Moinsen!
Da mein S gerade inspektioniert wird, habe ich als Ersatzfahrzeug überraschenderweise einen neuen Honda Insight bekommen. Das ist ein Hybrid-Fahrzeug.
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65 KM (89 PS) und 182 km/h Spitze, Normverbauch laut Werk 4,4 L/100 KM.
Mein Fahreindruck nach 250 KM:
Das Fahrwerk ist angenehm straff, wobei die Reifen zusätzlich noch hart abrollen. Insgesamt fühlt es so an als wenn schon jemand dicke Felgen mit Sportfahrwerk montiert hätte und entsprechend weniger Komfort übrig bleibt. Dabei waren die ganz normalen Serienfelgen montiert. Schön straff alles. Der Insight ist kein Schunkel-August.
Der Innenraum ist eine Plastikwüste aus nicht geschäumten Kunststoff. Wenns Gewicht spart... Die Sitze sind sehr angenehm, vor allem haben sie eine prima Unterstützung im unteren Rückenbereich (Lordose). Etwas plüschig ist der Bezugsstoff. Für ein Hybridfahrzeug ist ein ordentlicher Kofferraum (doppelter Boden) und ausreichend Platz im Innenraum vorhanden. Wenn ich vorne sitze, kann man hinten fast die Beine übereinander schlagen. Nachts sieht der Innenraum wie Raumschiff Enterprise aus. Überall sind bunte Lichter bis in die Mitte des Armaturenbrettes, wo das integrierte Radio montiert ist.
Angenehm: Das Lenkrad hat alle wichtigen Knöpfe griffbereit. Tempomat, Radio, Multifunktionsanzeige -> alles kann über das Lenkrad bedient werden.
Die Übersicht ist insgesamt eine Katastrophe. Wer schon mal den aktuellen Civic gefahren ist, weiß in etwa was ich meine. Hinten ist die Heckscheibe zweigeteilt. Der teilende Steg in der Heckscheibe ist genau auf der Höhe, in der im Rückspiegel eigentlich die heranfahrenden Autos zu sehen sein sollen.
Vorteil: Man wird nicht geblendet, wenn auf der Autobahn der Hintermann die Lichthupe anmacht weil es ihm nicht ausreichend schnell vorangeht. Mehr dazu aber später zum Thema "Motor".
Das Tachomodul hat eine Multifunktionsanzeige, über die Verbrauch, Reichweite, Ladezustand der Batterie (Hybrid), Fahrdauer usw. angezeigt werden kann. Nettes Gimmick!
Nun aber zum wahrscheinlich interessantesten am Insight: Dem Motor. Beim Beschleunigen unterstützt ein Elektromotor den Benzinmotor. Der Tacho färbt sich dann blau. Gehe ich vom Gas, wird die Batterie geladen. Der Tacho leuchtet dann grün. Eine Anzeige im Tachoelement (links) zeigt, wie stark die Batterie gerade ge- bzw. entladen wird. Der Übergang erfolgt super-sahnig, da ruckt nichts. Man hört nur den Benzinmotor, nicht den Elektromotor.
Die Kraft wird über ein stufenloses Automatikgetriebe übertragen, welches (wie im Jazz mit Automatik auch) auch Gänge simulieren kann. Diese kann man über Schaltpaddel am Lenkrad durchschalten. Meiner Meinung nach ist das überflüssig.
Es gibt das normale Fahr- bzw. Sparprogramm (Stufe D) und noch ein Sportprogramm (Stufe S). Im Sportprgramm dreht er höher, ohne fühlbar schneller unterwegs zu sein. Also bleibe ich in "D".
In der Stadt ist man ausreichend flott unterwegs. Die gefühlte Leistung entspricht (in der Stadt!) etwa den 89 PS, die der Insight ja auch hat. Hier unterstützt die Automatik den Eindruck, daß ausreichend Drehmoment vorhanden ist. Bei konstant 60 km/h verbraucht der Insight übrigens genau 4 L/100 KM.
Das Blatt wendet sich auf freier Bahn. Jeder Beschleunigungsvorgang über 80 km/h zieht sich wie ein Kaugummi im Sommer unterm Turnschuh. Der Motor heult auf und wird brummig, dann schaltet die stufenlose Automatik langsam nach und hält ihn auf Drehzahl. Der Wagen wird aber nicht merklich schneller. das nervt dann auch mal den Hintermann, der endlich vorbei will. Hierzu ist die zweigeteilte Heckscheibe ganz praktisch. Man sieht nicht gleich seine Lichthupe.
Ich habe mich dann hinter den LKWs eingereiht und habe nur bei sehr großen Lücken auf der Überholspur ganz schüchtern mal zum Überholen angesetzt. Auf der AB fühlt sich der Insight nach 60 PS an. Die 182 km/h Höchstgeschwindigkeit kann ich kaum glauben. Schneller als 130 km/h war ich nicht unterwegs, ab da wurde es ungemütlich laut und unentspannt.
Der Verbrauch lag kombiniert 50 KM Stadt / 200 KM Autobahn bei 6 L/100 KM, was ich jetzt nicht so wenig finde. Ich habe ihn im Verkehr mitschwimmen lassen und selten mal etwas beschleunigt.
Ich denke mit einem kleinen Diesel wäre ich nicht langsamer, wohl aber sparsamer unterwegs gewesen. Vor allem bei Konstant 110 km/h denke ich verbraucht ein moderner Diesel weniger.
Mein Fazit: Der Insight ist eine nette Demonstration, wie weit Honda mit der Hybridtechnik ist und hat durchaus Unterhaltungsfaktor. Immerhin hat Honda so ein Fahrzeug, deutsche Hersteller sind ja noch am entwickeln.
Honda hat aber meiner Meinung nach viel Potenzial verschenkt: Der Motor geht bei warmer Maschine im Stand aus (Start-Stopp-Automatik). So weit so gut. Aber warum geht er von alleine trotz voller Batterie nach gefühlten 15 Sekunden wieder an, obwohl ich immer noch (auf der Bremse) stehe? Warum kann ich im Stop-and-Go-Verkehr bis etwa 20 km/h nicht NUR elektrisch fahren? Für jedes Aufrücken im Verkehr wird erneut der Benzinmotor angeworfen, auch wenn ich nur 3 Meter aufrücken will.
So wird mehr Sprit verbraucht, als unbedingt notwendig. Der Prius von Toyota ist hier denke ich schon einen Schritt weiter.
Wenn ich ein 4 Liter-Auto kaufen wollen würde, würde ich mich nach einem kleinen Diesel umsehen. Der Civic als 140 PS Diesel bspw. ist der Hammer. Wenn nur die fehlende Übersicht nicht wäre.
Insgesamt war es aber eine interessante Erfahrung!
Alex