Feiertage sind doch etwas wunderbares, speziell, wenn sie vor einem Wochenende liegen. So bot der Tag der Deutschen Einheit dem Pistenclub e.V. die Gelegenheit eine zwei Tages Veranstaltung im Osten der Republik durchzuführen.
Der Einladung zum Intensiv Drift Training – Groß Dölln folgten 15 Teilnehmer, darunter 3 Wiederholungstäter die das Gelände vom Drift in den Mai schon kannten. Der am östlichsten wohnende Teilnehmer kam übrigens aus Bayern (und führ einen S2000) – also in sofern kein Beitrag zur Deutschen Einheit.
So rückten dann am Abend des 3.10. etwa 4500 PS bei strömendem Regen ins 40 km nördlich von Oranienburg gelegene kleine Städtchen Zehdenick ein. Bei einem späten Abendessen und dem einen oder anderen Bier wurden die bekannten Benzingespräche geführt. Natürlich war die Neugierde auf den folgenden Tag groß.
Der begann dann auch mit den üblichen Überraschungen. Erst fährt man 10km auf marternden Buckelpisten, dann 4 km durch ein ehemaliges sovietisches Kasernengelände vorbei an verfallenen Gebäuden und Ruinen, um schließlich auf das Flugfeld und zum Michelin Driving Center zu gelangen... und dann geht die Sonne auf. Unvermittelt steht man an einer gewaltige Betonfläche die mit verschiedenen Gleitbelägen und Bewässerungssystemen präpariert ist und erkennt – hier bin ich richtig!
Um 9:00 ging die Veranstaltung dann los. Einer kurzen Einführung und der Gruppeneinteilung folgte eine Rundfahrt über das Gelände nebst einigen Warm-Up Runden auf dem Rundkurs P2. Danach ging es dann zum Driften.
Als erste Übung (aus Sicht der Gruppe 1) stand die 60 m Kreisbahn auf dem Programm. Ihr Reibwert von 0,4 entspricht in etwa dem einer festgefahrenen Schneedecke und dementsprechend ließ sich wunderbar quer fahren. Erst fuhren die Fahrzeuge einzeln auf der Kreisbahn, nach einigen Übungsrunden waren dann jeweils zwei Fahrzeuge gleichzeitig im Kreis unterwegs, so daß keine langen Wartezeiten entstanden. Auf den Gesichtern der Teilnehmer zeigte sich „das Grinsen“.
Übung Zwei des Tages war als Vorbereitung auf den Nachmittag eine kurze Bremsübung. Beim Ausweichen von Beton auf einen Bewässerten Gleitbelag sollte gebremst werden und dann das ausbrechende Fahrzeug am Drehen gehindert werden. Kein Problem, also ging es nach 15 Minuten zur nächsten Station!
Auf einer Gleitfläche war ein Slalom aufgestellt, den es möglichst quer zu Durchfahren galt. Ziel war es sich mit den Lastwechselreaktionen seines Fahrzeugs vertraut zu machen und diese gezielt auszunutzen um die nächste Pylone noch etwas querer umdriften zu können. Wunderschöne Dreher und Pirouetten waren en maß zu besichtigen, aber mit der Zeit wurden die Driftwinkel größer und das Grinsen breiter.
Nun waren erste Runden auf dem Naßhandling Parcours angesagt. Zur Erläuterung: Es handelt sich um einen 900 m langen lackierten und bewässerten Rundkurs mit verschiedenste Kurvenradien und –kombinationen. Gefahrene Geschwindigkeiten sind zwischen 20 km/h in einer sehr glatten Kehre und um 70 km/h am Ende einer kurzen Geraden. Erst mal wurde nur ein Kurvenkombination befahren; anschließend dann die nächste, bis alle Teile des Kurses einmal gefahren waren. Klingt harmlos, ist aber das schönste, was man als Querfahrer machen kann. Dieser Kurs macht süchtig und man möchte gar nicht mehr aufhören. Trotzdem – erst mal gab es Mittagessen.
Nach der kurzen Mittagspause ging es wieder auf den Glatthandlingparcours und jeweils bis zu vier Fahrzeuge gleichzeitig durften die Strecke befahren. Das Gelernte aus den Übungen vom Vormittag kamen nun zum Einsatz. Drehimpuls aus der Kurve vorher mitnehmen, gefühlvolles Gasgeben, Untersteuern vermeiden...
Nach etwa einer Stunde begann es zu regnen. Es gibt auf dem Gelände noch einen weiteren größeren Rundkurs mit Gleitbelag (P1 genannt), der aber (noch) nicht bewässert werden kann. Der Regen gab uns die Möglichkeit nun auch diese Kurs zu driften. Erstes Ziel war es eine Linkskurve, die mit etwa 50 km/h angefahren werden mußte und die am Ausgang etwa 70 km/h forderte zu driften. Dabei mußte man sehr vorsichtig und dosiert Gas geben, sonst war ein Dreher am Kurvenausgang vorprogrammiert. Das dahinter liegende schnelle S war etwas leichter quer zu nehmen, die folgende Hundskurve dagegen wieder richtig schwer. Leider trocknete der Kurs schnell wieder ab, so daß wir nur etwa eine Stunde zum Üben hatten.
Auf einer großen Geltfläche war inzwischen ein Hundeknochen aufgebaut worden, auf dem man wiederum Lastwechselreaktionen und Gegenpendler üben konnte. Gleichzeitig standen den Teilnehmern auch noch der Slalom vom Vormittag und die Kreisbahn zur Verfügung, so daß jeder nach Herzenslust driften konnte.
Eigentlich sollte der erste Tag um 17:30 zu Ende sein. Wir haben aber wegen akuter Erschöpfung der Teilnehmer bereits um kurz vor 17:00 die Veranstaltung beendet. Bis dahin hatten die Teilnehmer bis zu 200km im Drift hinter sich gebracht – ein reife Leistung! Muskelkater in Armen, Schultern und (vom Grinsen) den Gesichtsmuskeln waren die Spätfolgen.
Der Abend fiel nach diesem Tag natürlich entsprechend kurz aus – nach einem gemeinsamen Abendessen waren um 22:00 die meisten Teilnehmer in ihren Betten verschwunden.
Am Sonntag ging es wieder um 9:00 auf die Strecke. Wiederum stand Fahren auf dem Glatthandling Parcours im Mittelpunkt. Außerdem war noch eine Drift 8 aufgebaut und die Kreisbahn stand uns wiederum zur Verfügung. Also auch hier: Driften bis die Arme lahm werden. Zur Entspannung haben wir auch noch ein paar schnelle Runden auf dem Rundkurs P1 – allerdings mit dem Ziel maximaler Geschwindigkeit, denn Regen war uns am Sonntag nicht gegönnt.
Nach den Erfahrungen vom Vortag wurde um 11:15 eine kleine Pause nebst einer kurzen Theoriestunde eingeschoben. Untersteuern, Kräfte am Reifen, dynamische Lastverteilung wurden kurz und anschaulich erläutert und auf spezielle Beobachtungen während unseres Trainings bezogen.
Bis zum Beginn des bewerteten Fahrens am Nachmittag war dann freies Fahren auf den diversen Flächen ohne Gruppenbindung – unterbrochen natürlich von einem schmackhaften Mittagessen.
Die Drift Trophy fand auf der Kreisbahn und dem Glatthandling Parcours statt. Zunächst fuhren die Teilnehmer auf der Kreisbahn zwei Runden im Uhrzeigersinn. Für je 90° im Drift gab es 10 Punkte. Anschließend das ganze gegen den Uhrzeigersinn. Der Handling Parcours war in fünf Segmente geteilt, die jeweils 20 Punkte bei perfektem Drift brachten. Zwei Runden waren zu absolvieren.
Das Ergebnis war denkbar knapp. Nach den Übungen standen Stephan Adams und Albrecht Schneider mit je 295 Punkten auf dem ersten Platz. Das Stechen wurde auf dem Mercedes S 350 vom Michelin Driving Center ausgefochten. Albrecht Schneider gelang – ohne das Auto je zuvor gefahren zu sein – die bessere Runde und sicherte sich somit den ersten Platz, gefolgt von Stephan Adams und Taki Konstantinou.
Bis 17:00 durfte dann noch frei auf den Flächen geübt werden. Die meisten Teilnehmer verlegten sich allerdings aufs Zuschauen, weil nach dem vielen Fahren die Kräfte stark nachließen.
Zitate am Rande:
„Mann, ist das geil hier!“
„Ich kann schon nicht mehr Lenken!“
„Eben hätte ich vom vielen Driften fast in mein Auto gekotzt!“
„Ich komme wieder!“
„Hoffentlich regnet es bald!“
Ich bedaure alle, die nicht dabei gewesen sind!
Erste Fotos findet Ihr hier: http://www.964rs.net/gd/indexGD.htm
S2000 Randbemerkungen:
Markus holte mit seinem S2000 immerhin 195 von 360 möglichen Punkten und belegte damit den 6. Platz. Thomas trat wegen Irritationen des Geleichgewichtsorgans (sprich: ihm war übel) nicht an - schade, denn er hatte Albrecht im Mai bereits auf einen hinteren Platz verbannt.
(Dieser Bericht erschein demnächst in leicht geänderter Form als Pistenclub Newsletter)
Groß Dölln: Driften bis der Arzt kommt
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Klasse Bericht!!!
*undaufewigneidigsei*
Oliver -
Klasse Guido, super Bericht.
Ich muß nur zu meiner Verteidigung noch erwähnen, das ich noch mit einer Rest-Krankheit angereist bin und daher nicht ganz so immun (?) gegen das kreiseln war. Aber so ein Termin durfte ich einfach nicht verpassen !!
Ich bin im nächsten Jahr definitiv wieder dabei. Das ist das größte Ereignis des Jahres.
Wenn ihr euch fragt, warum Guido nicht in der Bestenliste auftaucht ... Er war diesmal Instruktor und durfte daher den Teilnehmern nicht den Pokal wegnehmen.
Schade für Guido, gut für die Anderen.
Das Teilnehmerfeld war auch sehr gut besetzt.
Am unteren Ende lag wohl der MX 5. Am Oberen der Porsche GT Street mit über 600 PS. Der sich übrigens sehr gut gehalten hat.
Daneben waren etliche Porsche GT 3, ein GT 2, zwei M 3, eine Elise, ein paar sonstige Porsche und unsere zwei S2000 von Markus_S und mir dabei.
Groß Dölln hat ein festen Platz in meinem Jahreskalender. Tritz des 30km Staus auf der Rückfahrt nehme ich die lange Fahrt gerne in Kauf. (so wie auch viele andere, die mit über 800km eine noch weitere Anfahrt hatten)
cu next Year
Thomas -
Also ich muss Guido klar widersprechen. Der Event war einfach nur zum Kotzen! Der Veranstaltungsort war nicht am Arsch der Welt sondern es war der Arsch der Welt.
Eigentlich sollte ich hier im Forum Werbung für das Event machen, aber ich lass das lieber. Nicht das ich nächstes Jahr vor lauter Andrang keinen Platz mehr bekomme, denn dieses Event ist ein Muß für jeden, der die Welt lieber durch die Seitenscheibe betrachtet.
Also Guido und Thomas haben ja bereits alles wichtige gesagt, so dass ich mich kurz fassen kann.
Ich hab ja mittlerweile einige Events mitgemacht, z.B. mehrmals Boxberg, Hockenheim, viele Ausfahrten und Touren, aber zu den Themen instabiler Fahrzeugzustand und Physik praktisch erfahren habe ich bisher nichts Besseres erlebt. An zwei Tagen bin ich etwas über 250 km quer gefahren und der Reifenverschleiß war Dank der Gleitbeläge kaum zu messen. Der Lerneffekt war vorallen Dank Guidos wertvoller Tips und Fehleranalyse am lebenden Objekt enorm. Man konnte den Lernfortschritt stündlich spüren. Vielen Dank nochmals an Guido!
Mir hat die absolut lockere Art der Veranstaltung und die trotzdem vorhandene Disziplin der Teilnehmer sehr beeindruckt. Man konnte die Wartezeit an Übungen durch befahren anderer Übungen (auch ohne Aufseher und/oder Instruktor) umgehen, so dass man, wenn man wollte, eigentlich immer irgendwo den S bewegen konnte. Und bis auf Abflüge ins Gelände (diesmal ohne mich) kam es zu keiner einzigen kritischen Situation zwischen zwei Autos.
Am Sonntag bin ich fast den ganzen Tag auf dem Handling-Parcours unterwegs gewesen. Ich bin gedriftet bis mir selbst schlecht wurde (Toll Papa, Mama hätte bestimmt gekotzt!) und ich klatsch nass geschitzt aus dem Auto gefallen bin.
Das mit dem sechsten Platz bei der Drift-Trophy überrascht mich jetzt doch. Ich hatte am Sonntag gar nicht nach meiner Plazierung gefragt, da ich mich in der Kreisbahn nur mit Pirouetten fortbewegt hatte. Ich hatte den anderen eine Chance gelassen und die Kreisbahn am Sonntag nur 10 Minuten trainiert!
Ich habe dann am Sonntag nochmal's übernachtet und habe am Montag eine kleine Tour durch die Uckermark und den Spreewald gemacht und bin erst in Dresden wieder auf die Autobahn. Lanschaftlich schön, in allen Farben leuchtende Alleen soweit das Auge reicht, mit Wolken verzierter Himmel, kaum Autos. Leider hatte ich keinen Foto dabei. Ich hoffe, das der mobile Fotoservice der Gemeinde Straupitz ein vernünftiges Farbfoto geschossen hat. Was man in 17 Jahren im Westen nur einmal geschafft hat, haben die vom Ex(?)-Überwachungsstaat innerhalb von 2 Stunden 2 x gesachafft. Die haben mich einfach geblitztdingst. Innerhalb eines IchBinFünfKilometerLangUndSeheÜberhauptNichtNachGeschlossene rOrtschaftAusDaIchWederStraßenBeleuchtungNochGehwegNochDurch gängigeBebauungJedochMitAllebäumenUndStraßenbegrenzungspfost en-Dorfes sehe ich, als ich im dritten gerade beschleunigte, zwischen den Allee-Bäumen einen Opel-Astra-Karavan mit leicht abgedunkelter Heckscheibe und habe die Beschleunigung in eine Verzögerung umgewandelt. Aber da hat's schon geblitzt. Als ich auf den Tacho schaute, konnte ich noch eine 7 in fallender Tendenz erkennen. Ich hoffe es bleibt bei einer 7 und wird nicht zu einer 8. In Cottbus hat mich dann noch ein Starenkasten mit exakt 60 km/h auf dem Tacho erwischt.
Markus -
Du bis nicht der einzige Geblitzte. Auf der A10 hat es einen Pistenclubler so hart erwischt, daß er meint, er werde wohl ein oder zwei Monate zu Fuß gehen müssen
Danke für das Lob! Mir hat es auch unheimlich viel Spaß gemacht. Zum sechsten Platz könnte man sagen, daß nur 7 oder 8 Leute Teilgenommen haben
Aber über deutlich 50% der möglichen Punkte sind doch schonmal ein Erfolg - nächstes Mal machst Du dann alle platt.
Grüße ins Bayernland, Guido -
Wieso muss der Guido (der andere ) seinem Porsche immer solche Offroadeinsaetze zumuten?!
Sollte er sich nicht doch besser ein Jeep kaufen?!
Nee im Ernst...hoffe dem Guido dem 911 und vor allem den g..len Felgen ist nix passiert! -
Viel passiert ist meines Wissens nicht. Den Innenkotflügel vorne links hat's beim rausschleppen rausgerissen. Frontspoiler war trotz Eingrabens in den Dreck soweit man sehen konnte o.k.
Albrecht meinte zu Guido, er solle sich bei seinem Porsche-Dealer beschweren, da sein Cayenne RS nicht geländefähig sei.
Markus -
Endlich sind die ersten Fotos vom Entwickeln gekommen. Die will ich Euch natürlich nicht vorenthalten.
Also ich kann Euch den Foroservice "Landkreis Dahme-Spreewald" nicht empfehlen. Der Preis in Höhe von 35.- € ist in Anbetracht der abgelieferten Qualität völlig überhöht und ausserdem hatte ich farbige Abzüge bestellt.
Puh, Glück gehabt. Nur 19 km/h zuviel! Ich war gerade am Beschleunigen und konnte noch den Stachel reinhauen. Aber wie bereits gesagt, dachte ich, daß ich das Ortsendeschild übersehen habe und wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann, sieht das nicht gerade nach geschlossener Ortschaft aus.
Der meist offen fahrende
Markus -
Quote:
Nur 19 km/h zuviel! Ich war gerade am Beschleunigen und konnte noch den Stachel reinhauen.
Ob wir das mal in BIT aus Übung mit aufnehmen sollten? Notbremsungen vor Fotoapparaten -
guido_j schrieb am Wed, 29 October 2003 10:39 Quote:
Nur 19 km/h zuviel! Ich war gerade am Beschleunigen und konnte noch den Stachel reinhauen.
Ob wir das mal in BIT aus Übung mit aufnehmen sollten? Notbremsungen vor Fotoapparaten
Das geht aber nur, wenn ihr einen Opel Astra Caravan mit leicht abgedunkelter Heckscheibe hinter einem Allee-Baum versteckt. Dieser Anblick löst bei mir Reflexe aus!
Markus -
Von einer Ortschaft, ist da nix zu sehen , ist aber bestimmt ein Unfallschwerpunkt, weil die Bäume plötzlich in die Straße springen
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jimmy_a schrieb am Wed, 29 October 2003 18:53
Von einer Ortschaft, ist da nix zu sehen , ist aber bestimmt ein Unfallschwerpunkt, weil die Bäume plötzlich in die Straße springen
-> klar: Baumschule