Hallo Leutz,
ok, ich bin ein bischen Spät, aber hier ist die Fortsetzung unserer erfolgreichen Roadster- und Sportwagen Studie.
Viel Spaß beim Lesen
Autobahnraser, made by Nissan
Natürlich darf der jetzt schon meistverkaufte Sportwagen in den USA und natürlich Japan nicht in unserer Testreihe fehlen. Der Nissan 350 Z Coupe vereint viele positive Sportwagen-Eigenschaften, die man bei anderen Herstellern nur einzeln findet, zumindest, was unseren Geschmack angeht.
Rein subjektiv bietet der 350 Z porsche-ähnlichen Fahreigenschaften und Motorsound, modernes Design wie bei Mazda, Komfort wie bei Mercedes und eine Verarbeitungsqualität wie bei VW.
Die folgenden Schilderungen sind wie üblich gefärbt mit der Art wie wir unseren ganz persönlichen Fahrspaß definieren, dabei spielt Alltagstauglichkeit in dieser Fahrzeugkategorie bis 50.000 Euro natürlich eine untergeordnete Rolle.
Nissans derzeitiges Topmodell bringt viele gute Basisbedingungen mit, die einen solchen Sportwagen in die erste Reihe der begehrten Sportspielzeuge bringen. Bulliges Äußeres, ein kraftvoller Motor, eine reichhaltige Innenausstattung und einige Feinheiten, die eindeutig aus dem Motorsport kommen, wie z.b. die Brembo Bremsanlage, oder, die auffällig verkleidete hintere Domstrebe.
Modern sieht er aus, ja fast modisch sogar. Vorne vielleicht etwas zu rundlich und nicht so aggressiv. Dennoch fordert er mit seinen Xenon-Lichtern langsamere Linksfahrer erfolgreich zum Räumen der Spur auf. Von der Seite betrachtet schweift der Blick des Sportfans direkt auf die schönen großen 18-Zöller und die goldlackierten Brembo-Bremssättel mit rotem Schriftzug. Einzig die zu eckig geratenen Seitenspiegel passen irgendwie nicht in die abgerundete Silhouette. Der schöne Rücken des 350 Z kann auch entzücken, denn die dezente Abrisskante des Kofferraumdeckels, die großen verchromten Endrohre und die zur Seite geschwungenen und rote eingefärbten Heckleuchten harmonieren perfekt. Aber auch hier macht sich ein unschönes Detail bemerkbar, nämlich die wohl aus empfangstechnischen Gründen überlange Radioantenne, die fast wie eine Peitsche im Wind steht.
Der Einstieg gestalte sich überraschender Weise so einfach, wie in einer üblichen Mittelklasse-Limoline. Eine groß bemessene Tür und eine relativ hohe Sitzposition erfordern jedenfalls keinerlei Verrenkungen, was schon den Rückschluss zulässt, dass es sich beim 350er um keine reine Fahrmaschine handelt, sondern um einen Sportwagen mit vielen angenehmen Komfortmerkmalen. So auch die bequemen Ledersitze, die zwar elektrisch und vielfältig verstellt werden können, aber in schnellen Kurven zumindest für mich als schlanke Person zu wenig Seitenhalt bieten. Dabei wirbt Nissan damit, das die unterschiedlichen Sitze speziell auf die Bedürfnisse von Fahrer und Beifahrer abgestimmt sind.
Kaum hat man das für einen Sportwagen viel zu große, aber schöne und griffige Lenkrad umfasst, blickt man auf die drei großen, sehr gut ablesbaren und schnörkellosen Rundinstrumente. Wie es sich für einen Sportwagen gehört, steht hier die Drehzahl im Mittelpunkt und die Geschwindigkeit ebenfalls als Analoganzeige auf der rechten Seite. Links zeigen zwei „Schätz-Eisen“ die ungefähre Wassertemperatur und den Tankinhalt an. Zur Entschuldigung sei gesagt, dass der Bordcomputer aber die Restkilometer bis zum nächsten Tankstopp ausrechnet. Eine Besonderheit ist, dass sich der Hauptträger der drei Instrumente mit der vertikalen Verstellung des Lenkrades mit verstellt. Somit ist gewährleistet, dass das Lenkrad die Instrumente nicht verdecken kann.
Völlig unergonomisch sind die 4 Zusatztasten zur Regulierung der Armaturenbeleuchtung und der Bedienung des Bordcomputers angebracht. Die Helligkeitsregelung wird man ja nur selten benutzen, aber gerade das Umschalten der Bordcomputeranzeige ist schon häufiger der Fall. Es ist geradezu gefährlich, das man zum Erreichen dieser Taste mit ausgestrecktem rechten Arm am Lenkrad vorbeigreifen muss, um durch mehrmaliges Drücken das Display umzuschalten. Ein weiterer Knopf im Tastenfeld des Lenkrades wäre die eindeutig bessere Lösung gewesen.
Über der CD/Radio Kombination in der Mittelkonsole befinden sich drei kleine, zum Fahrer gerichteten Rundinstrumente mit Multifunktionsdisplay für den Bordcomputer, sowie analogen Anzeigen für Öldruck und Batteriespannung. Allerdings hätte ich eine Öltemperaturanzeige lieber gewünscht als ein Voltmeter, damit ich sehen kann, wann die Warmfahr-Phase vorbei ist und eine Öltemperatur von 80 Grad erreicht ist. Ebenfalls überflüssig finde ich, dass zu Audio CDs auch noch Compact-Casseten abspielbar sind und der Kassettenschacht so wertvollen Platz in der Mittelkonsole beansprucht. Mann, wer braucht denn so was antiquiertes noch...? Der 350 Z ist doch kein Oldtimer! Gerade Compact-Cassetten verlieren im aufgeheizten Auto auch schnell an Klangqualität, es sei denn, man verwendet hochwertige Reineisen-Bänder.
Die Klangqualität des 800 Euro teuren Bose 250W Klangsystems kann sich hören lassen. Zwar sind die Höhen nicht sehr ausgeprägt und gut zu orten aber der hinter dem Fahrersitz platzierte Subwoofer leistet gute Arbeit im Tiefbassbereich. Abgesehen von der langweiligen Bedientafel und dem schnöden Display handelt es sich hier um ein Audiosystem der besseren Art.
Obwohl der Nissan im Innenraum sehr breit und ausladend ist, sind praktische Ablagemöglichkeiten rar, speziell wenn das Navigationssystem ein Ablagefach belegt und ein Telefon in der rückwärtigen Mittellehnen-Box installiert ist. Der Eine mag das als Nachteil sehen, der Andere ist der Meinung, das unnötiger Krimskrams eh nicht ins Auto gehört und bei zügiger Fahrweise nur klappert oder durch die Gegend fliegt.
Über den nicht vorhandenen Gepäckraum kann man bei Sportwagen ja immer lästern. So hören sich die 235 Liter Stauraum für diese Fahrzugkategorie zwar üppig an, jedoch wird dieser Raum durch die Domstrebe brutal in zwei Hälften geteilt. Unter der Strebe ist zwar auch noch ein paar Kubikmillimeter Platz, aber die extrem hohe Ladekante und der schwer zu erreichende Platz hinter der Strebe verhindern es automatisch, schwerere Gegenstände als eine Sporttasche oder etwas Handgepäck mitzunehmen.
Gentlemen, start your engines!
Der Zündschlüssel startet das 280 PS leistende 3,5 Liter-Triebwerk allerdings nur, wenn man Kupplung und Bremse getreten hat. Fehlstarts sind so bei eingelegtem Gang ausgeschlossen. Das sonore, tieftonige Brabbeln der zwei-flutigen Auspuffanlage lässt Kenner sofort wissen, dass hier auch 2 Zylinder mehr als bei Japanern üblich den Hubraum für die Kolben bieten. Ein maximales Drehmoment von 363Nm bei 4800 u/min bietet Kraft in allen Drehzahlbereichen, auch wenn man gerade mal nicht im richtigen Gang ist, um bei Gelb noch über die Ampel zu sprinten.
Zweifelsohne prägt dieser Motor den eigenen Charakter des 350 Z. Dieses Auto gehört eindeutig auf die Autobahn und nicht auf enge und kurvenreiche Strecken. Der schwere Motor sorgt für eine Kopflast von 53% vorne zu 47% hinten und die 1,5 Tonnen Japansport reagieren relativ träge und gemütlich auf spontane Richtungsänderungen des Fahrers. Lückenspringen und Zickzackfahren bereiteten mir jedenfalls längst nicht so eine Freude, wie zum Beispiel im Mazda RX-8, Honda S2000 oder Toyota MR2. Sehr von Nachteil empfand ich hierbei auch das LKW-große Lenkrad und fühlte mich doch sehr an die Kurventrägheit eines Mercedes SLK erinnert.
Man fühlt sich als König der Ampelsprints, denn bei eingeschaltetem ESP ist auch eine sehr gute Traktionskontrolle aktiv. Es gibt nur wenig Fahrzeuge unter 50.000 Euro, die den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h unter 6 Sekunden erledigen. Selbst bei Nässe sprintet der Nissan wie an einem losgelassenem Gummiband los. Schade nur, dass das ESP dem Fahrer dann wiederum ein striktes Driftverbot erteilt und durchdrehende Hinterräder dann mit Schubwegnahme unterbindet. Wie gut also, dass man das ESP mit einem einrastenden Schalter dauerhaft abschalten kann.
Einer der wenigen deutlichen Kritikpunkte ist die schwergängige und mit zu langen Schaltwegen versehene Schaltung, die schnelle Gangwechsel fast unmöglich macht. Unfassbar, dass Nissan dies nicht besser hinbekommen hat. Eine noch schlechtere Schaltung habe ich bisher nur im halb so teurer MG TF Roadster erlebt. Ein echter Spaßfaktor-Killer! Das tröstet es wenig, dass der Schaltknauf und die mit Alu eingefasste Schaltmanschette toll aussehen.
Die Paradedisziplin des 350er’s ist somit eindeutig der Highway. Bei einer Geschwindigkeit von 140 bis 190 km/h ist man im 5. Gang sehr elastisch und zügig unterwegs. Fährt man diese Geschwindigkeiten aber sogar im 4. Gang, so wird die Beschleunigung brachial und man bekommt Sorge, dass die Kraft bei Nässe überhaupt noch auf die Straße übertragen werden kann. Auch Überholvorgänge auf der Landstrasse bekommen einen Suchtfaktor. Allerdings ist der Spaß viel zu schnell vorbei, wenn man im 3. Gang bei 80 bis 90km/h Vollgas gibt. Allzu schnell vergisst man auf den Tacho zu schauen und ist schon bei 140 km/h, bevor man wieder Gas wegnimmt.
Überhaupt spürt man hohe Geschwindigkeiten im Nissan zu wenig. Er fährt sich fast wie eine Komfort-Limosine, ohne dem sportlichen Fahrer genügend Rückmeldungen über die Fahrbahnbeschaffenheit zu geben. Dies kann bei aggressiver Fahrweise dazu führen, dass man sich, in dem wie ein Brett auf der Straße liegenden Wagen, verschätzt.
Zuhause angekommen, lese ich im Prospekt, dass eine rote Leuchte im Drehzahlmesser den optimalen Schaltzeitpunkt anzeigt. Tja, diese Leuchte ist eindeutig nicht auffällig genug, ich habe sie jedenfalls gar nicht bemerkt.
Fazit: Der 350 Z ist kein harter, lauter und fahrerisch anspruchsvoller Kurvenräuber wie Lotus Elise, Opel Speedster, Honda S2000 oder der preiswerte Toyota MR2. Nein, der Nissan gefällt sicher Leuten mit Komfortansprüchen und Bandscheibenvorfällen, die auf langen Strecken zuhause sind. Kopf- und Seitenairbags sowie das Anti-Hijack-System, bei dem die Türen mit steckendem Schlüssel nicht von außen geöffnet werden können sind bei ähnlichen Fahrzeugen selten zu finden. Gut ausgestattet kostet er knapp 40.000 Euro und bietet Extras, die zurzeit in dieser Klasse wohl konkurrenzlos sind. So richtiger Fahrspaß ist bei uns aber trotzdem nicht aufgekommen, denn wir bevorzugen eine etwas härtere und puristischere Gangart, die der 350 Z leider nicht bietet.