Weiter gehts...
Nachdem ich Ende März/Anfang April die ersten paar hundert Kilometer in dem "neuen" Fahrzeugtrimm absolviert habe, hat mein F20C am 07.04. seinen Dienst quittiert.
Ich war auf der A71 unterwegs und habe mir gedacht: „Wagen läuft super, alles ist betriebswarm - Dann lass uns doch mal schauen was geht.“ 15 km später wusste ich: Der Wagen rennt 260 gemäß Tacho und das auch richtig gut. Also wieder runter vom Gas und normale Reisgeschwindigkeit (150 km/h). Beim Abtouren dann blinkende MIL und plötzlich unrunder Lauf und massiver Leistungsverlust. Bin dann auf dem Seitenstreifen ausgerollt und hab den ADAC angerufen. Klanglich war das ganze sofort klar: Pleuellagerschaden, aber von der massiven Sorte. Eine kleine Ölspur hatte ich beim Ausrollen auch hinterlassen. Zum Glück aber kein Loch im Block ersichtlich.
Wagen wurde dann sehr fürsorglich geborgen und am Abschleppstützpunkt haben der dortige Chef und ich uns die Miesere auf der Hebebühne angeschaut. Unterboden gut verölt, Öl läuft zwischen Motor und Getriebe raus. Na klasse - Dichtring hin, also entweder Gasdruck auf dem Kurbelgehäuse oder Kurbelwelle axial gewandert... Haben dann über die Gelenkwelle bei eingelegtem Gang den Motor durchgedreht - ohne Probleme aber mit deutlichem Klacken/Poltern. Öl abgelassen - keine sichtbaren Späne aber leicht goldige Färbung. Also definitiv Lagerschaden...
Den Wagen zu mir in die Halle zu bekommen war dann leider nicht wirklich einfach und der ADAC hat den Wagen beim Abladen auch noch massiv beschädigt. Dankeschön... Klärung mit der Versicherung läuft aber bereits. Mal gucken.
Auto auf die Bühne, in Ruhe die Ölwanne ab und gucken was los ist. Nanu was schwimmt da denn im ÖL. Da sieht ja aus wie große platte Bohrspäne. Auch im Ansaugstutzen der Ölpumpe hängt ziemlich viel zeug davon.
Da war schon klar: Das war mal eine Lagerschale. Schwallblech weg und fix die Pleuel angefasst.
Zylinder 1 i.O.
Zylinder 2 auch i.O..
Zylinder 3 - hmm hier merkt man ein gewisses Spiel.
Zylinder 4 - ach du Sch**** was ist denn hier los?
Untere Hälfte vom Pleuel demontiert. Tja, wo keine Lagerschale mehr ist, muss natürlich viel Spiel sein. Sowohl die obere als auch untere Lagerschale waren wirklich nicht mehr existent. Sowas habe ich noch nicht gesehen. Durch die neue Beweglichkeit des Pleuels hatte auch die Kurbelwelle ordentlich was abbekommen.
Frage die mich umtrieb: Warum ist das passiert?
Das abgelassene Öl hatte nicht verbrannt gerochen und auch im inneren von Block und Ölwanne fanden sich keine Anzeichen für verbranntes Öl. Merkwürdig auch: Warum passiert das erst beim Abtouren (also bei der Entlastung)?
Habe dann noch etwas weiter gesucht: Zündkerzen i.O. Steuerzeiten i.O. Was ist hier passiert?
Durch Zufall habe ich dann einen Blick auf die Ölpumpe geworfen... Nanu, warum schlabbert die Kette hier rum? Das soll doch definitiv nicht so sein! Es sieht also so aus, dass entweder die Kette der Ölpumpe massive gelängt ist oder der zugehörige Kettenspanner aufgegeben hat. In der Folge konnte also die Ölpumpe "durchrutschen". Dass dann der Öldruck zusammenbricht und zuerst Zylinder 4 aufgibt klingt mehr als logisch.
Mit diesem Befund war für mich dann schnell klar: Das ist ein Schaden der meine technischen Möglichkeiten und Erfahrungen übersteigt. Nach einiger Recherche stand dann fest, dass der Motor nach Griechenland zu Geartech (aka George Zobolas) geht.
Motor also raus und ab nach Athen damit. Dort ist er am 14.05. angekommen und war am folgenden Tag bereits zerlegt.
Leider hat sich bestätigt, dass es eine gute Idee war den Motor nicht selber zu reparieren:
- Kurbelwelle nicht mehr nutzbar, Pleuel vom Zylinder 4 natürlich auch nicht
- Kolben Nr. 4 aber auch nicht... Der hat nämlich oben am Kopf "Hallo" gesagt"
- Kopf selbst soweit i.O. bzw. nutzbar.
- Leider hat der Zylinder 4 aber so stark gelitten das die FRM-Schicht "weg" ist.
George und ich haben dann viel gehirnt und diskutiert. Da mir Haltbarkeit, Belastbarkeit und der Charakter des Motors wichtig waren, gab es nicht allzu viele Optionen.
Für folgendes haben wir uns jetzt entschieden:
- gefräste ZRP Kurbelwelle aus 4340 (36CrNiMo4) mit 93 mm Hub
- Darton Sleeves (dry) auf 88 mm gebohrt
- CP X-Forged Piston in 88 mm
- passende ZRP Pleuel
- Kopf wird revidiert/überarbeitet
- neue Ölpumpe samt Kettentrieb
- evtl. verstellbare Nockenwellenräder
- passende Kopfdichtungsstärke
Ich freu mich wahnsinnig auf das Ergebnis. Der Motor hat dann 2,26 Liter Hubraum und eine Verdichtung um 12 herum. Dazu wird der gesamte Kurbeltrieb mächtig leicht! Die Kolben wiegen jeweils 28 g weniger als OEM und die Pleuel bringen statt 640 g nur noch 453 g auf die Waage. Die Kurbelwelle ist mit 16,80 kg auch eher ein Leichtgewicht, wobei ich das Gewicht des OEM Bauteiles nirgends gefunden habe...
Wenn alles klappt, sollte der Motor dann trotzdem 8700 U/min (Kolbengeschwindigkeit 27 m/s) packen und gute 240-250 PS am Hinterrad ausspucken.
Wir werden sehen.
Da die Kupplung auch neu muss wird hier eine originale Honda Kupplungsscheibe zusammen mit einer ACT-Druckplatte Einzug halten.
Bezüglich der Schwungscheibe müssen wir noch schauen. Meine ist leider ziemlich arg verfärbt und müsste nach gearbeitet werden. Zu leicht soll es aber auch nicht werden. Aber 10-15% leichter als OEM (6,3 kg) wären ziemlich passend.
Wann ich den Motor wieder bei mir habe bzw. der Wagen wieder fährt ist noch völlig offen. Ich gehe aktuell aber davon aus, dass ich erst im August wieder fahren kann.
So viel also zur Saison 2020 