Audi TTS

Hallo Leute!

Gestern bin ich nicht ganz ne Stunde mit einem Audi TTS Coupe mit S-Tronic unterwegs gewesen. Wenige Wochen zuvor hatte ich ja schon mal den TT 2.0TFSI "Roadster" getestet, ich habe also Eindrücke zwischen den beiden sowie natürlich den Vergleich zum S2000.

Ich ging mit Zuversicht in die Testfahrt. Der TT 2.0TFSI war ja an sich nett, nur eben völlig unspektacoolair und synthetisch, gemessen am Auftritt eines S2000. Die Presse verspricht, dass beim sportlichsten TT, dem TTS vieles optimiert und noch sportlicher gemacht wurde. Ich stieg also mit großen Erwartungen in den TTS ein.

Der Testwagen hatte 1500 km runter und klapperte vorn in der Armatuerentafel sowie irgendwo hinten links. Nur leise... aber eben Klappern. Hm. Nunja. Kommt ja mal vor.

Leider war der TTS mit S-Tronic ausgestattet. Bei dem, was ich hier als Eindrücke von mir geben werde, wird dieser Fakt wohl stets massiven Einfluss haben. Darum fange ich auch mal mit der S-Tronic an... Wer um Himmels Willen braucht sowas?????? In der Mitte ein Wählhebel mit P, R, N, D mit rechts daneben +/- und noch eine S-Stellung für Sport. Zusätzlich am Lenkrad mitdrehend zwei Paddles. Es gibt keinen Modus, bei dem das Getriebe nicht allein schaltet. Wäre dies gegeben, wäre das vllt. noch ganz witzig. Dieses DSG schaltet in der Tat schön schnell und ruckfrei. Letzteres (ruckfrei) find ich aber schon langweilig. Damit geht Aggressivität verloren.

Wählt man die Stufe D, so orientiert sich das Getriebe stets tieftourig. Will man plötzlich Druck abrufen, erfolgen meist 2-3 Runterschaltungen, die dann immer einen Gang zu viel sind. Man landet bei 5000U/Min und da kommt bei dem Motor nicht mehr so wirklich viel.

Die Wahl der Stufe S bringt einem durchweg höhere Drehzahl beim Cruisen, es sei denn, man sagt dem Getriebe mittels Schaltpaddle, dass es doch einen höheren Gang nehmen soll. Dort bleibt es dann auch, solange man nicht zu viel Gas gibt. Gibt man mal etwas zu viel Gas, geht das schnell einem KickDown gleich... der Motor geht in kreischige Höhen, obwohl bei 3000 schon genug Drehmoment da wäre. Man muss also ständig zwischen D und S wählen, je nachdem, was man gerade macht. Okay. Kann man sich drauf einstellen.

Lässt man den Wagen durchbeschleunigen, ohne manuell in die Schaltung einzugreifen, so schaltet er unter Vollgas erst beim Begrenzer. Die Drehmomentkurve fällt aber ab 5000U/Min dermaßen stark ab, dass es sich nicht lohnt, in die letzten Drehzahlregionen reinzudrehen. Ich habe dann bei ca. 5000U/Min das Hochschalten erzwungen, was bedeutend mehr Vortrieb ergibt.

Im Fazit kriegt die S-Tronic von mir eine ganz schlechte Note. Diese doppelgekuppelte Schaltbox gibt einem spontan nie die Fahrstufe, die man gerade gebrauchen könnte. Mit manuellem Eingriff kann man das halbwegs kompensieren, doch wenn man sich den 3. einstellt und bei 2500U/Min durchbeschleunigen will, so schaltet die S-Tronic in den meisten der Fälle bei Vollgas nochmal eins runter. Es ist mir nicht erklärlich, wie man sich sowas bestellen kann. Beim Audi R8 mit der R-Tronic hatte man ja wenigstens die Möglichkeit, auf rein mauellen Betrieb zu stellen. Dieses Feature fehlt dem sportlichsten TTS der TT-Reihe aber. Besser noch, man ordert das manuelle 6-Gang-Getriebe, da wird man sicher die Power des Motors auch halbwegs genau dann bekommen, wenn man sie haben will. S-Tronic im TTS ist für mich ein absolutes NoGo!

Der Motor. Nun... dass der Motor mehr als 70 PS gegenüber dem 2.0 TFSI aus dem normalen TT zugelegt hat, fällt kaum auf. Das liegt sicher nicht an den präsentierten Fahrleistungen, sondern mehr daran, dass das Auto leiser ist und dank DSG sanft schaltet. 160km/h wirken in dem auto wie 120 km/h. Und wenn man denkt, man fährt 70, sind es gern mal 100. Aggressivität am Gaspedal war für meinen Geschmack beim TTS mit dieser Kindergeburtstagsschaltbox kaum mehr vorhanden als beim normalen 200PS TFSI. Der 200PSer klingt zudem noch rauher, sportlicher und beschleunigt an den Drehzahlbegrenzer munter heran. Beim TTS ist ab 5000U/Min Schicht mit Spaß. Beim TTS dominiert der Auspuffsound, der beim Schalten dank einer Auspufklappe ein lautes PLOPP von sich gibt. Wer steht darauf? Dient wohl der Minimierung des Turbolochs, vermute ich. Komisches akustisches Feature. Schafft man es, mal im zweiten oder gar ersten zackig abzubiegen, so ist durchaus aggressiver Wille spürbar, voran zu preschen. Gelangt der Allradler an die Grenzen der Traktion, greift das ESP sanft ein und man merkt nur, dass der Vortrieb ein Plateau bekommt. Der 200PSer griff viel massiver ein. Der TTS macht das sanft, eigentlich für ein ESP optimal.

Das Fahrwerk mit Magnetic Ride macht einen guten Eindruck. Man hat einen Taster in der MItte, womit man auf Sport schalten kann. Auf normalen Straßen äußert sich kaum ein Unterschied. Mein Chef, der den Wagen zum Test hatte, sagte, er habe auf miesen Straßen den Unterschied im Komfort bei kurzen Stößen feststellen können. Naja... vielleicht reicht eine 3/4-Stunde auch nicht aus, um sich das zu erschließen. Das Fahrwerk macht jedenfalls einen sehr guten Eindruck. Kaum Seitenneigung, straff aber nicht polternd oder nervig. Es verrichtet still seinen Dienst. Sticht man mit viel Gas in eine enge Kurve, schiebts über die Vorderräder. Nicht stark, etwa so wie der 05er S2000 das auch machen würde. Längstraktion ist dank Allrad massig vorhanden. Selbst bei teilweise nassen Stellen wie auf Schienen. Allrad eben. Auch das ist zum einen ja ein Vorteil, mir jedoch fehlt auch dadurch wieder Agressivität. Das ist aber eine Geschmacksfrage, und bei weitem kein Kritikpunkt am TTS.

Gelacht hab ich, als ich gleich bei der ersten engen Kurve hart auf die Bremse stieg. Rechts war es noch feucht, das ABS und ESP griff ein und machte die Situation hausfrauensicher. Aber was war das? Bei Bremsungen mit ABS/ESP geht der Warnblinker automatisch an. Oh mein Gott. Ohne Worte.

Lenkung. Nun... in Relation zur Lenkung des 05er S2000 ist das nix. Man spürt nichts. Wirklich gar nichts. Zudem ist der notwendige Lenkwinkel zu groß, man muss beim zackigen Einlenken in eine enge Kurve oder beim Überholen viel mehr am Lenkrad drehen als beim S2000. Dass der S2000 ne spitze Lenkung hat, wissen wir ja. Vielleicht ist der TTS gemessen an anderen üblichen Autos in der Lenkung ja schon toll?!? Für mich jedenfalls ist das nix. In Relation zum 200PSer hat mir die Lenkung des 200PSer besser gefallen, denn dort spürte man wenigstens was. Okay, das waren zwar auch nur die Antriebskräfte... aber immerhein spürte man was. Die TTS-Lenkung lenkt schon so, wie man will. Nur durch das, was ich an Rückmeldung vom S2000 kenne, fällt mein Urteil drastisch aus... total unsportlich.

Komme ich mal zum Gesamtfazit:
Der TTS hat alle Audi-Qualitäten, was Innenraum und optische Gestaltung angeht. Fahrdynamisch ist der TTS MIT S-TRONIC allerdings Kindergeburtstag. Ein Auto für genau den Menschen, der von der artgerechten Bewegung eines Sportwagens keine Ahnung hat, aber auch "Sportwagen" fahren will. So der TTS denn als Sportwagen überhaupt veranschlagt wird! Ginge es nach mir, wäre es keiner. Dieses Auto ist, mit Ausnahme weniger Momente, wo man mal durch munteres Ausnutzen von wechselnden Querbeschleunigungen zusammen mit Längsbeschleunigung etwas Aggressivität erlebbar macht, völlig langweilig für einen Fahrer, der mit dem Auto arbeiten will. Dieses Auto arbeitet für einen. Man kann mit dem Auto nicht arbeiten. Diese S-Tronic gehört anders abgestimmt, sie schaltet zu weit runter, präsentiert zu oft schreiende Drehzahlen, obwohl diese dem Motor gar nicht stehen. Man hat nie genau den Zustand, den man haben will. Vielleicht ist der TTS mit manueller 6-Gang-Schaltung da viel besser, ich vermute das... oder naja... ich hoffe das. Die Entmündgung hätte damit jedenfalls beim Antrieb ein Ende.

Das, was Audi da als sportlichsten und schnellsten TTS hinstellt, noch dazu zu diesem horrenden Neupreis, ist in meinen Augen eine Frechheit. Darf man das so schreiben? Nicht dass Audi da nun noch gegen meckert?? Jedenfalls ist das meine Meinung.

Das, was ich im TTS als "sportliches Auto" erlebt habe, hat nichts damit zu tun, was für mich ein sportliches Auto ist. Aber wirklich so gar nichts. Schade eigentlich. Doch es scheint zu verkörpern, was Audi als sportlich "für die Masse" ansieht, und was für Menschen Audi mit solchen Autos zu bedienen gedenkt.

Viele Grüße,
Lars!

P.S.: Ich war zwischendurch nochmal kurz auf der Autobahn. Dort spürt man die PS. Dort fühlt man sich mit dem Getriebe wohl. Wegen Tempolimits war ich aber nur einmal kurz auf 200. Vmax zu testen find ich eh Blödsinn, nur fiel mir ebenauf, dass das Auto in den höheren Geschwindigkeitsbereichen irgendwie besser platziert scheint.

Ich möchte nochmal einen Eindruck nachschieben.

Wenn ich die drei Tests mit Audi R8, Audi 2.0TFSI und Audi TTS so auf mich wirken lasse, so komme ich zu dem Schluss, dass ein Honda S2000 mit seinem wirklich überaus direkten Verhalten sowie den ganzen subjektiven Eigenschaften (Schaltvorgänge, Akustik, Sitzposition, Fahrwerksfeedback) viel schneller wirkt, als er tatsächlich (auf der Uhr) ist. (Was denkt wohl ein Elise-Fahrer gerade?) Heißt im Umkehrschluss... wenn sich drastische Fahrleistungen der breiten Masse immer so präsentieren, wie das diese drei Audis machen, dann ist es kein Wunder, dass wir vom S2000 nicht mehr so recht los kommen. Wenn man in den Maßstäben denkt und fühlt, die man von einem R8 z.B. kennt, dann schaut man einen S2000 gar nicht erst an. Viel zu langsam, keine Konkurrenz. Dass sich aber dem Fahrer eines S2000 diese "viel weniger" Leistung so authentisch präsentiert, wie es selbst viel schneller gemessene Top-Produkte deutscher Premiumhersteller nicht vermögen, erschließt sich demjenigen, der eine Autozeitung liest einfach nicht. Meine Erkenntnis ist also, dass nicht nur das Gewicht moderner Fahrzeuge das Problem ist, es ist auch die generelle Gestaltung der Fahrereinbindung, die nicht mehr das ist, was sie früher einmal war.

Mich würde mal interessieren, was Porschefahrer sagen, die einen alten 911 mit einem neuen 911 vergleichen. Hat sich Porsche (ich bin noch nie einen selbst gefahren, leider) diesen gefühlten Speed erhalten? Ist man da auch in den neuen 911ern noch der Fahrer? Oder geht das da auch in die Richtung, dass man nur noch Dirigent ist?

Oder war es das früher schon nicht. Mirco kaufte doch so einen alten 911 Targa oder so?!? Auch da meinte er schon, gegen den S2000 verhält sich der 911 wie ein Breitschwert gegen ein Skalpell (waren nicht seine Worte, triffts aber glaub ich).

Und noch eins:
Ich hinterfrage meine Sicht der Dinge nach solchen Tests immer kritisch. Wie sehr ist das, was ich an getesteten Autos negativ empfinde, durch eine S2000-Brille gefärbt. Ich komme dabei immer zu dem Schluss, dass ich sofort bereit wäre, den S2000 zu verkaufen und ein anderes Auto zu kaufen, sofern es mir das vom S2000 gebotene noch zu überbieten vermögen würde. Ich sehe nur mehr und mehr, dass es einfach nichts am Markt gibt, was die Anforderungen trifft. Anforderungen, die scheinbar echt "special" zu sein scheinen? Genau solche Autos wie der TTS, dann als Roadster, müssten es doch sein, die man in Erwäging zieht? Aber der ist sowas von meilenweit davon weg... da verrückt auch eine S2000-Brille nichts mehr. Fairerweise muss ich sagen, dass man den manuell geschalteten nochmal checken sollte. Das wirds dann sicher auch nciht bringen, aber jedenfalls wird sich ganz bestimmt ein besseres Gesamtbild ergeben.

Ich kann nicht behaupten, dass das eine Untersteuersau wäre. Handling und Fahrwerk passt schon. Jedoch muss man mehr tun, um flink umme Ecke zu kommen. Diese Lenkradübersetzung behindert die agile Kurvehatz, fand ich. Sicher legt sich das Gefühl aber, wenn man sich dran gewöhnt hat. Zudem spürte ich nicht, was los ist. Beim S merkst Du genau, wann die Reifen an ihre Grenzen kommen. Im TTS (an den ich mich ja nicht ausgiebig gewöhnen konnte) merkt man erst, dass es zu viel wird, wenn das ESP Gas weg nimmt.

Ich habe ne Domstrebe drin. Y-Brace noch nciht.