Ein ausführlicher Z4 Testbericht

  • Meine Finger glühen noch.... Wink Viel Spaß beim Lesen

    Design-Katastrophe mit neuster Technik



    Der bereits achte ausführliche Testbericht aus unserer Roadster-Studie zeigt, ob der Z3 Nachfolger ähnlich erfolgreich sein kann wie sein Vorgänger. Die folgenden Beurteilungen beziehen sich aus Erfahrungen durch ausführliche Tests von Honda S2000, Porsche Boxster, BWM Z3, Toyota MR2, Alfa Spider, Smart Roadster und MG-TF. Diese Fahrzeuge fuhren wir teilweise mehrmals und besitzen selbst einen S2000.

    Ich muss schon zugeben, dass ich das äußere Erscheinungsbild des Z4 nicht für besonders gelungen halte, na ja, zumindest aber sehr gewöhnungsbedürftig. Seine aufgeblasene und wuchtige Front ist auch während der Fahrt als unschöner Buckel deutlich zu sehen, zumindest, wenn man über und nicht durch das Lenkrad schaut. Sein kantiges Heck sieht für mich irgendwie unfertig und so nach getarntem Erlkönig aus. Die seitlichen geschwungenen Linien und die Unterbringung des Seitenblinkers im BMW-Emblem gefallen mir allerdings wieder.

    Leider konnten wir nur den 192 PS schwachen 2.5i testen, der sich zum cruisen oder flottem Fahren eignet, aber aus dem Z4 keinen Sportwagen macht. Der Innenraum ist gar nicht mehr BMW-typisch zum Fahrer geneigt, sondern flach und langweilig. Bevor ich genau hinsah, entdeckte ich zumindest bei der grauen Innenausstattung gewisse Ähnlichkeiten zum spartanischen Cockpit des Opel Speedster. So schlecht ist das Cockpit aber nun auch nicht, nun also eine genauere Betrachtung.

    Ok, der BMW soll wohl nur eine Fahrmaschine ohne viel Schnickschnack sein. Und ein bisschen mehr als eine AC Cobra, die nur Motor. Lenkrad und 4 Räder besitzt, hat der BMW ja schon. Da ein Fahrer aber seine Schaltzentrale nun mal häufiger sieht, als das Außendesign des Wagens, finde ich das Interieur schon wichtig.

    Einmal in den sehr guten Ledersitzen Platz genommen, blickt man auf zwei große Rundinstrumente. Leider musste ich den Sitz aber bei meinen 178cm fast an die Höchstgrenze einstellen, damit die Anzeigen von Wassertemperatur nicht abgeschnitten waren. Auch die leider nur einzeilige Anzeige des Bordcomputers unterhalb des Tachos war vorher nicht zu sehen. Wer sich das Aktuelle Prospekt vom Z4 besorgt und auf die Seite der Cockpitansicht blättert, wird sich wundern, dass dort genau der von mir beschriebene Effekt auftaucht. Den Fotografen hätte ich gefeuert, denn ein Prospekt sollte sicher keine Schwächen des Z4 zeigen.

    Das Lenkrad ist jedoch mit Abstand das schönste und griffigste, was mir bisher untergekommen ist. Dagegen wirkt das Porsche Lenkrad geradezu wie ein hässliches Entlein. Das Lederlenkrad des Z4 hat drei aluminiumfarbene Speichen, wovon die untere als Doppelspeiche ausgelegt ist. Der Pralltopf über dem Airbag ist auch gelungen und wird natürlich durch den BMW Propeller verziert. Ich würde in der Aufpreisliste aber trotzdem das 36er Sportlenkrad wählen, dann ist es perfekt und würde die Höchstpunktzahl bekommen, die je ein Roadster Lenkrad erhalten hat, Kompliment BMW!

    Zwischen den Schaltvorgängen legt man den rechten Arm auf der mit Leder gepolsterten Mittelkonsole ab. Auch die Handbremse ist weich mit Leder abgepolstert (aufpreispflichtig), außerdem ist sie versenkt und stört nicht den Bewegungsbereich des Armes wie im Boxster. Relaxter liegt der rechte Arm nur noch im S2000 mit seinem sehr hohen und breiten Mitteltunnel.

    Am vorderen Teil der Mittelkonsole befinden sich mehrere lieblose Drucktaster für Sitzheizung, Sportprogramm, Fahrhilfen, Verdecksteuerung und Reifendruchkontrolle. Ok, sie funktionieren einwandfrei und passen zum restlichen nüchternen Ambiente des Interieurs.

    Richtet man den Blick weiter nach oben landet man bei der Klimasteuerung, die keinerlei Erklärung bedarf und keinerlei Display oder sonstige Spielerei enthält, sondern sehr nüchtern funktionsorientiert ist. Der linke Drehschalter für die Luftverteilung war bei unserem Testwagen an einer Stelle extrem hakelig, was unseren Qualitätseindruck schmälerte. Alle andere Knöpfe und Taster der Klimasteuerung sind ebenfalls quadratisch, praktisch,... erinnern aber in keinster Weise an die Oberklasse des automobilen Roadsterbaus.

    Kommen wir zum Radio unterhalb der mittleren Luftaustrittsdüsen und mitten im breiten und gelungenen Aluminiumprofil (auch aufpreispflichtig), welches sich quer durch die Armaturentafel zieht. Hier macht es BMW einem nahezu unmöglich, ein eigenes Radio von einem Fremdhersteller einzubauen. Die Aussparung ist keineswegs ein DIN-Schacht, sondern ist breiter und an den Aussenkanten abgerundet. Selbst wenn es hierfür einen Adapter gäbe, wäre kein optisch ansprechender Einbau zum Beispiel eines MP3 Players möglich. Zur Ehrenrettung von BMW sei gesagt, das sich das Radio ab Werk aber designtechnisch so ganz gut integriert.

    Die Bedienung des Radios ist (wie soll es auch anders sein) konsequent einfach und kaum fehl-bedienbar. Dafür reicht dann auch ein einzeiliges Display. Die Unterbringung eines CD-Wechslers erfolgt im Ablagefach am Ende der Mittelkonsole, die über einen erfreulich großen 8 Liter Stauraum und Beleuchtung verfügt. Auch das separate Laufwerk für die Navigations-CD findet hier Platz. Dann allerdings bleibt nur noch das obere Fach des Stauraumes für CDs und Sonnenbrillen. Eine praktische Lösung hat BMW in der Klappe eingebaut. So befindet sich eine gummierte Handymulde mit Klettband und ein Halter für einen Kugelschreiber in der Innenseite. Komisch, das kein anderer Hersteller vorher auf so eine gute Idee kam.

    Aber was ist eigentlich das wichtigste an einem Radio, na klar, der Sound. Wohlwissend, das der Motor mit seinem Klangbild sehr zurückhaltend ist, kann man bei BMW das HiFi System professional bestellen. Mit 430 Watt und 10 Lautsprechern bietet es einen Hammersound der wirklich keine Wünsche offen lässt und persönliche Nachbesserungen überflüssig macht. Die Lautsprecher sind klangtechnisch günstig in den Spiegeldreiecken, vor den Tür-Airbags und hinter den Sitzen installiert. Bestnote aller getesteten Roadster! Somit ist alles Negative, was ich zuvor über das Radio geschrieben habe wieder ausgemerzt.

    So, bevor der Bericht zu langweilig wird, fahren wir erst mal. Der Klang des 6-Zylinders ist leider noch leiser, als der des Boxsters, hoffentlich kann Schnitzer hier mit einem Sportauspuff nachbessern. Die Schaltung ist nach dem S2000 die beste und leichtgängigste mit Schaltwegen, die kurz genug sind, um die Pausen bei den Gangwechseln nicht zu lang werden zu lassen. Der Motor läuft sehr geschmeidig und sanft. Die Lenkung ist präzise und leichtgängig und verdient ebenfalls Bestnoten da sie auf S2000 Niveau liegt und somit ca. 2 Klassen besser als die von Porsche. In Verbindung mit dem besten Lenkrad ergibt sich also eine perfekte Kombination.

    Unsere kurvige und wellige Teststrecke in der Elfringhauser Schweiz bei Langenberg offenbart aber die zu weiche Abstimmung des Fahrwerks. Nicht umsonst hat BMW hier ein M-Fahrwerk mit 10mm Tieferlegung im Programm. So kann man sowohl Cruiser als auch sportliche Fahrer zufrieden stellen. Mit dem Serienfahrwerk macht sich aber sehr früh ausgeprägtes Untersteuern bemerkbar, was den Wagen schnell aus der Kurve heraus treibt. In dieser Disziplin hat bisher keiner das kurvengeile Fahrwerk des S2000 erreicht. Ich vermute allerdings, dass kaum Jemand, der sich die 192PS schwache Variante des Z4 bestellt, den Wagen hier so bewegen würde, wie ich es getan habe. Diese Motorvariante ist eher für den gemütlichen Fahrer, der es bisweilen auch mal flotter angehen lassen will.

    Auf der Autobahn macht sich die fehlende Leistung und das geringste Drehzahlband aller Roadster bemerkbar. Bei 6500 Undrehungen ist schon Schluss. Wenn man nun bei 120 km/h vom 4. Gang in den 3. herunterschaltet, kommt leider nichts mehr dabei heraus, da man sich schon fast im Begrenzer befindet. Die Bestnote erhält der Z4 allerdings bei den sehr günstigen Luftverwirbelungen im Fahrgastraum. So hat kommt der Wind eher von vorne als von hinten, und das ohne Windschott, welches im Prospekt zwar schon existiert aber unverständlicher Weise noch nicht erhältlich ist. Gerade Personen mit längeren Haaren werden positiv überrascht sein, das die Haare nicht so ins Gesicht peitschen wie im S2000.

    Kommen wir zum Thema Fahrhilfen welche den Fahrer im Z3 ungewöhnlich schnell bevormundet haben. Der Drehzahlbegrenzer ist mit Abstand der sanfteste, der mir bisher untergekommen ist. Ich hatte aufgrund des geringen Drehzahlbandes ja auch oft genug Gelegenheit, ihn zu spüren. Jedenfalls hat man im Z4 nicht den Eindruck eine Vollbremsung hinzulegen, wenn man an die Drehzahlgrenze des Motors stößt. Im Slalomtest bewiesen die aktiven Fahrhilfen wie ABS und DSC, dass sie, wenn überhaupt, nur sehr spät und sanft reagieren, was den Fahrspaß deutlich erhöht. Auch das Handling und die Kontrolle waren beim Slalom sehr gutmütig, allerdings war die erreichte Geschwindigkeit aufgrund der geringen Motorleistung und des zu weichen Fahrwerks nicht besonders hoch.

    Der Z4 ist wirklich ein extremes Auto, entweder bringe ich Kritik an oder ich lobe. Irgendwie finde ich Nichts, was im Z4 mittelmäßig ist. Auch die Dachkonstruktion ist die derzeit beste auf dem Markt. Das Stoffdach ist sowohl im offenen und geschlossenen Zustand aerodynamischer als das Negativbeispiel S2000, der allerdings in 6 Sekunden öffnet oder schließt. Der BMW braucht dafür ca. 10 Sekunden, benötigt aber keine vorherige mechanische Entriegelung, sondern funktioniert voll automatisch. Eine Persenning ist nicht notwenig, da das Dach erfreulich flach mit der Karosserie abschließt.

    Eine Funktion, die ich auch sofort lieb gewonnen habe ist die vollautomatische Betätigung von Verdeck und Seitenscheiben über das Türschloss. So kann man bei aufgeheiztem Wagen den Schlüssel im Schloss einfach nach links gedreht halten und nach 3 Sekunden setzt sich das Dach in Bewegung. Danach versenken sich die Scheiben automatisch. Das Ganze funktioniert natürlich auch beim Abschließen des Wagens. Angeblich geht dies auch über die Fernbedienung, aber der Verkäufer hat es auch nicht hin bekommen.

    Der per Fernbedienung entriegelbare Kofferraum zählt mit 240 zusammenhängenden Litern auch zum größten, was im Roadsterbau machbar ist. Wenn das Verdeck geschlossen ist, kann man sogar noch 20 Liter dazu gewinnen. Mit 2 Personen kann man so schon mal auf eine längere Reise gehen. Der große Stauraum wird erreicht durch den totalen Verzicht auf ein Notrad, da der Z4 als erster mit pannensicheren Reifen ausgestattet ist, die eine Weiterfahrt bis zu 150km ermöglichen. Erreicht wird dies durch stabilere Reifenflanken, was den Reifen bei einem Druckabfall nicht völlig zusammensinken lässt.

    Einen groben Ergonomiefehler haben die BMW Ingeniere allerdings begangen, der alle positiven Eigenschaften wieder in den Hintergrund stellt. Der Z4 ist der einzige Roadster, bei dem das Gurtband an Hals entlang läuft! Obwohl meine Frau (158cm) und ich (178cm) 20 Zentimeter Unterschied in der Körpergröße aufweisen, scheuerte der Gurt sehr unangenehm am Hals. Da wir sommerliche Temperaturen hatten, trugen wir entsprechende Kleidung mit freiem Hals. Der Verlauf des Gurtbandes ist derart ungünstig, das auch die Höhenverstellung der Sitze keine Besserung brachte. Hier muss BMW eindeutig nachbessern, um die Kundschaft nicht unnötig zu verärgern! Unser Verkäufer war überrascht, da er den Z4 immer im Hemd gefahren ist und er so seinen Hals immer durch seinen Kragen geschützt hatte.

    Zum Qualitätseindruck lässt sich nur Gutes sagen. Nichts quietscht und klappert, keine scharfen Kanten oder sonstige Mängel. Die einzige Beanstandung war, das sich bereits die verchromte Umrandung der rechten BMW Niere in der Frontpartie löste und sich auch nicht wieder einrasten lies. Da gibt es wohl noch Probleme mit der Passgenauigkeit.

    Die Sicherheitsausstattung ist auf dem neusten Stand. Seiten-Airbags und ein im Ernstfall abgesprengtes Batteriekabel sind Besonderheiten in dieser Klasse, ebenso wie die Runflat-Reifen.

    Nun, der Z4 wäre der beste Roadster bis 50.000 Euro, wenn er doch nur nicht so hässlich wäre. Ich werde aber auf jeden Fall bei nächster Gelegenheit den 3.0i mit Sportfahrwerk fahren, da dies meinem Fahrstil eher entgegenkommt. Auch BMW reiht sich in die typisch deutsche saftige Aufpreispolitik ein und hat eine eher spärliche Grundausstattung, die mit einem relativ günstigen Basispreis von 32.500€ täuscht. Wer sich mit den designtechnischen Eigenheiten des Z4 anfreunden kann, sollte ihn in jedem Fall mal testen.

    Ciao Marco

  • Hallo Marco,

    wie immer ein sehr schön geschriebener Bericht!! Danke Thumbs Up !

    Obwohl ich uns beiden grösstmögliche Subjektivität nachsage, ist es doch erstaunlich, wie unterschiedlich die Eindrücke durch unterschiedliche Fahrer sind. Bei meiner Fahrt im Z4 fand ich z.B. gerade die Schaltung und die Lenkung für absolut inakzeptabel. Aber auch bei Fahrwerk und Sound scheiden sich die Geister zweier S2K-Besitzer.

    Hier noch einmal der Link auf meinen damaligen Bericht.

    Allzeit gute Fahrt,
    Nick

  • Hi Nick,
    da Du den Zetti schon im März gefahren bist, war es vielleicht noch ein Prototyp Very Happy
    Geschmäcker und Eindrücke sind immer unterschiedlich und ziehen herrlich kontroverse Diskussionen nach sich. Ich habe selbst erlebt, dass Jemand den Z4 schön fand, einfach unglaublich, hat der denn keine Brille ...?

    Aber eigentlich sind wir uns ja doch einig, der S2000 ist das sportlichste, was man für einen fairen Preis bekommen kann, immer noch.

  • Hi Marco!,

    superguter Bericht!
    Ich hätte auch mal Lust einen Z4 zu testen, bin im Moment aber nicht wirklich aus meinem S zu bekommen....

    Ich finde die Seitenansicht beim Z4 eigentlich ganz schön, von vorne ist er aber definitiv nicht mein Fall, sieht irgendwie zu Ei-mäßig aus?! Vielleicht werde ich im Spätsommer mal einen probefahren?!

    Gruß
    Mark

  • ... so sind die unterschiedlichen Ansichten eben... ich finde den Z4 gerade von vorne noch schön, Seite und hinten eher misslungen. Innenraum -> wenn ich den Bangle mal erwischen täte... BMW war doch gerade für das Klasse-schöne Interieur bekannt, oder?!? Jetzt das!!!

    Der 3.0i mit Sportfahrwerk und der S2000 schenken sich bezüglich Beschleunigung, Elastizität und Kurvengeschwindigkeit sozusagen nichts! Konnte ich mit einigen S2000-Freunden bei einer Fahrt ins Trentino an 3 Tagen ausführlich austesten. Hatte das Vergnügen den Z4 zur längeren Probe zu erhalten. Hernach war ich aber froh, als ich wieder in meinen S2000 steigen durfte... das Auto macht einfach mehr Spass!

    Trotzdem würde ich gerne aus einer Optionsliste Dinge wie Tempomat, Sitzheizung, Harmann/Kardon-Anlage, 18"-Räder, Sportfahrwerk, Nebelscheinwerfer, Lenkradverstellung, Bordcomputer, etc ab Werk bestellen.

    Mit S2000-zufriedenen Grüssen,
    Udo