Alles anzeigenFreunde ... der Brunnen ist fertig.
Bevor ich kurz schildere wie es lief, eins vorweg: NIE WIEDER!!! Was für eine eine beschissene Arbeit.
Die eigentliche Idee das Ding selbst zu bauen kam daher, dass ein entfernter Bekannter, einer meiner beiden Nachbarn, bereits mehrere Brunnen gebaut hat und es nach seiner Schilderung eigentlich keine große Sache ist. OK, dann auf die Worte des guten Mannes verlassen und ran ans Werk. In der Dimmension veranschlagen professionelle Brunnenbauer um die 3.500 EUR. Grob kalkuliert würde unsere Arbeit ca. 2 Mille sparen, der Rest sind Materialkosten. Zwei Tage Durchknüppeln und das Wasser sollte fließen ...
Zuerst haben wir vier Betonringe versenkt. Aus zwei Gründen: zum einen macht es die Bohrung einfacher, da das Gestell nicht so hoch gebaut werden muss. Außerdem soll der Druckbehälter und der Verteiler zu den drei Grundstücken unterirdisch installiert werden. Wettergeschützt und platzsparend. Also großes Loch ausgehoben und mittels zweier Stative und Flaschenzügen die Ringe eingesetzt.
Am Samstag drauf gings es um 7 Uhr los. Am Vorabend hatte ich noch ne Zahn-OP unter Vollnarkose, aber irgendwie hatte ich das bei der Terminplanung verpeilt. Da uns die Zeit wegrannte und ich drei Wochen später nochmal Papa wurde, gings nicht anders. Naja, dicke Fresse zwar, aber es war einigermaßen erträglich.
Weiter im Text: Der Bekannte vom Nachbarn sprach von einer Bohrung und einer Kiespumpe. Den 200mm-Bohrer haben wir uns vorher schonmal zeigen lassen und so wie vorgestellt ging es damit bis zu einer Tiefe von
ca. 3,50 m gut vorwärts. Der Aushub bleibt wenn der Boden trocken ist auf den Windungen liegen und kann dann Stück für Stück nach oben befördert werden. Bohrer rein, 10 Mal drehen, rauf holen und von vorne. Geschätzt werden das vllt 20 Mal gewesen sein. Ab 3,50 ging das sog. "Schichtenwasser" los. Ab da wars vorbei mit Bohren. Der Aushub bleibt nicht mehr auf dem Bohrkopf liegen, sondern rutscht beim Hochziehen zurück ins Bohrloch. Also Methodenwechsel: die Kiespumpe!
WAS FÜR EINE SCHEISSE!!! Unter Kiespumpe stellt man sich als Laie irgendeine elektrobetriebene Pumpe vor, die außer Wasser auch noch gröberes Material zu Tage fördert. Zumindest dachten das meine Nachbarn und ich. HAHAHA. Nix Elektro. Nix Hightech. Fucking Mittelaltertechnik war angesagt. Hätte ich im Vorfeld gewusst, wie mühsam das ist, hätten wir es machen lassen. Aber nun gabs kein zurück mehr. Die Blöße wollte sich keiner von uns geben.
Über unsere Betonringe wurde ein großes Dreibein gestellt. Darunter das in den Boden zu versenkende Brunnenrohr, welches für teuer Geld im Fachhandel erworben wurde (KG ist zu dünnwandig und hat kein Gewine - Bruchgefahr!). Die ersten vier Meter sind mit 0,3 mm starken Schlitzen versehen, durch die später das Wasser strömen wird. Nun besteht die eigentliche Arbeit darin, die Kiespumpe in das Brunnenrohr zu werfen, dann ruckartig wie blöd am Seil - welches über eine Rolle am Dreibein läuft - zu ziehen und somit das Erdmaterial in das Innere der Pumpe zu saugen. Das Brunnenrohr wird dazu mit Pflastersteinen beschwert und senkt sich somit bei jedem Hub ein paar mm ab. Im Klartext: Die Pumpe saugt dem Rohr den Boden weg und es rutscht somit Stück für Stück ins "Leere". Das macht man dann so lange bis die entsprechende Tiefe erreicht ist. Gerüstet waren wir für 20 meter.
Problem bei der ganzen Sache ist, dass man ja nicht weiß wie es da unten aussieht. So ist die Quote der "Leerfahrten" nicht unerheblich. Viele viele viele Male zogen wir die Pumpe hoch und es war nicht mal eine Handvoll Sand/Kies drin. Manchmal war die Pumpe unten, aber der Kolben senkte sich nicht ab. Weil z.B. Steinchen zwischen Kolbenstange und Gehäuse saß. Also wieder hoch, durchspülen und auf ein neues. Verdammt kräftezehrendes und demotivierendes Prozedere, aber anders gings nicht. Anders ist das 120er Rohr nicht in den Bohren zu kriegen.
Eigentlich sollten wir am besagten WE fertig sein, aber effektiv wurde es das volle WE, drei Abende á 3 Stunden in der darauffolgenden Woche, der volle Samstag drauf und nochmal 4 Abende nach Feierabend. Erst dann waren wir auf einer Tiefe von 16 Metern. Wobei nicht die reine Tiefe entscheidend ist, sondern vor allem ob die wasserführende Kiesschicht stark genug ist um nach dem Wegpumpen die Wassersäule im Rohr schnell genug wieder nachströmen zu lassen. Die Wassersäule ist nun also ca. 12 meter hoch und nach einer Stunde sandfrei pumpen glasklar! Befürchtungen, dass es bei gleichzeitigem Bewässern der drei Grundstücke Trockenlauf gibt, sind ausgeräumt. Der Plan ging auf!
Nun mussten noch die Gräben für die KG-Rohre zu den drei Zapfstellen gegraben und drei 100er Löcher in den Betonring gesetzt werden. Anschließend (Leer)Rohre rein und zuschütten. Im Frühjahr kommt dann die Pumpe ins Rohr, wird mittels Brunnenkopf "schwebend" gelagert, 1" Rohre durch die KG-Rohre zu den Zapfstellen verlegt und das Thema "5-Euro-pro-m³-Gartenwasser" ist für hoffentlich alle Zeiten erledigt.
Kosten (grob):
250 EUR Betonringe und Flaschenzüge
160 EUR Kiespumpe und Kleinkram
500 EUR Brunnerohr
100 EUR KG Rohre
800 EUR Wasserpumpe
600 EUR Druckschalter, Druckbehälter, Leitungen, Montagematerial, Ventile
Mit den Angeboten der Profis kann man das aber nicht ganz vergleichen. Die Brunneringe wären nicht dabei gewesen und auch nicht die Verteilung zu den Grundstücken.
Unterm Strich ist es ein tolles Gefühl sowas selbst gebaut zu haben, aber ein zweites Mal würde ich es nicht machen.
Die Klempnerarbeiten wurden für mich von Meistern aus sanitär bern ausgeführt, sie sind Profis auf ihrem Gebiet.
Guten Tag. Es ist cool, dass du es geschafft hast. Vor etwa 5 Jahren habe ich mein eigenes Privathaus gebaut und auch einen Brunnen gebohrt, was viel Geld und Mühe gekostet hat, da das Gelände ziemlich schwierig war. Aber am Ende war alles super