da könnt ihr euch ne Scheibe abschneiden, liebe FC Bayern !

  • Bruno Lawrence, Politiker in der indischen Provinz Goa, ist ein geachteter, ein wohlhabender, ein ehrgeiziger Mann, der weiß, dass er den Wählern nicht nur Sicherheit und Arbeitsplätze bieten muss, sondern hin und wieder auch einen guten Grund zum Feiern. Eines der Werkzeuge, die Lawrence benutzen kann, um dieses Ziel zu erreichen, ist der Zweitliga-Fußballclub Curtorim Gymkhana. Lawrence ist der einflussreichste Förderer des Clubs.

    Xavier Prazeras ist Geschäftsmann, auch er lebt in der Provinz Goa, auch er ist geachtet, wohlhabend, ehrgeizig. Und Prazeras kann, wie Lawrence, einen Zweitliga-Verein nutzen, um seine persönlichen Ziele zu erreichen. Prazeras gehört der Wilred Leisure Sports Club.

    In der vergangenen Saison lief es gut für beide Vereine. Vor dem letzten Spieltag im Februar stand Curtorim auf dem ersten Tabellenplatz, auf dem zweiten folgte punktgleich Wilred Leisure. Curtorims Mannschaft führte nur wegen des besseren Torverhältnisses.

    Die Regeln der indischen Fußball-Liga besagen, dass nur der Tabellenführer am Ende der Saison in die erste Liga aufsteigen darf. Aus diesem Grund waren am letzten Spieltag die Spiele von Curtorim und Wilred Leisure die wichtigsten der Saison. Curtorim trat gegen Sangolda Lightening an, Wilred Leisure spielte gegen die Mannschaft des Dona Paula Sports Club. Curtorim musste auf Grund seines besseren Torverhältnisses nur gewinnen, um den Sprung in die erste Liga zu schaffen. Wilred Leisure musste nicht nur gewinnen, die Mannschaft musste sieben Tore mehr schießen als Curtorim.


    Aus der "Frankfurter Allgemeinen"
    Einige Tage vor dem letzten Spieltag kursierten Gerüchte, dass beide Spiele nicht durch fußballerisches Können entschieden werden, sondern durch Geld. Deshalb setzte der Fußball-Verband Goas Spielbeobachter zwischen die Fans.

    Sie waren nicht die Einzigen, die den Spielverlauf argwöhnisch verfolgten. Curtorim schickte Beobachter los, die Wilred Leisure beobachten sollten. Wilred Leisure schickte Kundschafter los, die jedes Tor von Curtorim meldeten.

    Das erste Tor fiel in der vierten Minute, im Spiel Curtorim gegen Sangolda Lightening. Der Torschütze war ein Spieler Curtorims, die Mannschaft führte 1:0, und so blieb es bis zum Ende der ersten Halbzeit. Es schien ein ganz normales Fußballspiel zu sein.

    Im zweiten Spiel des Tages schienen die Gegner von Wilred Leisure seltsam viel Pech zu haben. Wenige Minuten nach dem Anpfiff stand ein Stürmer unbedrängt vor dem Tor von Wilred Leisure und schoss erstaunlich weit am Tor vorbei. Einem zweiten Stürmer erging es ähnlich. Auch zwischen ihm und dem Tor stand nur der Torwart - der Schuss verfehlte das Ziel um mehrere Meter. Die ersten Pfiffe von den Zuschauerrängen waren zu hören.

    Wilred Leisure dagegen schien vom Glück verfolgt zu sein. Sieben Angriffe vollendeten die Stürmer, 7:0 stand es am Ende der ersten Halbzeit.

    Das meldeten die Spielbeobachter von Curtorim ihrer Mannschaft, und Curtorims Gegner, die Spieler von Sangolda Lightening, erfuhren das wohl auch. Denn in der zweiten Halbzeit bewegten sie sich nur widerwillig in die gegnerische Spielhälfte, und wenn sie sich doch dorthin verirrten, verloren sie den Ball möglichst schnell an einen Spieler von Curtorim.

    Der Schiedsrichter dieses Spiels ermahnte die Spieler von Sangolda, er annullierte Tore Curtorims, die ganz offensichtlich ohne Gegenwehr von Sangolda zu Stande gekommen waren, er zeigte einem Verteidiger Sangoldas die gelbe Karte wegen unsportlichen Verhaltens. Am Verlauf des Spiels änderte das nichts. Am Ende stand es 61:1. Das Gegentor gelang Sangolda in der 73. Minute.

    Während Curtorim Tor um Tor schoss, versuchte die Mannschaft von Wilred Leisure verzweifelt, noch mehr Tore zu schießen. Die Mannschaft konnte sich dabei auf die Kooperation des zweiten Teams auf dem Platz verlassen, dessen Spieler viermal ins eigene Tor trafen.

    Am Ende stand es 55:1. Wilred Leisure war es nicht gelungen, mehr Tore zu schießen als Curtorim. Curtorim würde in die erste Liga einziehen. So sah es aus, für kurze Zeit.

    Dann verkündete ein Sprecher des Fußball-Verbands von Goa, dass alle vier Clubs wegen offensichtlicher Unregelmäßigkeiten für mindestens ein Jahr gesperrt seien.

    "Es ist unglaublich, es ist beschämend", sagt Savio Messias, der Geschäftsführer des Verbands, "wir haben hier einen Fall von Rivalität, der absurde Ausmaße erreicht hat." Messias setzte eine Kommission ein, deren Mitglieder den Skandal immer noch untersuchen.

    Sogar Bruno Lawrence, der Politiker, der wohlhabende Förderer seines Vereins, kritisiert in der Öffentlichkeit, was vorgefallen ist. Dem "Indian Express" sagte er: "Was passiert ist, ist schlimm." Und er fügte hinzu: "Aber Geld ist nicht geflossen. Unser Club ist ehrenhaft."