut.


    Mein nächstes Auto wird wieder ein S. Und mein letztes wahrscheinlich auch.

  • @ Dust, das ist ja kein Widerspruch, ich wuerde die 360PS sofort nehmen im S wenn da nicht die finanziellen und andere Huerden waeren.


    Bin schon 2 verscheidene Kompi -S gefahren, einmal mit 360 PS und einmal mit knapp 400 PS, das ist schon genial.


    360 PS reicht schon, so waere das Auto quasi perfekt, eben weil es, wiue Du schon sagst, den Charakter nciht veraendert.

  • Hallo.


    Ich war am Dienstag auf dem STC Ring in Brandenburg zum Sportwagenfahrertraining. Die Veranstaltung ging 4 Stunden
    und wir hatten alle gut Spaß. Das Erstaunliche ist das die Rundenzeiten am Ende nicht so weit auseinander lagen.


    1.) Golf R 1:42
    2.) C63 AMG 1:49
    3.) Jaguar 1:50
    4.) Honda 1:50
    5.) Audi A5 1:52


    Man muss auch dazu sagen, dass wir alle das erste mal mit unseren Boliden auf der Rennstrecke waren und man die Zeiten
    daher relativ sehen sollte. Als PS schwächster im Feld finde ich schon, dass der Honda noch gut in die Zeit passt.


    Übrigens, die Bestzeit auf der Strecke liegt bei 1:30 gefahren mit einem Porsche GT3 RS. Die Motorradbestzeit liegt bei 1:26.

  • Wie gesagt, ist alles relativ zu sehen. Ob zeitgemäß oder nicht, verstecken muss man sich mit dem S
    auf keinen Fall.


    Schockiert hat mich etwas der Lärm vom Jaguar, dass der Benz so brüllt kannte ich ja, aber der Jaguar
    noch lauter... Das ist der S mit der Q300 ja leise.

  • Ich finde es gibt eine gewisse Leistungs - Inflation.


    Die Unterscheidung über zusätzliche Leistung verschiebt sich immer weiter in den nicht wirklich nutzbaren Bereich. Im, für normale Fahrer nutzbaren Bereich, fühlt sich das Auto dann emotionslos an. Dem kann man dann über Sound Design, bessere Haptik,.. etc entgegenwirken.


    Der S ist aber so schön direkt,...! Für mich ist der S, wie gesagt, eine Art Gourmet Auto für den Spaß am intensiven Autofahren.


    Ebenso ist der S Auch optisch ein großer Wurf.

  • Der S ist nach 18 Jahre eher ein Gourmet-Auto.



    PS.: Als Ing. muss ich auch sagen, dass es erschreckend wäre wenn neue Performance Autos nicht wesentliche Fortschritte vorzuweisen hätten.

    Absolut!


    Meiner wird nächstes Jahr 20. will mir immer keiner glauben.


    Ich fahre den S mittlerweile lieber als meinen Evo und der hat deutlich mehr Leistung.
    Hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen werde. ^^