Original von Los Eblos
Die Informationen da im Essex Learning Center sind cool. Die zeigen da sehr gut die Einfahrprozedur, und erklären auch, WARUM das SO richtig ist. Da kommt noch mal Licht ins Dunkel.
Grundprinzipien:
1. Pads arbeiten im kalten Zustand abrasiv. Sie schrapeln auf der Metalloberfläche der Scheibe rum, reiben, tragen dabei verstärkt Material von der Scheibenoberfläche ab.
2. Pads im heißen Zustand arbeiten adhäsiv. Sie hinterlassen auf der Oberfäche der Scheibe eine dünne Schicht ihres eigenen Materials und gleiten auf dieser Schicht. Der Verschleiß ist in diesem Zustand minimiert, die Bremswirkung wird optimiert und die Fadinggrenze wird in höhere Temperaturbereiche verschoben. Scheibe und Belag bremsen bei weniger Hitzeentwicklung besser.
3. Ein ordinäres Straßenpad kommt bei viel geringeren Temperaturen bereits in den adhäsiven Arbeitsbereich. Ein Racepad erreicht den Zustand erst bei viel höheren Temperaturen. Dafür befindet sich beim Racepad der Punkt, ab dem Fading einsetzt, wunschgemäß auch auf einem viel höheren Niveau.
Diese drei Punkte wissend, kann man folgende weitere Punkte ableiten und leicht verstehen:
4. Man muss die Pads und Scheiben im Rahmen einer Einfahrprozedur so sehr auf Temperatur bringen, dass der Transfer des Belagmaterials auf die Oberfläche der Scheibe passiert. Dies ist beim Straßenpad viel einfacher, als bei einem krassen Racepad. Wie Scheiben und Beläge vorher und nachher aussehen sollten, zeigt das Video. Auch wie man diesen Tansfer hinbekommen kann.
5. Wenn man Bremsbeläge längere Zeit unterhalb der Betriebstemperatur benutzt, also im abrasiven Bereich, dann hobelt mal sich diese in Punkt 4 hergestellte Gleitschicht wieder weg.
6. Ist die Gleitschicht auf der Scheibe ungleichmäßig, erntet man Rubbeln, Quietschen und schlechtes Bremsgefühl. Es gibt sicher viele Wege, die zu einer ungleichmäßigen Scheibenoberfläche führen. Und deswegen gibts auch viele Gründe, warum Bremsen suboptimal sein können.
7. Wenn man mit sehr heißen Bremsen plötzlich bis in den Stillstand bremst, verbleibt an der Stelle, wo der Belag zu stehen kommt, zu viel Material des Belages auf der Scheibe. Die Folge ist Rubbeln, weil die Scheibe dann rund herum nicht mehr die gleichen Eigenschaften besitzt.
8. Wechselt man von Race- auf Straßenpads, und später wieder zurück, dann überlagert/stapelt man unterschiedliche Belagmaterialien auf der Scheibe. Das geht in den seltensten Fällen gleichmäßig von statten. Wieder erntet man Rubbeln.
9. Will man von Racepads zurück auf Streetpads, so bedient man sich den starken abrasiven Eigenschaften des zu kalt benutzten Racepads. Man bremst so lange mit maximal kalter Bremse, bis die Scheiben rauh und metallisch silbrig geworden sind. Dann ist die Belagmaterialschicht auf der Scheibe weggeraspelt und man kann die Scheiben nun mit den Straßenpads neu einfahren.
10. Beim umgekehrten Wechsel von Straßen- auf Racepads nimmt man die Racepads rein, benutzt sie wieder solange im zu kalten, abrasiven Arbeitsbereich, bis die Scheibe sauber ist, und beginnt dann, die Schicht des Racepads auf die Scheibe zu transferieren. Also neues Einfahren.
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Mit so ein paar Informationen, die in den Foren dieser Welt irgendwie nie jemand parat zu haben scheint (in denen ich las/googelte), ergibt wieder alles einen wunderbaren kausalen Zusammenhang. Einmal das Prinzip verstanden, lassen sich Dinge, die immer irgendwie diffus waren, meist viel einfacher verstehen.
Sind jetzt Fragen offen? Dann lasst sie uns diskutieren. Ich möchte wetten, es wird sich da zu jedem Phänomen eine ins Bild passende Begründung finden.