Hallo Leute,
Seit heute ist das Thema endlich abgeschlosen, drum schreib ich mir jetzt mal meine jüngste Erfahrung aus der Welt der deutschen Premium-Automobile von der Seele.
Ich habe im August angefangen, mir ein Winter- und Alltagsauto zu suchen. Vorgaben waren Autogas, Automatik, Kombi, unproblematisch/zuverlässig und möglichst komfortabel. Gefunden habe ich einen 2003er Audi A4 1.8T mit Multitronic, LPG Umbau, Standheizung, allem Tralala (Kenner brauchen ab jetzt nicht mehr weiterlesen). 140tkm - aber das sollte für ein Premium-Produkt der deutlich gehobenen Preisklasse ja noch kein Problem sein denkt man, mein alter A3 hatte am Ende 300tkm und lief relativ problemlos.
Wunderbar, Preis hat gepasst, Audi ist ja so eine solide Marke, die Freude war groß. Den Wagen abgeholt und nach Hause gefahren - und noch auf dem Heimweg die Motorleuchte bekommen. Am nächsten Tag wieder zurück zum Händler zum Nachsehen. Nach vier Tagen wurde die undichte Unterdruckdose als Verursacher identifiziert, gut - Auto wieder abgeholt und heimgefahren. Auf dem heimischen Parkplatz im Leerlauf: wieder die Motorleuchte, sowie eine Öldruckwarnung. Also A4 wieder zurück, diesmal für eine Woche. Die vom Händler hinzugezogene Audi-Werkstatt hat jetzt die Lambdasonde ausgetauscht (sehr kreativ - wenn mir nichts einfällt schiebe ich Motorprobleme auch gerne auf die Lambdasonde).
Auto wieder abgeholt, und drei mal dürft ihr raten... diesmal für zwei Wochen beim Händler gelassen. Gleichzeitig auf die Öldruckwarnung hingewiesen, auf die immer noch rubbelnden Bremsen (definitiv kein Flugrost mehr), auf das nicht vollständig funktionierende Sitzmemory sowie auf ein Knarzen in der Radaufhängung vorne links.
Nach drei Wochen Auto wiederbekommen. Die Ursache für die MIL war endlich gefunden - ein kleines Ventil im Kurbelwellengehäuse-Druckausgleichsschlauch hatte sich festgesetzt, ein 10€ Teil. Ausserdem wurde der Stabi vorne ersetzt wegen des Knarzens (dass das eher vom Traglenker kommt hatte ich bei der Problembeschreibung gesagt, wurde aber ignoriert), sowie komplett die Bremsen erneuert. Guter Dinge Auto wieder mitgenommen. Die MIL war entgültig weg, soweit so gut. Allerdings hat sich nach einer Woche das Knarzen im Fahrwerk wieder eingestellt und das Sitzmemory war immer noch nicht repariert. Also wieder zum Händler, dieses Mal noch auf das etwas seltsame Verhalten der Automatik hingewiesen mit Frage nach Software-Update: in manchen Drehzahl- und Lastbereichen gab es seltsame Schlupferscheinungen im Antriebsstrang, sowie öfter Mal ein deutliches Rucken beim Anfahren. Da war ich noch unwissend und dachte das ist wahrscheinlich ein Problem mit der Bedatung des Getriebesteuergeräts und dem Wandler, zwar ärgerlich aber prinzipiell nichts allzu Drastisches.
Nachdem ich den Wagen dann ein weiteres Mal zurück bekommen habe nach fadenscheiniger Reperatur des Knarzproblems ("wir haben die Aufhängung des Traglenkers entspannt, jetzt ist wieder Ruhe") und nachdem das Sitzmemory nach wie vor nicht tat, habe ich mich mal ein paar Stunden mit dem Thema Multitronic beschäftigt und extrem unerfreuliches herausgefunden: Audi verbaut seit 2003 in den Autos mit kleineren Motoren als Automatikgetriebe eine sogenanntes CVT (Continuously Variable Transmission). Das Prinzip ist einfach, zwei Wellen mit jeweils zwei Kegelrädern und einem Gliederband dazwischen, ergibt ein Getriebe in dem man das Übersetzungsverhältnis stufenlos wählen kann. Kannte ich eigentlich von einen Audi-Prototypen den wir in meiner vorigen Firma mal bewertet haben, ich habe nur nie dran gedacht dass die das wirklich in Serie pauschal in die Autos einbauen würden... vor diesem Hintergrund bekam die Sache mit dem Schlupf eine ganz neue Bedeutung! Nach ein bisschen googlen war ich dann schlauer: Audi baut das Getriebe nur in die kleinen Motoren ein, weil bei den großen die Dinger noch wärend der Garantiezeit versagen würden. Bei den kleinen Dieseln und Benzinern mit weniger Drehmoment gehen die Getriebe zwar auch reihenweise kaputt, aber glücklicherweise (für Audi) erst ab ca. 120tkm, in welchem Fall man das Problem elegant auf den Kunden abschiebt. Problem bedeutet in Zahlen: ein Ersatz der Kupplung vor dem Getriebe für minimum 2500€, die das Problem aber nicht in allen Fällen löst - oder aber einen Ersatz des gesamten CVT Getriebes entweder durch ein runderneuertes für 3500€ oder gleich ein neues für 4500€ aufwärts. Und da sind die Werkstattkosten noch nicht mitgerechnet...
Unabhängig davon dass diese Geschichte rein rechtlich vom Händler hätte behoben werden müssen war mir an der Stelle der Zirkus genug, ich habe den Wagen zurückgegeben und mein Geld (zum Glück) wiederbekommen. Seit Freitag fahre ich einen schönen 2005er Subaru Legacy, ebenfalls mit LPG und Automatik, und der funktioniert... das ist ein Traum! Der Boxermotor läuft seidenweich und ruhig (kein Vergleich zu dem Dauervibrieren von dem 1.8T des Audi), das Getriebe tut einwandfrei und unauffällig (keine Technik-Kunst, die am Kunden getestet wird), der Wagen fühlt sich an wie neu, es knarzt nichts, und alle Features die er hat funktionieren auch anstandslos.
Die Moral von der Geschichte: Ich hätte von Anfang an auf meine eigenen klugen Sprüche hören sollen...