Da ich noch keine der oben genannten Modelle gefahren bin, mich aber in der Klassikszene ein klein wenig auskenne, hier meine Gedanken dazu:
Beim 944er und 968er sehe ich die Erstauteilversorgung entspannter. Beim S2000 gibt es bereits jetzt keine ganzen Austauschmotoren mehr, sondern nur noch (mit Betonung auf "noch") Motoren in Einzelteilen, bis das Lager demnächst leer ist. Schlachtfahrzeuge sind selten.
Beim 996 kannst Du, wenn es kein GT3 ist, davon ausgehen, daß die erste Maschine nicht sehr lange halten wird. Daher bekommt man ihn auch recht preiswert. Wasserkühlung und Boxsteroptik vorne sind für viele Puristen auch nicht so reizvoll. Innen könnten die Materialien auch etwas hochwertiger sein. Man merkt, daß Porsche damals sparen mußte.
Wenn man vor 5 Jahren noch mit einem 993 eingestiegen wäre, hätte man vom Wert her aus heutiger Sicht einen guten Schnitt gemacht. Ich bezweifel, daß der 996 in den kommenden 10 Jahren eine ähnliche Wertentwicklung durchmachen wird.
Wenn Du in Richtung Oldtimerei denkst und deine Fahrzeuge in Zukunft auch bei Oldtimerrallyes einsetzen möchtest, bist Du mit Porsche (oder noch schlimmer Mercedes) einer von vielen. Es besteht bei begrenzter Teilnehmerzahl bei einigen Herstellern ein Überangebot. Mit einem sehr seltenen S2000 gehe ich aber davon aus, daß Du mit einem solchen Exoten gerne im Starterfeld aufgenommen wirst.
Weiterer angenehmer Punkt beim S2000: Du fliegst damit unterhalb des Neid-Radars. Die Reaktionen auf den S sind andere als bei BMW oder Porsche. Viele können den S nicht einordnen, wobei Kenner mit der Zunge schnalzen. Die unterschiedlichen Reaktionen von Passanten habe ich selber schon live erlebt, als ich mit der BMW-Truppe unterwegs war. Mit einem S2000 hast Du einen sympathischen Exoten.
Honda tut leider nicht viel für seine Oldtimer. Bei Porsche gibts eine eigene Abteilung für die Ersatzteile historischer Fahrzeuge, ebenso wie bei BMW. Bei Honda leider nicht. Daher sehe ich die langfristige Ersatzteilversorgung als ehestes Manko beim S2000 an.
Ich hätte mir damals auch einen Boxster oder Z3 oder Z4 kaufen können, aber die haben mich nicht so gereizt. Das sind gute Autos, aber auch Massenware. In Hamburg steht an jeder Ecke einer.
Der S2000 hat ein einzigartiges Motorenkonzept und damit ein Alleinstellungsmerkmal. Nicht nur in seiner Klasse, sondern überhaupt für seine Produktionsdauer und auch darüber hinaus. Ein Fahrzeug mit einem solchen Motor wird es in Zukunft wegen Abgasvorschriften etc. nicht mehr geben. Der legendäre Motor wurde beim S2000 in eine wunderschöne Hülle gesteckt. Ich finde das Design einfach nur hammermäßig.
Auch innen mit dem Drehzahlmesser wie damals in der Formel 1. Das ganze wurde außerdem mit einer derart hohen Verarbeitungsqualität mit hohem Handarbeitsanteil zusammengebaut, daß ich mich heute noch frage, wie Honda es geschafft hat das ganze Paket so günstig anzubieten und auch noch Gewinn damit zu machen.
Ein weiterer Punkt der für den S2000 spricht ist die Sonderstellung, die er innerhalb der Modellpalette hat. Der erste Frontmotor-Honda mit Heckantrieb seit jahrzehnten, das ganze entwickelt zum 60jährigem Firmenjubiläum von Ingenieuren, die ihr Knowhow aus dem Rennsport in den S2000 einfließen lassen haben.
Der S2000 ist vom Fahrgefühl nicht "glatt", sondern hat Ecken und Kanten. Heute nennt man sowas Charakter, den andere Fahrzeuge so nicht mehr haben, es sei denn, man greift gleich ganz hoch ins Regal. Aber in seiner Klasse war der S2000 schon immer ein Fahrzeug mit eigenem, unverwechselbaren Charakter. Mit "Ecken und Kanten" gewinnst Du keinen Vergleichstest in der AutoMotorSport, aber die Herzen.
Das ist so das, was mir eben auf die schnelle zum Thema einfällt.
Auch ich würde sagen: Mache eine Probefahrt, aber auch in seinem Revier, der kurvigen Landstraße. Auf der Autobahn oder nur in der Stadt wirst Du das Spaßpotential nicht erfahren können. Danach würde ich dann entscheiden.
Alex 