Ein Baby geht, ein Baby kommt ...

[RPG on]

Heute ist wieder einer dieser Tage. Der Himmel ist grau und die Temperatur nahe dem Gefrierpunkt ... aber es ist trocken. Normalerweise sind mir der Himmel und die Temperatur unwichtig. Sitze ich alleine in meiner „S“ und die Straße ist trocken, wird das Verdeck aufgemacht.

... normalerweise ...

Aber was ist schon normal. Der Himmel ist nicht einfach nur grau. Seit Wochen ... eigentlich schon seit Monaten ist der Himmel für mich traurig. Mir fehlt etwas ... klar ... meine „S“. Und so werde ich wie so oft in letzter Zeit melancholisch, wenn ich nach draußen schaue und die trockenen Straßen sehe.

... mein Baby ist von mir gegangen ... und ich habe mich nicht mal richtig verabschiedet ...

Aber zum Anfang:

Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich wollte so viele Cabrios und Roadstar Probe fahren und saß nur in einem Auto. Der Motor lief, es war Februar und eiskalt. Egal, Probe wird nur offen gefahren. Keine 100 Meter später war meine Entscheidung schon gefallen. Es musste ein „S“ sein ... nicht irgendeiner ... DIESER.

Blind vor Liebe beging ich hier meinen größten Fehler. ‚Niemals werde ich Dich so fahren, dass Dir etwas zustoßen kann! Das schwöre ich Dir!’

Die folgenden 1,5 Jahre waren traumhaft. Wir hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Niemand konnte uns trennen und oft fuhr ich nachts alleine durch Berlin und genoss den kühlen Nachtwind, der mir durch die Haare strich. Zeit spielte in solchen Momenten keine Rolle.

Bei mehreren Treffen und Ausfahrten wurde das wahre Potenzial des Autos herausgekitzelt ... aber eben niemals bis ans Limit.

Ende September ging es auf in die Schweiz ... Wahnsinn ... was für Pässe, unglaubliche Kurven und diese Landschaft. Meine „S“ genoss die Fahrten die Pässe hinauf, als Stadtauto war sie ja auch hoffnungslos unterfordert.

Und über allem schwebte mein Schwur. Ich wollte meinem Baby nicht wehtun. Aber irgendwie hatte ich das ganze Wochenende schon ein schlechtes Gefühl.

Die Tour war wunderbar und als der letzte Pass erklommen war, fiel die Anspannung von mir ab. Nichts ist passiert, mein Gefühl hat sich nicht bewahrheitet.

Auf dem Weg zur Autobahn fuhr ich am Ende unserer kleinen Gruppe. Wir schwammen mit dem Verkehr mit. In einem Kurvengeschlängel passierte dann das, worüber mich mein ungutes Gefühl das ganze Wochenende über gewarnt hatte.

Das Heck rutschte weg, meine „S“ drehte sich und wir schlugen rückwärts in eine Felswand ein. Der Zeitraum von vielleicht einer Sekunde kam mir so unendlich lange vor. Als erstes schaute ich Konni an und fragte, ob alles in Ordnung sei. Sie hatte sofort Tränen in den Augen und sagte leise: „Dein schönes Auto.“

Letztendlich musste ich meine „S“ verkaufen, da sich eine Reparatur nicht mehr gelohnt hätte.

Auf diesem Wege möchte ich mich einfach von meiner „S“ verabschieden, auch wenn dieser Vorfall schon eine Weile her ist ... ich konnte es nicht früher tun. Ich werde immer die schönen Momente mit Dir in Erinnerung behalten. Und es tut mir leid, dass ich meinen Schwur gebrochen habe.

[RPG off]

Und nun noch mal ganz nüchtern betrachtet:
Ich hatte wirklich das ganze Wochenende das Gefühl, dass etwas passieren wird. Entsprechend bin ich gefahren und kein zu großes Risiko eingegangen. Da ich keine VK abgeschlossen hatte, dachte ich von Freitag bis Sonntag darüber nach, meinen besten Freund anzurufen, damit er mir die VK sofort in meine Versicherungsunterlagen einträgt. Ich hab’s nicht gemacht ... Pech halt.

Zum Unfall kam es, weil ich mir auf der Pässetour vor allem den linken hinteren Reifen komplett runter gefahren hatte. Vor der Tour wurde natürlich das Profil gecheckt und es war noch ordentlich über der gesetzlich vorgeschriebenen Profiltiefe. Ich habe einfach den Fehler gemacht, am zweiten Tag nicht das Profil zu überprüfen. Da wäre mir der starke Verschleiß mit Sicherheit aufgefallen und ich hätte eher den Heimweg angetreten, als irgendetwas zu riskieren.

Nun ist meine „S“ verkauft und bereits wieder aufgebaut. Was sich dabei herausgestellt hatte ist, dass ein Besuch auf der Richtbank nötig sei. Entsprechend hat mich das in meiner Entscheidung sie abzugeben bestätigt.

Konni und ich haben aber beschlossen, dass auf jeden Fall wieder eine „S“ kommen wird und sie spart für mich jeden Tag einen symbolischen Cent, den sie in ein Roadstar-Sparschwein steckt ... solchen eine Frau kann man nur lieben!

Glücklicherweise ist uns bei dem Unfall nichts passiert und ein paar Tage später überraschte mich Konni damit, dass sie schwanger ist. Letztendlich habe ich meine „S“ gegen meinen neuen Schatz eingetauscht ... ich hätte zwar gerne beide parallel gehabt, geht nun aber nicht mehr!

Da ich nun keine „S“ mehr besitze, will ich Euch gleich noch zwei Dinge anbieten, die ich ja nun nicht mehr gebrauchen kann:

1. Einen Satz 16“ OEM-Felgen mit Winterbereifung (einen Winter gefahren), Profiltiefe kommt noch.
2. Ein Hardtop in Monte Carlo Blue

Bei Interesse bitte einfach ein PM an mich.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag und genießt die Zeit mit Eurem „S“.

Olli

So, danke erstmal für Eure Beileidsbekundungen. Die sind aber nicht mehr wirklich nötig. Über den Unfall bin ich ja schon ne Weile hinweg.

Ein neuer S wird definitiv kommen ... aber erstmal gibts ja wichtigeres bei uns. Wer Interesse hat, kann auch mal hier auf der eigenen Babyseite nachsehen.

cujo: Wir sehen uns auf jeden Fall wieder. Wir haben ja noch die Namensschilder von der letzten Saisoneröffnungstour.

Roboduck: Wir haben doch schon nen A4 Avant als Familienkutsche. Da passt perfekt ein S daneben!

Grüsse,
Olli