Beiträge von Oswald

    Sehr interessant dieser Beitrag:
    Der Grund der Katastrophe
    Warum eigentlich muss die Wirtschaft wachsen?
    Wie kann man nur eine so dumme Frage stellen? Und dennoch sollte sie gestellt werden.


    Die Wirtschaft muss wachsen aufgrund einer wesentlichen tieferen Ursache, die weitgehend aus dem kollektiven Bewusstsein unserer Gesellschaft (und vieler anderer Gesellschaften) verdrängt ist und wie ein Tabu behandelt wird: Es ist die Dynamik des Zinssystems, insbesondere des Zinseszinses, die im Laufe mehrerer Jahrzehnte gesamtwirtschaftlich sowohl die Verschuldung als auch die Geldvermögen krebsartig anwachsen lässt. Und wachsende Verschuldung bedeutet jährlich wachsenden Schuldendienst in Form von Zinsen, der von den Schuldnern aufzubringen ist und an die Gläubiger fließt.


    Fast jedes Kind weiß es: Geld wächst und wächst und wächst. Und in der Schule lernen die Jugendlichen die Zinseszinsformel kennen – und mit ihr das erstaunliche Phänomen, dass ein einmal fest angelegter Geldbetrag scheinbar ganz von selbst im Laufe von Jahren und Jahrzehnten immer schneller wächst. Man nennt das "exponentielles Wachstum".


    Hätte Josef zu Christi Geburt 1 Pfennig zu 5 Prozent Zinseszins angelegt, so wären daraus bis 1990 in Gold umgerechnet 134 Mrd. Goldkugeln vom Gewicht der Erde geworden.


    Und das aus nur einem Pfennig! Wenn es sich demgegenüber um Geldvermögen in Milliardenhöhe handelt, dann reichen schon einige Jahrzehnte aus, um sie in gigantischem Maße anwachsen zu lassen. Eine feine Sache für die Vermögenden, so scheint es – aber eine verheerende Sache für viele Schuldner. Den wenigsten ist aber bewusst, dass die Geldvermögen nur wachsen können, wenn irgendwo im Gesamtsystem die Verschuldung spiegelbildlich wächst. Vereinfacht ausgedrückt:


    Die Geldvermögen der einen sind die Schulden der anderen.


    Denn Geldvermögen wachsen durch die Zinserträge, und das sind die Zinslasten der Schuldner. Letztere müssen den aufgenommenen Kredit nicht nur tilgen, sondern auch jährlich Zinsen zahlen – und außerdem den Gläubigern noch eine Kreditsicherung bieten, auf die diese im Ernstfall zurück greifen können, wenn Tilgung und Zinsen nicht vereinbarungsgemäß gezahlt werden. Die Schuldner verlieren dann in Höhe der Sicherung ihr Eigentum, und wenn es sich um Grund und Boden handelt, verlieren sie im wahren Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen. Insgesamt müssen die Schuldner also mehr zurückzahlen, als sie an Kredit aufgenommen haben. Und dieses Mehr muss irgendwo herkommen. Wenn es sich um verschuldete Unternehmen handelt, müssen sie jährlich mehr produzieren und absetzen, das heißt: gesamtwirtschaftlich muss das Sozialprodukt wachsen – auf Dauer und im Durchschnitt mindestens mit der Rate des Kreditzinses. Wächst es aber langsamer, dann brechen immer mehr Schuldner unter der wachsenden Schuldenlast zusammen. Schuldner können dabei sein:


    - private Unternehmen
    - private Haushalte
    - öffentliche Haushalte (Bund, Länder, Gemeinden)
    - das Ausland (z.B. die Dritte Welt)


    Wegen der in wachsendem Maße aufzubringenden Zinslasten ist also ein entsprechendes Wirtschaftswachstum notwendig. Aber dies ist nicht nur aus ökologischer Sicht langfristig unvertretbar, weil es die Lebensgrundlagen immer mehr zerstört – es ist auch bei größten Anstrengungen auf Dauer gar nicht durchzuhalten und fordert zudem immer mehr Opfer. Wenn aber das erforderliche Wachstum ausbleibt, kommt es zu Krisen, zu Firmen- und Bankenzusammenbrüchen und steigender Arbeitslosigkeit.


    Man kann all dies auf das Versagen Einzelner zurück führen wollen, aber selbst wenn sich jeder Einzelne in seiner Rolle verantwortungsvoll verhalten würde, müsste es dennoch – zinssystembedingt – zu Krisen kommen. Bei wachsender Verschuldung ist es auch unvermeidlich, dass die Kreditsicherungen immer unsicherer werden müssen, weil sie auf Dauer und im Durchschnitt gar nicht exponentiell mitwachsen können. Also müssen immer mehr Kredite zu "faulen Krediten" werden, was die Banken in die Krise treibt. Das Zinssystem ist also des Pudels Kern! Und genau diese wesentliche tiefere Ursache bzw. der Verstärker verschiedener Krisentendenzen wird weitgehend tabuisiert. Stattdessen hört und liest man immer wieder von allen Seiten, dass zu wenig Geld da ist, um dringliche Aufgaben und Ausgaben zu finanzieren. Wenn aber die Verschuldung wächst, müssen doch auch die Geldvermögen wachsen, und die müssen sich in irgendwelchen Händen befinden. Eigentlich müsste die ganze Gesellschaft singen:


    "Wo sind die Milliarden hin? – Wo sind sie geblieben?"


    Und Antworten auf die Frage einfordern: An wen fließen denn eigentlich die jährlich zu zahlenden Zinsen, die ohne jede Diskussion zuallererst an die Gläubiger abgeführt werden müssen, bevor es an die Verteilung des übrig bleibenden Restes vom Kuchen des Sozialprodukts geht? Und welchen Beitrag leisten die Vermögenden zur Finanzierung des Staatshaushalts? – Eine weitere Frage wäre ebenfalls wichtig, offen diskutiert zu werden:


    Warum muss sich der Staat eigentlich mit Geld verschulden, auf das er Zinsen zu zahlen hat?


    Könnte er nicht auch selbst Geld schöpfen – in wohl dosiertem, nicht inflationärem Ausmaß, und zweckgebunden für gesamtwirtschaftlich wichtige Aufgaben, zum Beispiel notwendige Infrastruktur-Investitionen ("produktive Kreditschöpfung"? Beispiele dafür hat es in der Geschichte des Geldes verschiedentlich gegeben, und sie haben sich vielfach bewährt. Stattdessen wurde das Privileg der Geldschöpfung übertragen auf ein zum großen Teil privates Bankensystem, an das der verschuldete Staat und die verschuldete Gesellschaft schon laufend Zinsen zahlen müssen. Sogar manche Zentralbank, von der fast jeder annimmt, sie sei eine öffentliche Institution, ist entgegen allem Anschein in den Händen privater Anteilseigner – zum Beispiel die US-amerikanische Zentralbank "Federal Reserve System" ("Fed").


    Um auf die Dynamik des Zinssystems zurück zu kommen: Die wachsende Kluft zwischen Gläubigern und Schuldnern treibt nach einigen Jahrzehnten unvermeidlich zu Entwertungen von Vermögen und Schulden. Hyperinflation und anschließende Währungsreform ist eine mögliche Form, das Platzen von Spekulationsblasen eine andere. Deutschland hat im 20. Jahrhundert zwei Währungsreformen mit voran gegangener Geldentwertung durchlaufen – jedes Mal nach einem Krieg mit dramatisch gewachsenen Staatsschulden. Damit wurden jedes Mal die tumorartig gewachsenen Schulden mit einem "Währungschnitt" aus dem sozialen Organismus heraus operiert – und dabei unvermeidlich auch die entsprechenden Geldvermögen vernichtet. Aber die tieferen Ursachen der Erkrankung wurden weder erkannt noch behoben. Rund fünfzig Jahre nach dem Neubeginn sind neue Tumoren heran gewachsen und rauben dem sozialen Organismus immer mehr Lebenskräfte.

    Zitat

    Original von zwergschwein
    [quote]Original von Oswald
    Moin Holger,


    Ich bin heilfroh das mein Urlaubsantrag so kurzfristig durch ist :lol:


    mit farbigen Grüßen, Holger


    :D
    Ein Hoch auf deinen Chef :thumbup: :P


    scheint ja nen ordentlichen Kerl zu sein :lol: