Warum beschränken japanische Motorenbauer ihre Hubräume so sehr?

  • Hallo an alle Forum-Mitglieder!


    Ich bin neu in diesem Forum und möchte mich erstmal kurz vorstellen.
    Ich heiße Jakob, bin 26, Student und komme aus Köln.
    Seitdem ich einst bei meinem Onkel einen Civic gefahren bin, bin ich ein leidenschaftlicher Anhänger der Marke Honda.


    Ich habe mich hier angemeldet, nachdem ich seit Monaten die Beiträge der hier gemeldeten Mitglieder gelesen habe, um mir ein Bild über die Qualität des Forums zu verschaffen und bin sehr angetan von diesem Forum.


    Nach der langen Umschweife möchte ich zu den Fakten kommen:
    Ich plane eine Webseite mit der Übersicht über alle japanischen Fahrzeuge samt aller wichtigen Daten (Erscheinungsjahr,Motor,Typenbezeichnung usw.)
    Im Moment bin ich in der Sammelphase, um entprechende
    Quellen für jene Daten zu beschaffen.


    Am meisten beschäftigt mich aber vorallem eine Frage, deren Antwort
    für mich grundsätzlich zum Verständnis der Philosophie der japanischen Autobauer beitragen soll. Die Antwort ist für mich die Voraussetzung
    für die Erstellung einer solchen, umfassenden Datensammlung.Sie soll sozusagen das Grundgerüst bilden.


    Ich hoffe, die Frage passt hier rein, schließlich bezieht sie sich auf technische Belange.


    Warum beschränken japanische Autohersteller beim Motorenbau die Hubräume ihrer Motoren im Gegensatz zu europäischen und amerikanischen Herstellern so sehr? So bauen japanische Hersteller soweit ich weiß gar keine 8-Zylinder Motoren für den PKW-Markt. 6-Zylinder sind immer noch die Ausnahme. Vorallem bei Honda als weltgrößten Motorenhersteller verwundert mich das sehr. 4-Zylinder sind immer noch das Maß aller Dinge bei allen japanischen Herstellern. Warum ist das so?


    Versteht mich nicht falsch, das soll keine Kritik sein, ich bin Anhänger japanischer Autos (ausnahmslos nur Japaner im Besitz gewesen),
    mich interessiert der technische Hintergrund.


    Ich bin gespannt auf eure Gedanke, Thesen, Meinungen.
    Obwohl ich schon viele Quellen durchgelesen habe, eine eindeutige Antowort habe ich nicht gefunden. Einige Erklärungsversuche bzw. Thesen hätte ich zwar, aber nunmal keine eindeutige Antwort.
    Ich will meine Thesen aber erst später aufschreiben, zuerst will ich eure unvoreingenommen Thesen und Erklärungen hören.


    Vielleicht kennt jemand von euch irgendwelche Literatur zu diesem Thema oder andere Quellen.
    Würde mich über jeden Hinweis freuen.


    Vielen Dank schon einmal!

  • Hi


    Fact:


    Also die Japaner bauen 8 Zylinder, siehe Lexus.


    Meine Meinung:


    Ein kleinerer Motor braucht weniger Benzin als ein grösserer.


    Die Japaner wollen nicht 250Km/h fahren, in Japan selbst sind die Autos auf 170km/h beschränkt.


    Ein 6 Zylinder hat nur ein bisschen mehr Laufkultur und Prestige wie ein 4 Zylinder, sonst ist der 4er im Vorteil.


    Viel Spass im Forum ;)

  • Das mit dem 170km/h Limit habe ich auch mal als Erklärung herangezogen. Aber viele japanische Autos werden bereits seit Jahren
    außerhalb Japans gebaut, für den europäsichen Markt baut z.B. Honda den Civic in England. Somit sind diese Autos auf unseren europäischen Markt ausgerichtet. Und wir brauchen nunmal keine 170km/h-Beschränkungen. Somit kann das nicht der Grund sein.


    Daß mit dem Verbrauch ist ein gutes Argument, aber wollen japanische Hersteller nicht in Premium-Markt, ein schöner 6-Zylinder würde dem
    Accord gut stehen, oder?Bis zur Mittelklasse finde ich das Verbrauchsargument gut, aber haben Japaner keine Ambitionen
    darüber hinaus, wo 6- und 8-Zylinder Standart zu sein schein.

  • wer will schon standard bei nem auto? und ein s2k fahrer wohl am wenigsten :lol:


    menschen lieben so süsse kleine motoren die so hoch drehe.. vom feeling her, von der ganzen art der technik her etc. und das schönste ist leute mit "grösseren" motoren einwenig zu kitzeln.. 8)

  • Meine These ist zweigeteilt:


    1) die Japaner kommen aus ihrer Tradition von den kleinen, spritsparenden Autos. Nobelkarossen und Sportwagen sind bei den japanischen Marken immer noch die Ausnahme. Egal wo sie produziert werden.
    2) Japaner haben technischen Anspruch und Motoren mit wenig Hubraum und hoher Drehzahl sind effizienter als die Hubraummonster aus den USA. Bei niedrigen Drehzahlen, wenn die volle Leistung nicht abgerufen wird, kann so ein Motor spritsparend gefahren werden (siehe der Motor vom S) und außerdem wiegt so ein Motor weniger = besseres Handling.

  • Honda hat sich verpflichtet, die Bestimmungen des Kyoto-Protokolls (ich glaube zumindest dass es das war, könnte aber auch ein anderer Vertrag sein :P ) zu erfüllen ( :arrow: reduzierung des Durchschnittverbrauchs und der CO2-Emissionen).


    Als bisher praktisch einziger Autohersteller nimmt Honda diese Verpflichtung auch ernst. Daher entwickelt Honda immer mehr kleine, verbrauchsarme Motoren (siehe neuer 1.8-liter beim Civic und bald im FR-V, siehe Hybrid-Technologie) und setzt diese Motoren in so vielen Modellen wie möglich ein.


    Ein weiterer Punkt ist der "Flottenverbrauch": Ich weiss nicht im Detail, wie das funktioniert, jedoch wird der durchschnittliche Treibstoffverbrauch aller verkauften PKWs eines Herstellers errechnet, und je nachdem, ob dieser Durchschnittsverbrauch einen bestimmten Wert überschreitet, werden Strafabgaben fällig.


    Das bedeutet: damit Honda einen schönen, starken, und leider auch etwas durstigeren 6-Zylinder auf den Markt bringen kann, müssen sie dessen schlechten Einfluss auf den Flottenverbrauch erst mit verbrauchsgünstigeren Fahrzeugen kompensieren, um nicht Strafen zahlen zu müssen.


    Das ist auch der Grund (nehme ich zumindest an), warum der neue Civic Type-R nicht mehr PS spendiert bekommen hat, weil dies den Flottenverbrauch wieder nach oben gedrückt hätte. Es liegt nicht daran, dass Honda nicht wollte, sondern dass Honda aus o.g. Gründen nicht kann.


    Weshalb glaubt ihr, treibt Honda die Entwicklung beim Thema Hybrid und Brennstoffzellenfahrzeug so weit? Weil sie sich, sobald das ganze Marktreif ist, dann eine fertig entwickelte Lösung parat haben, und sich dann wieder auf die Entwicklung von anderen Modellen konzentrieren können, während die anderen Hersteller Hals über Kopf etwas auf die Beine stellen müssen...


    Nur meine bescheidene Meinung :)

  • Zitat

    Original von Takama
    Das mit dem 170km/h Limit habe ich auch mal als Erklärung herangezogen. Aber viele japanische Autos werden bereits seit Jahren
    außerhalb Japans gebaut, für den europäsichen Markt baut z.B. Honda den Civic in England. Somit sind diese Autos auf unseren europäischen Markt ausgerichtet. Und wir brauchen nunmal keine 170km/h-Beschränkungen. Somit kann das nicht der Grund sein.


    Daß mit dem Verbrauch ist ein gutes Argument, aber wollen japanische Hersteller nicht in Premium-Markt, ein schöner 6-Zylinder würde dem
    Accord gut stehen, oder?Bis zur Mittelklasse finde ich das Verbrauchsargument gut, aber haben Japaner keine Ambitionen
    darüber hinaus, wo 6- und 8-Zylinder Standart zu sein schein.


    Sorry für Doppelpost, aber:


    Mit Ausnahme von Deutschland darf in keinem anderen Land (ich glaube sogar weltweit!) so schnell gefahren werden. Die durchschnittliche erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen würde ich auf ca. 120 bis 130 km/h schätzen.


    Ich kann mir also nicht vorstellen, dass die Japaner, nur weil Deutschland keine Tempolimits kennt, deshalb grosse starke und durstige Motoren bauen, wenn im Rest der Welt dafür kein richtiger Bedarf besteht...

  • Das "Gentleman Agreement" der japanischen Hersteller müsste dabei auch eine Rolle spielen. Serienmotoren dürfen ja nur maximimal 280 PS haben.


    Mit wenig Hubraum und hohen Drehzahlen die Leistung herauszuholen, die mit 6-Zylindern möglich wären, 4-Zylinder sind sparsamer, kleiner, leichter,...


    Benzin is auch nicht gerade billig in Japan, Economy ist ein wesentlicher teil von Hondas Philosophie.

  • :thumbup:Honda ist durch ihre Motoren bekannt geworden.
    Denkt an den S600/S800 mit 67PS bei 8750U/min mitte der sechziger Jahre.


    Man kann sich einen Namen machen mit der Optic oder mit Komfort oder mit Technik.


    Optic machen die Italener.
    Große Motoren die Amerikaner
    usw......


    Honda erstaunt die Konkurenz immer wieder das man kleine Motoren sehr Leistungfähig machen kann und das sie trotzdem sehr langlebig sind.
    ZB: S800 , CB750 ..... beide mit über 100000Km und das mitte bis Ende der Sechziger Jahre.


    Es ist eine Frage der Positionierung ( Image ) am Markt.
    Diese zu finden und vor allem zu verteidigen.

  • Erstmal Danke für eure zahlreichen Antworten.
    Ich finde die Sache extrem spannend.


    DTMaahs
    Ja, die CB750 war ein Meilenstein in Sachen Motorrad und Motorenbau und das Ende der 60er.


    Ich möchte mal alle Thesen hier zu einer übersichtlichen Liste zusammenfassen, auf die ich so gestoßen bin, hier im Forum und in anderen Publikation/Quellen. Es scheint wohl keine eindeutige Antwort nach meinem Wissenstand zu geben, es ist wohl eine Kombination aus vielen Thesen, die dem am nächsten kommen.


    Wie ihr sehen werdet, ist es schwer diese Punkte überhaupt zu
    unterteilen, da sie alle stark zusammenhängen.


    1.Durch die Beschränkung der Endgeschwindigkeit auf 170km/h und das Gentlemen Agreement in Japan, keine Motoren mit einer Leistung von über 280PS zu bauen, entfällt die Notwendigkeit nach viel Hubraum/mehr Zylindern. Daraus resultiert eine geringe Nachfrage nach
    großen Motoren in Japan.


    2.Das hohe Umweltbewußtsein der japanischen Herstellern und daraus resultierend die Verplichtung Verbrauchswerte der einzelnen Autos, den Flottenverbrauch und die CO2-Emmissionen niedrig zu halten.


    3.Die Philosophie der japanischen Hersteller eine gewisse Balance
    zwischen Motorleistung, Gewicht, Fahrverhalten und Verbrauch herzustellen. V8 Motoren sind schwer, verbrauchen mehr und sorgen
    für ein relativ schlechtes Fahrverhalten. (Einlenkverhalten usw.)


    4. Der begrenzte Platz in Japan führt dazu, daß die dortigen Hersteller
    auf die Ausmaße der Autos achten. Hochdrehende 4-Zylinder verbrauchen weniger Platz beim Einbau bei guter Leistungsabgabe.
    (Gutes Beispiel hierfür sind die Wankelmotoren von Mazda, die viel Leistung auf kleinem Raum hervorbringen.)


    5. Hoher technischer Anspruch der japanischen Hersteller möglichst viel
    an Leistung aus den Vierzylinder-Motoren herauszuholen. Diesem technischen Anspruch gerecht zu werden ist ein Ziel dieser Hersteller und wichtig für ihre Marktpositionierung.


    6. Die hohen Spritkosten in Japan vorallem im Vergleich zu den USA sowie die hubraum-abhängige Besteuerung von Fahrzeugen.


    7. Bodenständigkeit der dortigen Hersteller, der meiste Umsatz wird/wurde mit Alltagsfahrzeugen erzielt, japanische Hersteller sind damit groß geworden (Siehe Parallelen zu Frankreich)


    8. Aus alter Tradtion/Verbundenheit zu Vier-Zylindern
    Speziell bei Honda könnte das Festhalten am Vierzylinder wirklich an der Tradition liegen, hochdrehende Vierzylider sind ja schon seit den 60ern im Motorenbau (vorallem Motorräder) ein Markenzeichen Hondas.



    Ich hoffe, ich habe alle Meinungen berücksichtigt.
    Für Ergänzungen bin ich jederzeit zu haben und füge
    sie gerne in die Liste ein. Wenn ich auf neue Thesen treffe, werde
    ich die Liste entsprechend erweitern.

  • Es gibt sogar 8-Zylinder von Toyota, die sie in den USA in Pick-Ups verbauen. Das sind aber nur vereinzelte Beispiele.
    Die Vorliebe der Japaner für 4-Zylinder ist dennoch ungebrochen.


    PS.: Gibt es einen offiziellen Bilder-Thread in diesem Forum?

  • :thumbup:Noch ein Technik Wunder von Honda:
    Seit 2005 gibt es ein Trial Motorrad von Honda.
    Einzylinder 250ccm Einspritzanlage Benzinpumpe komplette Lichtanlage und das alles ohne Batterie!
    Der Kickstarter benötigt lediglich einen Kick von 90° um Energie ( Strom ) an die Sensoren zum Messen , CDI zum verarbeiten , Benzinpumpe zum Benzindruckaufbau , Einpritzanlage zu spritzen , und letztlich auch die Zündung. Drehzahl bis über 9000U/min
    Ich mußte das Teil sofort haben als Technik Freak. Es funktioniert völlig Problemlos und zeigt wieder was geht.
    Honda wollte unbedingt vom Zeitakter sich lösen. Alle konkurenten liefen letztes Jahr noch mit Zweitakter und haben bis heute nicht gleichwertiges anzubieten.


    Versucht einmal einen VW GTI neuester Generation ohne Turbo ( 150PS )
    auf 240PS zu bringen. ( Abt, Ötinger ... natürlich ohne aufzublasen )
    Das kostet ein Vermögen und absolut nicht für die Serie nutzbar.
    Das ist die Philosophie der Japaner.
    Andere Technische Lösungen zu bringen um ein eigenes Image zu schaffen.