Bremsenkühlung: im Allgemeinen und sinnvolle Ausführung

  • Dennis, ich bin davon überzeugt, dass die Scheiben und die Beläge eine annähernd ähnliche Temp haben. Der Sattel ist "nur" durch die vergleichsweise kleine Auflagefläche des Kolbens mit dem Belag in Kontakt. Von daher Sattel imho zwangsläufig kühler als die Scheibe.

    Aber wie man es dreht und wendet: Mit Kühlung verhindert man den Verschleiß nur geringfügig bis gar nicht. Daher ist es vollkommen Latte ob nun Scheibe oder Sattel angeströmt werden. Sicher wird es besser sein als gar nichts gegen die Wärmeabfuhr zu tun, aber es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Das wärmeempfindlichste Glied in der Kette ist der Belag und den bekommt man ums verrecken nicht gekühlt.

    Dennis, knallst Du die Handbremse an wenn Du auf dem Parkplatz stehst?

  • Zitat

    Original von Maggo#13
    Dennis, knallst Du die Handbremse an wenn Du auf dem Parkplatz stehst?


    NEVER! Immer nur mit eingelegtem Gang.

    "Please take good care of your S2000, keep it by your side for long and enjoy it from the bottom of your heart. And share the quality and legacy of the S2000 with many friends..."
    Shigeru Uehara @ Euromeet 2009

  • Zitat

    Original von Freestyler
    Habt ihr schon mal Rennbeläge wie z.B. Sintermetalbeläge von Carbone Lorraine ausprobiert?

    Ich hab die schon probiert. Die gesinterten Beläge von Carbone Lorraine.
    Wie schon geschrieben - die Dinger sind unglaublich :o
    Kaum Verschleiß nach 3 Rennstreckenbesuchen - allerdings sind die Scheiben weggefressen wie nix. Lag aber daran, das es sowohl vorn wie auch hinten gelochte Scheiben waren. Und die sind nicht für gesinterte Beläge empfehlenswert.

    Darauf tiefer eingegangen:

    1) Die Bremsscheiben:
    Beim Bremsen werden beide Reibpartner gleich heiß. Sowohl die Scheibe als auch die Beläge. Die Scheiben sind aus einem Material: Gussstahl. Die Beläge haben unterschiedliche Zusammensetzungen, unterschiedliche Herstellmethoden und unterschiedliche Form, je nach Hersteller.

    Zu den Scheiben: da gibt’s m.M.n. nur wenig was man verändern kann. Das Material ist immer gleich – mal von Keramik oder Kohlescheiben abgesehen.
    Die vielgepriesene Wärmebehandlung bringt auch nicht viel, denn über 800°C beginnt das „Normalglühen“, das „Spannungsfreiglühen“ schon ab 650°C.

    800°C erreicht man schon beim starken Runterbremsen von 180km/h damit ist die vielbeworbene „Wärmebehandlung“ der teuer gekauften Bremsscheiben dahin.

    Nuten, Löcher, rituelle Ritzungen: bringen für die Haltbarkeit der Scheiben kaum was, vielleicht bringen die Löcher doch ein wenig, denn damit wird die Oberfläche der Scheiben vergrößert so dass sie etwas besser gekühlt werden. Allerdings gibt’s fast immer Spannungsrisse zwischen den Löchern, da wäre ich immer vorsichtig was die Stabilität der Scheibe anbelangt. Ausserdem verringert man die Anlagefläche zwischen Belag und Scheibe. Loch bremst halt nicht..

    Die Nuten bringen bei Regen einen Vorteil, denn sie verhindern die Bildung eines Wasserfilms zwischen Scheibe und Belag. Bei trockenem Wetter fördern die Nuten eher nur den Verschleiß der Beläge.

    Ob innenbelüftet oder nicht kann man bei bestehender Bremse sowieso nicht ändern, von daher betrachte ich das mal nicht. Nur kurz das: Innenbelüftete Scheiben kühlen auch den Sattel und die Beläge. Die Scheibe wirkt wie ein Ventilator, der Luft schaufelt. Und die gelangt auch an die Sättel / Beläge.

    Das berüchtigte „Rubbeln“: kommt nach meiner Erfahrung hauptsächlich von den Belägen – nicht von den Scheiben! Zuerst denkt jeder natürlich, klar – das sind verzogene Scheiben…
    Ich hatte das mal nach dem Drifttraining in Bittburg an meinem Boxster S. Die Beläge waren fast runter, bei Bremsbetätigung hat’s gerubbelt und geschüttelt wie Sau. Da ich zuerst nur neue OEM Beläge von Porsche da hatte und keine Scheiben habe ich zuhause dann nur die Beläge getauscht. Und sofort war das Rubbeln weg :o
    Zuvor schon hatte ich am Sachsenring mit den Sandtler Scheiben und Ferodos ein unglaubliches Rubbeln bei starkem Bremsen. Nach dem Wechsel auf Carbone Lorraine war das weg – später allerdings auch die alte Sandtler RS/A Scheibe. Hatte sich in Eisenpartikel aufgelöst, weil siehe oben…
    Die Theorie zu den Belägen als Ursache fürs Rubbeln: bei harter Beanspruchung werden die Dinger so heiss, dass sich unterschiedliche Reibwerte an Aussen- und Innenbelag ergeben. Dann gibt es beim Bremsen ein unterschiedliches Reibmoment zwischen Innen- und Außenseite an der Scheibe. Das Ganze schwingt sich auf und man hat das Rubbeln im Pedal.
    Wären die Scheiben verzogen, so würden die Beläge durch den Scheibenschlag mehr und mehr zurückgedrückt, so dass beim ersten Betätigen des Bremspedals erstmal die Beläge an die Scheiben gedrückt werden müssten. Das wäre dann ein sehr großer Pedalweg bis zur ersten Bremsung.

    2 Mal editiert, zuletzt von bpaspi (6. Mai 2011 um 14:24)

  • Zu den Belägen:

    im Gegensatz zu den Scheiben, die bei ausreichender Dicke sogar Temperaturen bis zu 1000°C aushalten, wird's bei Belägen schon ab 600°C, 700°C kritisch.
    Bremsbeläge sind ein Compound aus verschiedenen Materialien. Dieses Gemisch wird mit einem organischem Harz gepresst und verbacken. Bei Sinterbelägen wird kein Kleber benötigt, hier wird unter sehr hohem Druck und hoher Temperatur das Compound verschmolzen. Obwohl "verschmolzen" nicht der richtige Begriff dafür ist, so hoch sind die Temperaturen dabei nicht. Aber der hauptsächliche Unterschied ist halt der, dass kein Kleber (organische Harze) gebraucht wird. Die Beläge sind schon beim Anpacken sehr hart, man fühlt den Unterschied sofort.

    Bei hohen Temperaturen kann bei organischen Belägen das Bindeharz verbrennen und ausgasen. Dann "zerlegt" sich die Bindung regelrecht und der Belag löst sich langsam auf. Deshalb sind die Beläge so schnell weg wenn sie richtig heiss geworden sind. Manchmal sieht man auch regelrecht zerbröselte Beläge. Zeichen von verbranntem Bindemittel.

    Gesinterte Beläge kann man fast zum Glühen bringen - die halten das locker aus. Auch kann da nix ausgasen, da es keine organischen Harze als Bindemittel gibt. Die gesinterten Beläge sind über lange Zeiträume konstant.

  • Zitat

    Original von Freestyler
    Vielen Dank für den Erfahrungsbericht :thumbup::)
    Eine Frage hätte ich noch. Wie verhalten sich die Beläge, wenn die Bremse noch kalt ist? Muss man dann mit stark verminderter Bremsleistung rechnen?

    Etwas, das hält sich aber in Grenzen. Die Dinger quietschen - das glaubt man nicht. Aber ich habe das mit Teflonfolie in den Griff bekommen. Später habe ich gelesen, dass man auch auf gar keinen Fall Kupferpaste mit gesinterten Belägen verwenden darf. Aber ich nehm' das Zeugs sowieso nicht.

  • Zitat

    Original von Freestyler
    Ich weiß das ist jetzt reine Mutmaßung, aber könnte es auch sein, dass die Kontrolle außen am Sattel gar nicht so viel aussagt über die Temperatur die bei den Belägen und im inneren des Sattels herrschen?
    Hat einer von euch vielleicht so ein Laser-Thermometer? Würde mich brennend interessieren mal die einzelnen Bereiche der Bremse (Sattel, Beläge, Scheibe) nach so einem harten Einsatz abzutasten :)

    Bitte schön, gab es alles schon mal die scheibe war zu heiß für das Thermometer, deshalb kein Foto

    Klick mich

  • Welche Beläge stellen denn Deiner Meinung nach den besten Kompromiss zwischen Haltbarkeit, Belastbarkeit, Alltagstauglichkeit und "Scheibenfreundlichkeit" dar?! Wie immer halt die oft gesuchte "Eierwollmilchsau". ;)

  • Den Kompromiß hast Du immer mit den OEM Belägen.

    Ich würde für die Nordschleife auf Spezial-Beläge gehen. Und danach dann wieder auf OEM Beläge. Ich hab sogar mal billige Beläge von Herth&Buss (Händler Zubehör) für 35,- Euro verwendet. Geht einwandfrei ;) Aber natürlich nur für normales Fahren!

    Aber grade für die Nordschleife würde ich auf gesinterte Beläge wechseln. Vorn und hinten!
    Ich kenne da nur die Carbone Lorraine, ich glaube es gibt aber auch noch andere.

    Scheiben: OEM (glatte Scheiben only)

    Belüftung: an den Sattel

    Ich möchte fast wetten, dass Ihr Eure Bremsprobleme auf der Nordschleife damit in den Griff bekommt. Einsatz: eine Kiste Flens, die ich zum noch offenen 3.NS-Termin mitnehme. :]

    Einmal editiert, zuletzt von bpaspi (6. Mai 2011 um 14:19)

  • Zitat

    Original von Maggo#13
    Welche Beläge stellen denn Deiner Meinung nach den besten Kompromiss zwischen Haltbarkeit, Belastbarkeit, Alltagstauglichkeit und "Scheibenfreundlichkeit" dar?! Wie immer halt die oft gesuchte "Eierwollmilchsau". ;)

    Wenn du ich meinst, das kann ich dir nicht sagen, weil ich meine Erfahrungen nur mit der GT/A Scheibe von C.F.T. habe.
    Aber dort war der beste Belag der Hawk HT 10.
    Ich habe mich an der NS ja viel mit Freddy unterhalten, der sein Geld mit den Verkauf von Bremsen verdient.
    Auch er ist von der Qualität der Scheiben, im Zusammenspiel mit den HT 10 beintrugt.
    Habe mir ja für das freie Fahren von ihm Carbopad montieren lassen, die waren nicht schlecht, aber kommen an die HT 10 lange nicht ran. Dafür sind sie auch ein ganzes Stück billiger, das muß man auch sehen.

    Zumindest habe ich jetzt seinen ehrgeiz geweckt, und wir wollen eine gute und Preiswerte Lösung finden. Er hat schon Kontakt mit dem Chef von Carbopad aufgenommen. Mal sehen, was dabei raus kommt :nod:


    sach mal, was habe ich den da vorhin für einen stuß geschrieben 8o

    • Offizieller Beitrag

    Die Mutter aller Bremsenkühlungen?
    http://www.sportauto-online.de/bilder/mclaren…otoshow_item=18

    Wat ein Monster! (Das Auto)

    Bilder

    +++ S2000 MY-2005, EZ-2006, Erstbesitzer. +++ Mods: KW Variante 3. Michelin PS2 (N3) in 225/255 auf 17" OEM Felgen. Wolfgang Weber Abstimmung. Fischerflex. Luft für die Bremsen vorn und hinten. Powerflex Road Series vorn. Domstrebe. Skeed Brace. Schwallblech in Ölwanne. Schwungscheibe 5.1kg statt 6.3kg. Seeker Shift Collar. Custom made Öltemperaturanzeige. Rainbow Germanium 265.25 aktiv an Alpine 9853R. Modifry Dashboard Handy Halter. +++ http://s-zillus.de +++

    2 Mal editiert, zuletzt von Los Eblos (6. Juni 2011 um 14:24)

  • Zitat

    Original von bpaspi
    ....

    Bei hohen Temperaturen kann bei organischen Belägen das Bindeharz verbrennen und ausgasen. Dann "zerlegt" sich die Bindung regelrecht und der Belag löst sich langsam auf. Deshalb sind die Beläge so schnell weg wenn sie richtig heiss geworden sind. Manchmal sieht man auch regelrecht zerbröselte Beläge. Zeichen von verbranntem Bindemittel.

    ...

    und mir wurde hier gesagt, dass das ausgasen der bindemittel zum einfahrprozess gehört?
    ich habe meine ferodo ds nach ca. 1.500km das erste mal hart rangenommen
    und da haben die gestunken und richtig geraucht!!!

    mir wurde dann gesagt, dass das die bindemittel waren,
    die eigentlich schon viel früher hätten abdampfen sollen.

    was stimmt denn nun?
    es war zwar ein harter einsatz für die beläge, aber auf einer öffentlichen
    landstraße, also kein vergleich mit nem einsatz auf einer micky mouse rennstrecke :twisted:

    2003 Monza Red
    HKS Hi-Power | K&N Intake / AEM Dry-Filter | Mugen Ölwanne

    5W-40 Motor | 75W-140 Diff | MTF3 Getriebe

    KW V2 | OEM FLV1 17" | Michelin Pilot Sport 4 | Cusco Carbon Domstrebe

    OEM Frontlippe | OEM Heckspoiler | Skunk2 Schaltknauf

    & vor allem vieeeele Pässe und geile Strecken hinter sich <3

    Foren-Thread zu meinem S2000

  • das stimmt, aber es ist wohl schwer zu beurteilen,
    ob die überschüssigen bindemittel während den eher vorsichtigen 1.500km
    schon "unbemerkt" rausgegangen sind und dann das rauchen schon
    eine richtige überhitzun war
    oder ob das noch die überschüssigen waren!?

    2003 Monza Red
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    & vor allem vieeeele Pässe und geile Strecken hinter sich <3

    Foren-Thread zu meinem S2000