Ich war gestern den ganzen Nachmittag bei Farbio in Dyrham. Chris Marsh, also der Chef persönlich hat mich vom Bahnhof abgeholt. Vielleicht hat der ein oder andere Rennsportinteressierte schon mal was von Chris gehört. Bei Chris handelt es sich um einen echten Vollblutrennfahrer, also keinen Theoretiker oder Branchenfremden sondern jemanden der sich mit sportlichen Autos wirklich auskennt. Ganz nebenbei konnte man in seinem Büro auf Bildern seine Karriere verfolgen. Wer kann schon von sich behaupten gegen Ayrton Senna gefahren zu sein und dabei nichtmal schlecht ausgesehen zu haben, wie die Plazierungslisten und Rundenzeiten zeigten.
Aber es geht hier nicht um den Chris sondern um Farbio. Was ich damit sagen wollte ist, daß es in diesem Geschäft auch Leute gibt, die ihre Nase nicht 8 Meter über Grund tragen.
Jedenfalls wurde ich bei Farbio herzlich empfangen und konnte mir den gesamten Betrieb in allen Einzelheiten und aller Ruhe anschauen. Da gerade "Werksferien" waren hielten sich lediglich ca. 5 Mitarbeiter in den heiligen Hallen auf und ich konnte mir Alles in Ruhe und ungestört ansehen und anfassen. 4 Autos waren gerade in Arbeit. Alles Einzelstücke mit individueller Ausstattung vielleicht nicht immer mein Geschmack, aber wenn man wie ich am Vortag vorm Dorchester in London u.a. einen Murcielago mit gelber und einen mit pinkfarbener (ja das ist die Farbe von Paulchen Panther) Volllederausstattung gesehen hat kann man auch mit einem in uni grasgrün lackierten Farbio leben.
Hier hat man also keine Geheimnisse vor dem Kunden und zeigt ihm sogar die Schwachstellen, die man gerade dabei ist zu beheben. So passiert es zum Beispiel schonmal, daß sich bei den extremen Temperaturen im nahen Osten eine Klebung des Dachhimmels als nicht hitzebeständig genug erweist. Die Lösung ist so einfach wie genial. Überhaupt findet man am Farbio einige unkonventionelle Lösungen, wie zum Beispiel der im Hilfsrahmen aufgehängte und damit sehr schnell und einfach auszubauende Motor.
Aber kommen wir zum Wichtigsten, zum Fahren.
Während es sich bei dem weißen Testwagen, welchen ich in Belgien gefahren bin um einen Sauger handelt wird der 350er dank der Bemühungen von Cosworth von einem Kompressor zwangsbeatmet. Der Sound ist ein gänzlich anderer ohne das nervige Dröhnen des "kleinen" GTS. Auch das Gaspedal ist im GTS350 trotz Seilzugsystem eher spielerisch zu bedienen. Drive by wire wird wohl für die deutsche Version unumgänglich. Bei der Kupplung handelte es sich um eine Rennversion, welche vom linken Fuß schon einen enormen Kraftaufwand forderte, was aber nicht wirklich ein Problem darstellt.
Ebenfalls aus dem Rennsportregal stammte die Abgasanlage, über welche ich hier kein Wort verlieren will, ist sie für deutsche TÜV Bestimmungen doch um Welten zu laut . Aber dank einer gegenüber dem weißen GTS verbesserten Dämmung der Trennwand zum Motorabteil gilt dies glücklicherweise nicht für den Innenraum. Hier hat sie mir ausgesprochen gut gefallen. Als störend empfand ich wenn überhaupt höchstens die akustische Arbeit des Kompressors. Ist aber vielleicht nur gewöhnungsbedürftig, könnte auf Dauer aber auch Suchtpotential haben, wer weiß.
Die Fahrleistungen sind selbstredend über jeden Zweifel erhaben und es wäre müsig hier einen Vergleich zum Artega GT ziehen zu wollen. In dieser Klasse entscheidet wohl nicht mehr das Fahrzeug über die Rundenzeit. Für die Quartettfans unter uns sei erwähnt, daß bezüglich Leistung, Drehmoment sowie Gewicht der Farbio klar die Nase vorne hat (vorausgesetzt man spielt richtig und sieht das leichtere Auto im Vorteil)
Aber wie gesagt, daß kann man sich für die Stammtischdiskussion aufheben und ist auf öffentlichen Straßen auch nicht auslotbar. Sicher habe ich es ein wenig versucht, aber bei den engen kurvigen Landstraßen mit Gegenverkehr und das auch noch auf der "falschen" Seite konnte ich es nur gelegentlich "krachen" lassen. Sobald der Drehzahlmesser die 4500er Marke überschreitet wähnt man sich eher in einem Jet denn in einem Automobil. Umsomehr, als das Fahrwerk auch größere Unebenheiten absolut souverän ausbügelt ohne die Rückmeldung zur Fahrbahnoberfläche zu verwässern. Aber das hat mich ja schon beim "kleinen" GTS fasziniert. Vom Allerfeinsten sind auch die Bremsen des Briten. AP Racing mit 6 Kolben vorne und 4 hinten verbaut. Hut ab, so schmeißt man den Anker effektiv und hervorragend dosierbar. Das nennt man dann aktive Sicherheit. Passive Sicherheit sucht man nach britischer Tradition allerdings vergebens. Kein ABS, keine Airbags, lediglich leicht austauschbare "Crashmodule" vorne und hinten. Das wird bei der deutschen Presse wohl einiges an Punktabzug geben. Aber Hand aufs Herz, wer würde nicht gerne seine Helferchen im Artega GT über Bord schmeißen, wenn er dafür nochmal die ein oder anderen Kilos an Gewicht sparen könnte. Auch ohne dieses Equipment ist ein Farbio in meiner persönlichen "gefährliche Hobbies-Liste" nicht auf den Podestplätzen zu finden, so what ?!
Ja was bleibt als Resume? Nach dieser Probefahrt kann es eigentlich nur EINE logische Konsequenz geben, eine Bestellung.
Leider besitzt der Farbio ja derzeit noch keine deutsche Straßenzulassung. Dies wird sich aber hoffentlich bald ändern und wer wird wohl der Glückliche sein, der den ersten dank Zusammenarbeit von Werk und TÜV laut deutschen Bestimmungen neu aufgebauten Farbio sein Eigen nennen darf..... jetzt ratet mal...
Hubbs
Ach ja, was mir echt Kopfzerbrechen bereitet ist die Frage: welche Farbe.
Was meint ihr welche Farbe ist die passendste für den Farbio. Ich habe bisher einen weißen einen orangen und einen roten gesehen und kann mich nicht zwischen weiß und rot entscheiden. Schwarze Felgen mal als must vorausgesetzt.
Schwarz und anthrazit (sehr dunkel) bringen die Kontraste mit den Einlässen nicht zu Geltung finde ich.
Was meint Ihr ???
ach ja, wenn ihr zur IAA kommt schaut euch den Farbio doch einfach mal an. Der rote hier eird dort ausgestellt sein. Bin ja mal gespannt, mit welcher Felge er anrollt. Es standen ja drei zur Auswahl.