So Leute, am Freitag sind wir von unserem Gardasee-Kurztrip zurückgekommen. Den Empfehlungen hier folgend, haben wir auf dem Runterweg erst einmal den Reschenpass probiert, dann zurück durch's Tal Richtung Bolzano, ab da Autostrada bis zum See. Wir wollten für den Hinweg nicht allzu lange brauchen, und ich muss sagen: diese Fahrt war auch eher enttäuschend. Der Reschenpass alleine ist eher harmlos, insbesondere wenn man hinter Bussen etc. festhängt. Nach knapp eineinhalb Stunden mehr als die reine Brennerfahrt gedauert hätte gab es dann aber das erste Fotos vom S in italienischer Atmosphäre...
Der Urlaub selbst war sehr schön (Glück mit dem Wetter, im Vergleich zu D), aber autofahrtechnisch eher ereignislos. Eine Rundfahrt um den See mit Stops in den üblichen Highlight-Orten, sowie einen Abstecher in Bergdörfer und auf Bergstrassen am Westufer. Prinzipiell kann man hier Spass haben, wenn man nicht ausgebremst wird: das beste Teilstück durfte ich hinter einem Fiat aus Esslingen herschleichen Da fährt man hunderte Kilometer, um mal seinen Frieden zu haben, und dann... Im weiteren Verlauf dieses Ausflugs kamen hauptsächlich Strassen wie aus dem Hinterland-Hügeln von LA - zwar nix los, aber viel zu eng und zu wenig Sicht, um wirklich schnell zu fahren. Erste-Gang Strecken...
Ansonsten haben wir uns den Spass gemacht und mal ein Motorboot geliehen - das kann man in Limone nämlich, ohne Schein oder sonst was. Natürlich mit nem HONDA-Aussenborder
Sehr spassig - würde ich dort wohnen, hätte ich auch sowas. Bei Vollgas schluckt so ein Ding aber locker 20l/Stunde, das ist nicht ganz ohne wenn man bedenkt, dass man dafür nicht wirklich weit kommt. Aber dafür deutlich entspannter als auf den Strassen um den See. Apropos: da bekommt man wirkliche Traumverbräuche hin! Stundenlang mit 50-60 km/h, im fünften und sechsten Gang... bringt man den S ganz locker weit über 500km pro Tankfüllung. Ich bin seit diesem Urlaub auch mal wieder aufs Neue überrascht/genervt von unseren holländischen Nachbarn - egal wo man ist, es kann der hinterletzte Winkel in der italienischen Pampa sein: ein Holländer ist fünf Minuten vorher da, um einen dann dazu zu nötigen, mit 30 hinter ihm her zu eiern. Ich bin überzeugt, sollte es die kommenden Jahre mal mit einer Marsmission klappen, und hätten die Astronauten dann so einen Rover dabei wie damals auf dem Mond - nach der ersten Biegung um einen Hügel werden sie hinter einem silberfarbenen Toyota Yaris mit gelbem Nummernschild festhängen.
Wir hatten insgesamt aber Glück (=gute Planung) dass wir vor den allgemeinen Sommerferienzeiten da waren, man kam relativ gut überall durch.
Der Hammer war aber die Rückfahrt. Wir wollten komplett auf Autobahn verzichten, und statt dessen ein paar interessantere Passagen als auf dem Hinweg mitnehmen. Der Plan war also, ab Gargnano nach Westen, am Lago d'Idro vorbei nach Breno, nördlich über Bormio, das Stilfser Joch, Reschenpass und Samnaun zurück über den Fernpass ins Allgäu. Nach einem letzten Blick auf den See
und ein paar sehr geilen Passagen durch das Bergland zum Eridiosee kam aber die erste Überraschung: die italienischen Spassvögel (nennt man auch Strassenarbeiter) hatten mitten in der Pampa, ohne Umleitungsschilder an der letzten Kreuzung 10km vorher oder sonstige ähnlich abwegige Aktionen, einfach komplett die Strasse gesperrt, wegen Arbeiten an einem Tunnel. Da kamen nicht mal Fahrradfahrer durch... Zu dem Zeitpunkt haben wir uns das erste Mal richtig gefreut, vor der Abreise noch neun Euro für eine detaillierte Karte der Gegend ausgegeben zu haben, und sind ein paar Kurven zurück gefahren, zu einer Abzweigung die man allerdings von sich aus niemals in Erwägung gezogen hätte. Auf eine kilometerlange, einspurige Strasse durch die Berge und Wälder, auf der uns zum Glück nur drei Autos entgegenkamen, immer an Stellen mit Ausweichmöglichkeit. Als wir auf die Strasse eingebogen sind kam da gerade ein LKW raus, ein Mülllaster - ich frage mich immer noch, wie der auf dieser Strasse je an nem anderen Wagen vorbeikommen konnte.
Das ging mindestens eine dreiviertel Stunde so wie im Bild gezeigt, bis zum ersten Dorf ohne Wegweiser oder sonstigen Tand - wiederrum, die gelobte Karte hat geholfen. Nachdem uns dieser Umweg insgesamt locker eineinhalb Stunden gekostet hat, endlich am Lago d'Idro angekommen, und ich muss sagen: sehr sehr schöne Ecke da. Kann man auch mal hin zum Urlaub machen...
Die Highlights hier beschränken sich ansonsten auf einen brennenden LKW, der hatte wohl ein Problem mit der Motorkühlung... aber weiter, Richtung Breno und von da über eine schöne neue, teils zweispurige Bundesstrasse nach Edolo - eine Wohltat nach der Umleitungsodyssee zuvor.
Jetzt kam der nächste Spass: wir wollten eigentlich links rum, über Tirano nach Bormio, haben aber irgendwie an einer Kreuzung die Schilder verpasst und sind nach Ponte di Legno gefahren (Interessierten empfehle ich, das hier mit Google Earth nachzuvollziehen :). Ich dachte mir was soll's, sieht auf der Karte auch nicht deutlich schlimmer aus, sind halt etwas kleinere Wege...
Hehe.
Ich sags mal so: nach der wiederum erfolgreichen Wegfindung in Ponte di Legno Richtung Bormio gings eine Weile ganz gut los, schöne Serpentinen, bergauf, passt.
Auf einmal wurde aber auch diese Strasse wieder einspurig... und die Kurven so eng und die Geraden so kurz, dass es sich wieder kaum gelohnt hat, in den Zweiten zu schalten. Motorrad-Eldorado. Und so ging es, Ecke um Ecke um Ecke um Ecke... nach einer Weile machten sich ringsrum die Bäume rar, aha, Baumgrenze... und weiter, Ecke um Ecke um Ecke... und irgendwann, nach einer weiteren lockeren halben Stunde, am Pass angekommen - aha, über 2600 Meter! Nicht schlecht dafür, dass man sich eigentlich nur verfahren hatte.
Danach das Ganze natürlich wieder runter, da hat die Kupplung den ersten Vorgeschmack bekommen auf das was noch kommt. Hat sich aber wacker gehalten...
Weiter im Text - von Bormio auf die SS40, zurück Richtung Reschen. Ja da war noch was, was ich auf der Karte ebenfalls unterschätzt habe, und zwar das Stilfser Joch. Wir sind da von Süden kommend raufgefahren, und das kann ich hier als Tip geben - richtig geil! Genug Platz, meisstens genug Sicht, schöne Kurven, ein paar Geraden dazwischen dass man auch mal aus dem ersten Gang rauskommt - wirklich seeehr geil. Die Autofahrer, die ich vor mir hatte, haben nach ein oder zwei Kurven freiwillig Platz gemacht (falls nötig), wo gibts denn sonst sowas? Die üblichen bescheuerten Mopedfahrer - ui, ich bin ja sooo schnell, ups, wieso ist der denn nach der Kurve schon wieder 100 Meter weg? - aber insgesamt wirklich die geilste Strecke die ich bis jetzt in meinem Leben gefahren bin.
Allerdings habe ich innerlich schon ein bisschen geblutet zu dem Zeitpunkt - wir waren ja schon um die fünf Stunden unterwegs, hatten schon den ersten Pass mit über 2600 Meter komplett rauf und wieder runter hinter uns, und nun jage ich den Wagen wieder in Richtung Schneefallgrenze einen Berg rauf - und diesmal ohne Gnade, weil ja Strecke geeignet...
Oben angekommen erst mal gestaunt - knapp 2800 Meter hoch gings diesmal, und da liegt ja sogar noch Schnee...!
Sieht man auf dem Bild zwar nicht, aber auch hierher verschlägts vor allem Motorradfahrer. Es hat nur so gewimmelt... und Fahrradfahrer. Es scheint auf diese Leute einen besonderen Reiz auszuüben, sich bei der Fahrt auf 2800 Meter die Seele aus dem Leib zu kotzen (einmal dort live gesehen). War ganz lustig da oben - um uns herum überall die Biker in voller Montur, am bibbern und heisse Wurst essen und sich freuen dass sie's geschafft haben, und wir springen in Gardasse-Sommerklamotten aus dem Cabrio, machen Fotos, und düsen weiter Ein bisschen surreal, da oben hatte es gerade mal 8 Grad. Aber der S hat dank Bergauffahrt gut geheizt, ich habe den Auspufftrakt unter dem Innenraum zu schätzen gelernt
Ja, und dann der Blick auf das was uns bei der Abfahrt erwartet...
Mir ist beim Gedanken an meine Bremsen und Kupplung schon wieder ganz schummrig geworden... und ich habe es bergab richtig schön langsam angehen lassen. Die Kurven wieder eklig eng, viel Radfahrer- und Mopedverkehr (und ein R8, der gerade bergauf nen Pulk Porsches abgehängt hatte, was haben die sich bemüht da hinterherzukommen :-), und diese Abfahrt zieht sich ja wirklich ewig. Es kam mir vor als hätten wir zwei Stunden gebraucht bis ins Tal. Tja, diese Abfahrt hat mir auch ausdauertechnisch den Rest gegeben - nachdem wir endlich wieder im Tal waren bin ich brav die Bundesstrasse entlang gecruised, und nach einem kurzen Tankabstecher nach Samnaun (schon wieder Kurven!) waren wir heilfroh, als wir nach guten 10 Stunden Fahrzeit endlich wieder in Deutschland waren, und ich dem Wagen eine wohlverdiente Pause gönnen konnte.
Der Honda hat uns über zwei Pässe mit jeweils über 2600 Meter, durch wirklich zahllose Kurven, Vollgas- und Vollbrems-Passagen, bei Temperaturen Richtung 30 Grad am Gardasee bis runter auf 5 Grad auf den Bergen, ohne ein Mucken nach Hause gebracht, bei voller Zuladung. Dafür wurde er gestern noch zwei Stunden lang generalgeputzt, und hat heute seinen freien Tag.
Ein geiles Auto.
P.S.: Sonny, wir waren im Hotel Garden - gut und preiswert. Die Küche haben wir allerdings nicht getestet, wir hatten dort nur Frühstück gebucht.