• Diesen Beitrag habe ich im St.Galler Tagblatt vor einiger Zeit gelesen:


    Traum vom Rennwagen-Eigenbau
    Junger Schweizer baut in Liechtenstein Konkurrenz zu Ferrari & Co.
    In Liechtenstein wird ein Sportwagen gebaut, der gegen Ferrari und Maserati antreten soll. Ein junger Schweizer Unternehmer verwirklicht sich damit seinen Traum vom eigenen Auto.

    Günther Meier

    Der «Orca» war Anfang Oktober der Star an der Ausstellung «Auto-Emotionen» in Bern: In auffälligem Orange, die Flügeltüren hochgestellt, zog der superflache Sportwagen die Blicke der Autofans auf sich.

    Der schnelle Flitzer setzt neue Massstäbe in Leistung, Leichtbau, Aerodynamik und Design. Verwirklicht hat ihn René Beck, ein junger Schweizer Unternehmer. Der Prototyp, der an der «Auto-Emotionen» die Herzen von Autofans höher schlagen liess, hat die Feuertaufe bereits hinter sich: Über 40 000 Kilometer stehen auf dem Tacho, erprobt auf Rennstrecken - und auf normalen Strassen, denn die Zulassung als Strassenfahrzeug für die Schweiz und Liechtenstein liegt vor.

    Leichtgewicht mit Powermotor
    Nicht nur in der «Auto-Emotionen» stiess der «Orca C 113» auf Interesse und Aufmerksamkeit, sondern auch unterwegs auf seinen Fahrten. Die Leistungen können sich sehen lassen: Den Paradesprint von 0 auf 100 km/h legt der «Orca» in knapp drei Sekunden hin, die Höchstgeschwindigkeit liegt jenseits von 360 Stundenkilometern. Kraft schöpft das Leichtgewicht mit nur 850 kg aus einem 8-Zylinder-Motor, der mit zwei Turboladern 650 PS abgibt. Das maximale Drehmoment beträgt 900 Newtonmeter bei 4200 Umdrehungen pro Minute. Der Leichtbau wurde möglich durch die Verwendung von Aluminium, Magnesium und Titan beim Chassis sowie von Carbon und Kevlar bei der Carrosserie. Das knapp einen Meter hohe Gefährt erreicht beim Luftwiederstand Traumwerte. Alles ist bis ins letzte Detail durchgeplant, nur der Name ist Zufall: Ein Mädchen erinnerte das flache Sportauto mit den kühnen Formen an «Free Willy», den Killerwal aus dem Fernsehen - seither hat René Beck für das Sportauto einen Namen: «Orca C 113». C steht für Coupé, 1 für sein erstes eigenes Auto, 13 soll Glück bringen. Der «Orca» soll eine Exklusivität bleiben, mehr als 99 Coupés werden das Werk nicht verlassen. Geplant ist eine Roadster-Version und als i-Tüpfelchen der «Orca SC - Street Competition»: Noch schneller, noch stärker - eine spartanisch ausgestattete Rennversion.

    Schwierige Investorensuche
    So faszinierend der «Orca» aussieht, so schwierig war für den Jungunternehmer René Beck die Suche nach Investitionskapital. Bevor der «Orca C 113» als Prototyp zu bewundern war, musste sich René Beck mit Absagen zufrieden geben: Das seien Fantastereien. Jetzt, nachdem das Auto gefahren werden kann, scheuen Investoren das Risiko. Nach verschiedenen Betteltouren hat René Beck mit seinem Partner eine Tugend aus der Not gemacht. In Nendeln entstand eine zweite Firma, die «Carbon Design Tuning Ltd.». Autos und Motorräder werden nach den Wünschen der Besitzer getunt - optisch aufgemotzt und mit noch mehr Leistung ausgestattet. Die Mittel für den Bau des Autos läppern sich auf diese Weise zusammen. In Serienreife soll der «Orca C 113» im März 2005 am Genfer Autosalon stehen.

    René Beck

    Der 37-jährige René Beck stammt aus dem Berner Oberland, ist aber in Rüfenacht, in der Nähe der Stadt Bern, aufgewachsen. Zusammen mit Ralph Beck, einem Liechtensteiner mit gleichem Namen, aber ohne verwandtschaftliche Beziehung, gründete er die Firma «Orca Engineering Ltd.», die im liechtensteinischen Nendeln den «Orca C 113» baut. Der Dritte im Bund ist der Ostschweizer Fredy Lienhard, zuständig für Testfahrten und Abstimmung des Wagens.

    Die Idee, ein eigenes Auto zu bauen, hat René Beck schon seit seinem 20. Lebensjahr im Kopf, als er sein erstes Auto, einen schnellen Kleinwagen, kaufte. Der gelernte Konstrukteur baute zuerst ein Holzmodell. Rund fünf Jahre und viel Geld brauchte er, bis 1997 sein Traumauto fertig war. Zwei Jahre später konnte er den «Orca C 113» erstmals als fahrbereites Fahrzeug an der Ausstellung «Auto-Emotionen» in Bern vorstellen. René Beck ist verheiratet und hat zwei Kinder. Während der Woche tüftelt er in Liechtenstein an seinem «Orca», das Wochenende verbringt er in der Regel mit seiner Familie in Bern. Beruf und Familie will Beck trennen. Seine Frau und seine Kinder sind aber auch begeistert vom Rennwa-gen. (G.M.)