U.S. Air Force zensiert WikiLeaks-Inhalte

  • Wenn der Zugriff auf WikiLeaks-Seiten gesperrt wüde, wäre das ja verständlich. Da WikiLeaks aber so schlau war, jeweils äusserst seriöse Zeitungen mit seinen Infos vorab zu versorgen, betrifft die Sperre z.B. die Seiten der New York Times, des Guardian oder auch des Spiegels. Das geht dann schon in die Richtung "wir strafen die Medien, die sowas abdrucken". Ähnlich wie das US-Embargo gegen Kuba, das natürlich für die ganze Welt zu gelten hat und wer sich nicht anschliesst, ist kein Freund der USA mehr. (Da war doch kürzlich mal die Geschichte, dass man über E-Bay Deutschland keine kubanischen Zigarren verkaufen darf.) Da die Pressefreiheit in den USA immer als ein Eckpfeiler des freien Amerika angeschaut wurde, gebe ich Maddy schon recht, dass die Tendenz bedenklich ist.

  • Zitat

    Original von Tomcat
    ... Da die Pressefreiheit in den USA immer als ein Eckpfeiler des freien Amerika angeschaut wurde, gebe ich Maddy schon recht, dass die Tendenz bedenklich ist.


    Jetzt musst Du aber bitte mal erklären, was das mit der Pressefreiheit zu tun hat!


    Weißt Du, was Pressefreiheit bedeutet?

  • Pressefreiheit: in unserem Grundgesetz ist das so formuliert (Artikel 5, Abs. 1):


    "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt."


    Ich denke, dass das Verständnis in USA nicht großartig anders ist.
    --> freedom of speech, insbesondere erweitert durch freedom of information


    Die Aktion der AirForce ist in meinen Augen ein eindeutiger Verstoß gegen die Pressefreiheit.


    Hier ein Artikel zur Chronologie und Wirksamkeit der Versuche, WikiLeaks mundtot zu machen.

  • Walter hat oben das ganze eigentlich schon sehr deutlich gemacht.


    Ich bin mir sicher, dass jeder Angehörige der Air Force sich aller Quellen beliebig bedienen kann. Nur an seinem Arbeitsplatz kann er das nicht. Genauso geht das vielen anderen Angestellten in den USA, in Deutschland und sonstwo in der Welt, bei denen die Firma gewisse Internetseiten sperrt.


    Man kann sich wie oben schon gesagt bestimmt darüber streiten, ob das richtig oder falsch ist. Man sollte aber auch die Bedeutung etwas differenzieren.


    Die Pressefreiheit hat in den USA nach wie vor eine große Bedeutung. Man sollte sich vielleicht eher mal um Länder wie das hier auch schon erwähnte Kuba, Nordkorea, Iran und viele andere kümmern, bevor man sich um im Vergleich dazu Lappalien aufregt.


    Noch eher würde ich sogar über den Skandal dieser Woche bei der Finazierung der öffentlich-rechtlichen diskutieren. Wie kann es sein, dass in einem freien Land wie Deutschland jeder verpflichtet wird, per Haushalts- oder Betriebsabgabe für die öffentlich-rechtlichen zu bezahlen - unabahängig davon, ob er deren Dienste überhaupt in Anspruch nehmen kann?


    Und wie stark bedroht eigentlich die Expansion der öffentlich-rechtlichen im Internet die Pressefreiheit in Deutschland?

  • "Genauso geht das vielen anderen Angestellten in den USA, in Deutschland und sonstwo in der Welt, bei denen die Firma gewisse Internetseiten sperrt."


    Ja, bei uns ist das auch der Fall. Hier wurden aber Seiten der Presse gesperrt! Das hat eine andere Dimension.


    Und auf andere zu zeigen, die es noch schlimmer machen, macht das Verhalten der AirForce auch nicht besser.
    Und ich bezweifle stark, dass die genannten Staaten in Sachen Meinungsfreiheiit etc. als Maßstab für die USA gelten können.


    Das Thema GEZ & Co wäre imho einen eigenen Thread wert...

  • Ich finde die Aktion der Airforce auch bedenklich, auch wenn sie praktisch nichts bewirkt. Aber gerade das Zeichen, das gesetzt werden soll, ist für mich bedenklich.


    Zum einen ist in meinen Augen die Airforce und damit letztlich die US of A nicht irgendeine Firma und zum anderen ist das in meinen Augen schon ein Versuch Druck auf die Medien auszuüben künftig bitte unliebsame Berichterstattung zu unterlassen. Da nicht irgendwelche Internetseiten gesperrt werden, sondern eben anerkannte Presseseiten.


    Wäre interessant zu recherchieren, ob Regierungsorganisation nach früheren Skandalen jeweils ihr Zeitungsabos gekündigt haben, damit die MItarbeiter nicht im Büro drüber lesen können.


    Natürlich ist in Nord Korea alles schlimmer, aber hier geht es um, in meinen Augen, die Anfänge einer bedenklichen Entwicklung.


    just my 2 cents

  • "Das hat eine andere Dimension."
    "Anfänge einer bedenklichen Entwicklung"


    Lasst doch mal die Kirche im Dorf. Hier können 350k von 300.000.000 Amis (=1 Promill) während ihrer Arbeitszeit (sind die da nicht ohnehin in der Luft?) eine Website einer inländischen Zeitung und 24 ausländische Websites nicht ansteuern.


    Das ist wie schon mehrfach gesagt sehr diskussionswürdig, aber stellt doch nicht die Freiheit eines ganzen Landes in Frage. Und auch noch nicht mal im Ansatz.


    "Druck auf die Medien"


    Halte ich für sehr unwahrscheinlich. Der Spiegel z.B. wird sich bei der nächsten Veröffentlichung mit Sicherheit keine Gedanken darüber machen, ob seine Website über Computer der amerikanischen Luftwaffe verfügbar ist oder nicht.