Wollte auch nochmal Dank loswerden für das sehr lehrreiche und gesellige Wochenende!
Wieviel seid ihr denn schon mit Euren neuen Autos gefahren, seitdem?
"Man kann sich alle paar Jahre mal nen neues Auto kaufen,
oder einfach mal beim Wolfgang aufschlagen."
Im bayrischen Wald war ich nicht angerückt, weil ich irgendwie unzufrieden mit dem Fahrverhalten war, sondern eher, weil ich neugierig auf Neues (auch Gesichter) war und auch wissen wollte, wie ein Spezi mein Auto charakterisiert, so wie ich es kenne und schätze. Diese Frage war bei der ersten Eingangsprobefahrt schnell beantwortet: "Hinterachse hebt gut, ansonsten aber am Limit zu viel Untersteuern... und Dämpfersetup braucht Korrektur, das Auto nickt auf Bodenwellen, Hinterachse zu hart, passt nicht zur Vorderachse."
(Übrigens: Das ist eine Folge des stumpfen Zudrehens der Zugstufen vorm letzten Bilster Berg; eine Sache, die beim Ausgangssetup mit sehr geschlossenem Druck hinten und sehr offenem Zug hinten nicht optimal anwendbar ist, will man lediglich mehr Härte erwirken).
Alle Autos bekamen den Tag andere Einstellungen. In der Tendenz vergleichbar, doch den technischen Randbedingungen (Tieferlegung) sowie den verwendeten Reifen und auch Fahrergeschmäckern entsprechend individualisiert. Speziell bei den Dämpfern entscheidet der Fahrversuch. Alles insgesamt schwer in Muster oder Algorithmen zu verpacken. Deswegen macht es auch wenig Sinn, jemand anderem die eigenen Setupwerte zu geben. Das macht nur Sinn, wenn Reifen identisch, Felgen identisch, Fahrwerkshöhe identisch, Geometrie identisch und Fahrwerk (Dämpfer und Federn) identisch. V3 ist nicht V3! Wo hat man so gleiches Equipment schon? Selten.
Ich habe Wolfgang an meinem Auto einstellen lassen, was immer er für gut erachtet, mit dem Ziel: "Bitte Neutral aber sicher, und die Reifen müssen halten!". Mein Auto hat sich dadurch doch sehr stark in seinen Eigenschaften verändert. Für mich etwas unerwartet, dass so ein paar Winkelchen so viel bewirken.
Was war tendenziell passiert?
Konkreter will ich öffentlich aktuell nicht werden...
- Bissl mehr Sturz Vorderachse.
- Weniger Vorspur Vorderachse.
- Viel viel weniger Vorspur Hinterachse.
- Sturz Hinterachse unverändert so gering wie technisch möglich.
- Sturz-Unterschied: Hinten -0°45' mehr als vorn.
- Dämpfer vorn Druck ca. 6K geöffnet und Zug ca. 1.5K geöffnet.
- Dämpfer hinten Druck ca. 3K geöffnet und Zug ca. 2K geschossen.
Aktuell ist da viel Licht, aber auch bissl Schatten. Früher war das eher der bewölkte Sommertag. Ich glaube, man gewöhnt sich als (nicht Renn-) Fahrer, gerade in so vielen Jahren, doch sehr an die Randbedingungen, die man vorfindet. Ändert man diese Randbedingungen, gibt es auch dem Fahrer wieder Raum (oder Notwendigkeit) zur Adaption.
Wahrgenommene Änderungen im Fahrverhalten:
- (Licht) Maximalgrip beider Achsen hat gewonnen.
- (Licht) Auto lenkt viel leichtfüßiger und williger ein. Es will in die Kurve und braucht auch weniger Kraftaufwand am Lenkrad für die Kurvenfahrt.
- (Licht) Hinterachse fühlt sich nicht "explizit" an, sie ist mehr Teil des Autos geworden. Früher hatte ich ein Auto mit einer Vorderachse und einer Hinterachse. Heute hab ich ein Auto. Es ist, als wäre die Hinterachse einen Meter näher an meinen Hintern gewandert und gliedert sich relativ unspektakulär ein.
- (Licht) Nach 7h regennasser Autobahn entspannt ausgestiegen. Das ist neu.
- (Licht) Weiterhin stabiles Gefühl auch >180 km/h.
- (Licht) Dämpfung VA/HA passt jetzt besser zusammen, Auto nickt auf Bodenwellen weniger.
- (Schatten) Auto ist viel empfindlicher auf Lastwechsel in Kurvenfahrt. Saubereres Fahren ist viel mehr erforderlich als vorher! Wo ich einerseits Grip und Spaß gewonnen habe, muss ich andererseits jetzt präziser agieren und auf den Grip mehr aufpassen.
Inwieweit ich damit langfristig glücklich bin, muss ich selbst erst in Erfahrung bringen. Hängt wohl davon ab, wie willig mein Gehirn ist, sich an die neue Situation anzupassen. Zudem bin ich ehrlich und erwarte jetzt, dass sowohl Hinterachse als auch Vorderachse nun deutlich schneller wieder auf den Innenflanken verschleißen als vorher... ich muss ja oft geradeaus fahren. Spätestens, wenn dies eintritt, werde ich mich meinen einst heiß geliebten Vorspuren gedanklich wieder widmen. Wolfgang versicherte aber, dass sich jetzt zwar kein gerades Verschleißbild mehr ergeben würde, gleichwohl aber die Gesamtfahrleistung der Reifen gleichbleiben oder gar besser werden würde. Heißt für mich also: mehr Grip trotz gleicher Reichweite.
Ich werde das beobachten und es bleibt spannend.

Unterm Strich war das viele Praxiswissen, das auf der Tonspur transportiert wurde, sowie auch die sehr gesellige Zeit da unten in Vilshofen jede einzelne lange Stunde Reise wert!
P.S.: "Stichprobe" problemlos auskuriert?