Okay, endlich hatten wir das kaputte Motorrad an der Tanke, Ramona war unterwegs ins Krankenhaus und ich war für den Tag restlos bedient.
Also sind wir auf ... naja, wenn man das sagen kann ... direktem Weg nach Müllheim in unser Biker-Gasthaus. Leider gibt's zwischen Todtmoos und Müllheim keine gerade Strecke. Wir mußten also noch ca. 1 Stunde über die kurvigsten Kurven ackern, bis wir endlich da waren.
Unterwegs mußte ich mich echt zusammenreißen, mich auf's Motorradfahren zu konzentrieren, mir gingen ständig die schlimmsten Horror-Szenarien durch den Kopf.
Als wir im Gasthaus ankamen, kam gleich die Wirtin des Hauses an und fragt: "Na? Wo bleibt der Rest?" Und Jochen antwortet nur trocken: "Da waren's nur noch zwei..."
Ich sag zu Ihr: Ramona ist im Krankenhaus, ich fahr gleich zu ihr hin, aber ehrlich gesagt hab ich keinen Bock, mit dem Mopped da hinzugondeln."
Ohne zu zögern drückte sie mir ihren Autoschlüssel in die Hand. DANKE NOCHMAL, Martina!!!

Ich hab mir dann die Kombi vom Leib gerissen, erstmal 'ne Cola getrunken und im Krankenhaus angerufen. "Hallo, meine Freundin hatte einen Motorradunfall und wurde bei Ihnen eingeliefert..." "Ja Moment ich stell sie durch."
Wieder: "Hallo, meine Freundin hatte einen Motorradunfall und wurde bei Ihnen eingeliefert..." "Ja Moment sie ist hier, ich geb ihr mal den Hörer."
Bei diesem Gespräch hab ich Ramona nicht wiedererkannt. Sie hat mir in zwei Minuten ungefähr 10 mal das gleiche erzählt. "Schatz, ich glaub ich hab ein Dejavu, ich hab schonmal geträumt daß ich einen Motorrad-Unfall hatte...".
Ich dachte, sie verarscht mich.
Ich bin schon richtig ungeduldig geworden und hab gemeint, sie soll den Hörer wieder einem Arzt geben. "Hier ist grad keiner, aber Schatz, ich hab voll das Dejavu..." Okay, irgendwann hatte ich nen Arzt an der Strippe und ich hab ihm gesagt, daß ich jetzt ein paar Sachen packe und vorbeibringe, damit sie was zum Anziehen hat usw.
Ach so, in der Zwischenzeit hab ich nochmal mit Ramonas Mutter und ihrem Stiefvadder telefoniert, damit die auch Bescheid wissen... Puuuhh!!!
Dann bin ich los Richtung Bad Säckingen. Verdammte Hacke, das Navi sagt 1 Stunde Fahrt an! Fuhr sich aber doch ganz zügig, ich konnte zum Glück ein großes Stück über die Autobahn fahren.
Im Krankenhaus haben sie mich dann zu Ramona gelassen. Sie war noch in der Notaufnahme. Offenbar hatten die da extrem viel zu tun, deshalb war sie noch nicht auf Station verlegt worden. So saß ich da ungefähr 2 Stunden neben meiner Freundin, die UNGELOGEN alle 2 Minuten die selben Fragen gestellt hat: "Sind wir im Schwarzwald?" "Hatte ich einen Motorradunfall?" "Hab ich eine Gehirnerschütterung?" "Übrigens, meine Schwester hatte auch mal 'ne Gehirnerschütterung." "Haben wir noch 2008?"
Und dann, als hätte jemand bei ihr [Reset] gedrückt: "Sind wir im Schwarzwald?" "Hatte ich einen Motorradunfall?" ...... "Haben wir noch 2008?"
Irgendwann hab ich schon angefangen, mir einen Spaß draus zu machen und hab zu ihr gesagt: "Schatz, Du hast 3 Jahre im Koma gelegen..." oder ich hab ihr einfach nur wortlos ihren Helm gezeigt.
2 Minuten später hatte sie es eh alles wieder vergessen. Selbst die Krankenschwestern haben sich belustigt.
Eigentlich 'ne toternste Situation und ich hatte auch tierisch Angst, daß sich das nicht wieder bessert oder daß sich da evtl. noch irgendwas verschlimmert, daß vielleicht irgendwas im Kopf anschwillt oder so...

Aber die Ärzte haben mich beruhigt. Sie meinten, daß das vollkommen normal ist bei einer schweren Gehirnerschütterung und daß das nach ein bis zwei Tagen wieder weg geht. Außerdem versicherten sie mir, eine Neuro-Überwachung zu machen.
Irgendwann wurde sie dann auf Station in ihr Zimmer geschoben, wo schon eine andere Patientin lag. Ich sagte zu ihr "Du tust mir jetzt schon leid." Und Ramona sagte ihr alle 2 Minuten: "Ach übrigens, ich heiße Ramona, wie heißt Du?" "Darf ich fragen, weswegen Du hier drin bist, ich hab eine Gehirnerschütterung" "Meine Schwester hatte übrigens auch mal 'ne Gehirnerschütterung". "Wir sind im Schwarzwald?"... usw.
Irgendwann, so leid's mir tat, hab ich mich dann von ihr verabschiedet und bin wieder zurückgefahren in das Biker-Gasthaus. Ich war 22:30 Uhr wieder dort. Der Unfall war übrigens um ca. 15:00 Uhr.
Dann hab ich noch ein Weizenbier und ein Pils getrunken und bin ins Bett gegangen.
Natürlich konnte ich nicht einschlafen und hab mir ständig überlegt was ich nun mache. Und was ich machen würde, wenn das alles noch schlimmer ausgegangen wäre?!??
Irgendwann kam ich zu dem Schluß: "Morgen mach ich nochmal mit Jochen 'ne richtig schöne Tour und dann verkauf ich den Bock! Wir fahren eh viel zu selten!"
Am nächsten Morgen hab ich dann Ramona im Krankenhaus angerufen und gemerkt, daß es ihr deutlich besser ging. Sie erzählte mir, daß sie vor 'ner halben Stunde mit ihrer Mutter telefoniert hatte. Ich so: "Wow, daran erinnerst Du Dich?! Dann geht's Dir ja wirklich schon besser!"

Dann hab ich zu Jochen gesagt: "Können wir Bad Säckingen in unsere Tour einbauen? "Klaro!"
Also los: Von Müllheim über die Haustrecke nach Todtmoos. Dann durch's Wehratal. Von da aus mit Navi-Kopfhörern im Ohr nach Bad Säckingen. Ramona besucht, uns kurz mit ihr unterhalten, ihr ging's wirklich super. Ihre Zimmer-Kameradin war übrigens super drauf. Sie stand unter Opium oder so und fand das alles nur lustig. Also sie war keineswegs genervt von Ramonas ständigem Gefrage. Und außerdem war's ja weniger geworden.
Oki doki, da waren wir wieder ziemlich guter Dinge und haben unsere Tour fortgesetzt.
Mit Navi im Ohr zurück Richtung Todtmoos (wieder durch mein Lieblings-Tal). Dann kurz vor Todtmoos biegt Jochen vor mir ab, Richtung Schopfheim. GEILE STRECKE!!! Aber das Kack-Navi in meinem Ohr hat plötzlich rumgenervt "Wenn's geht bitte wenden." "Wenn's geht bitte wenden." "Wenn's geht bitte wenden." "Wenn's geht bitte wenden."... Ich dachte "Nanu, biste etwa auch auf'n Kopf gefallen?". Irgendwann hat Jochen dann 'nen Pausen-Stop eingelegt und ich konnte endlich das Ding ausschalten.
Noch ein paar Erinnerungsfotos und weiter ging's.
Kurz gesagt, wir sind noch einige einschlägige Strecken gefahren, haben noch auf dem Belchen ein schönes Stück Schwarzwälder Kirschtorte zu uns genommen und sind dann wieder zurück, irgendwo Richtung Hausen und dann, wenn ich mich recht entsinne über'n "Großen Blauen" wieder zurück nach Müllheim.
Um 16:30 Uhr waren wir dann da und ich war restlos bedient.
Wie anfangs gesagt, das war dennoch ein wirklich schönes Mopped-Wochenende!!!

Dann am Abend kam Schwiegervaddern mit seinem Auto vorbei und hat bei mir im Zimmer übernachtet (war ja jetzt ein Bett feri geworden).
Und Sonntag nach dem Frühstück ist Jochen nach Hause gefahren und wir haben Ramona aus dem Krankenhaus abgeholt.
Also mitlerweile kann man echt sagen, man sieht ihr nicht mehr an, daß sie so einen Abflug gemacht hat (außer einen kunterbunten Fleck am Linken Ellbogen). Geistig scheint auch wieder alles okay zu sein, sie plappert jedenfalls genauso viel wie vorher.
Ich kann's irgendwie immernoch nicht richtig fassen und bin heilfroh, daß wir so ein Riesen-Glück hatten.
Ich hab zwei Tage Sonder-Urlaub bekommen und morgen (eigentlich schon heute) fahre ich nochmal mit Schwiegervadder mit 'nem Anhänger runter und wir holen das kaputte Mopped ab. Wenn wir das Teil dann hier in Frankfurt haben, können wir immernoch gucken, was wir damit machen. Wahrscheinlich wird es so wie's ist, meistbietend versteigert. Der Motor ist ja noch top.
Viele Grüße und Gute Nacht!
Dennis.
PS: Übrigens fällt mir grad ein, daß ich auch im Fireblade-Forum angemeldet bin, aber außer mich dort kurz vorzustellen, war ich da bisher kaum aktiv. Deshalb schreibe ich diese Geschichte ich hier rein. Schon komisch... Aber hier fühl ich mich irgendwie richtig zu Hause. 