Warum beschränken japanische Motorenbauer ihre Hubräume so sehr?

der grund für die kleinen hubräume bei japanischen autos ist ganz einfach:
die zahlen dort extrem hohe kfz-steuern - und zwar wie wir auf den hubraum. ich hab ein halbes jahr in japan gelebt. mein arbeitskollege hatte einen 1,6l toyota trueno. er zahlt dafür ca. 700€ pro jahr an kfz-steuern! man kann sich leicht selbst ausrechnen, was entsprechend größere motoren dort kosten würden.
zudem haben die dort eine freiwillige beschränkung aller fahrzeuge auf 180km/h (nicht 170) und ein generelles tempolimit auf autobahnen von 100km/h. die brauchen mehrleistung nur für ausflüge auf die rennstrecke, sonst macht es keinen sinn!

der toyota trueno war allerdings auch schon 7 jahre alt. ich denke, dass es auch bei denen mit der schadstoffklasse zu tun hat.

der bekannte hat sich vor nem halben jahr einen 2.2L s2000 gekauft. ich kann ihn ja mal fragen, was er dafür nun zahlt.

Die Vorzüge eines Motors mit kleinem Hubraum sind sehr vielfältig.
Ein kleiner, leichter Motor mit kompakten Nebenaggregaten (also ohne Aufladung) passt sich hervorragend in die Gesamtkonzeption des Fahrzeugs ein; niedriger Schwerpunkt, überhaupt geringes Gewicht (das A und O bei allem!), wenig Platzbedarf, somit gute Aerodynamik und Raum für Design.
Man hat bei kleinen Motoren deutlich geringere Verluste; weniger Reibleistung und weniger Wärmeabfuhr, da die Oberflächen kleiner sind.
Weiter geht es mit geringeren Drosselverlusten in der Teillast weil man einfach für die gleiche Leistung die Drosselklappe weiter öffnen muss, somit also weniger Drosselung.
Tja, und wenn man es dann noch schafft die Leistung mit steigender Drehzahl bis über 8000/min ansteigen zu lassen ergibt sich eigendlich gar keine Notwendigkeit für größere Motoren.
Gut, einzig sinniges Argument ist natürlich Drehmoment bei geringen Drehzahlen. Das hat aber mehr etwas mit Komfort zu tun.
Nebenbei: Wer unter uns braucht das im S2000?

Grüße

Markus

Zitat

Original von Takama

...wenn Du Ahnung von Motoren hast (und die scheinst Du zu haben), dann würde ich Dich gerne mit ein paar Fragen löchern? Ich bin sehr neugierig mehr zu diesem Thema zu erfahren

Hi Takama,

danke für die Blümchen
Ich hatte mal beruflich an Motorprüfständen zu tun.
Und natürlich ein gewisses privates Interesse tut ein übriges
Frag ruhig drauf los.
Oder schick' 'ne PM falls es zu detailiert wird.

Markus

ist es nicht auch so, das in Japan Autos über 800 ccm nur gekauft werden dürfen, wenn man einen Parkplatz nachweisen kann ???

Zitat

Original von jimmy_a
ist es nicht auch so, das in Japan Autos über 800 ccm nur gekauft werden dürfen, wenn man einen Parkplatz nachweisen kann ???

Echt? Hab ich noch nie gehört.

Zitat

Original von jimmy_a
ist es nicht auch so, das in Japan Autos über 800 ccm nur gekauft werden dürfen, wenn man einen Parkplatz nachweisen kann ???

das hab ich auch noch nicht gehört, allerdings sind 600ccm autos sehr begünstigt in steuer und versicherung, so dass sie dort der renner sind.

zur steuer muss ich mich nochmal korrigieren: mein japanischer bekannter zahlte für seinen 1,6l toyota trueno 230€ steuer und 670€ versicherung.
nun zahlt er für seinen s2k mit 2,2l 280€ steuer und 1200€ versicherung. er meinte, der s2k sei in der versicherung das teuerste japanische auto in japan.

Zitat

Original von gizmo

das hab ich auch noch nicht gehört, allerdings sind 600ccm autos sehr begünstigt in steuer und versicherung, so dass sie dort der renner sind.

zur steuer muss ich mich nochmal korrigieren: mein japanischer bekannter zahlte für seinen 1,6l toyota trueno 230€ steuer und 670€ versicherung.
nun zahlt er für seinen s2k mit 2,2l 280€ steuer und 1200€ versicherung. er meinte, der s2k sei in der versicherung das teuerste japanische auto in japan.

Ist doch guenstig!

Das hat historische Gründe, die auf Japans Beteiligung und Niederlage im 2. Weltkrieg zurückgehen.

Nach der Kapitulation war die japanische Wirtschaft eine Zeitlang unter alliierter, bzw. amerikanischer Kontrolle. Unter anderem auch mit der Maßgabe, daß in Japan bis auf weiteres keine "kriegstaugliche" Technik mehr produziert werden dürfe. Und dazu zählten an vorderster Front Flugmotoren.

Also wurde eine Besatzungsorder herausgebracht, derzufolge in Japan keine Verbrennungsmotoren mit mehr als iirc 1600 Kubikzentimetern gebaut werden durften. Motoren unterhalb dieser Grenze galten als zu schwach, um damit Militärflugzeuge anzutreiben, die auch nur annähernd westlichen Modellen hätten gefährlich werden können.

Ein Hintergedanke dabei war wohl auch, daß Autos mit (aus US-Sicht) derart kleinen Motoren zwar für den japanischen Heimatmarkt, aber kaum für den Export in die USA taugen würden.

Die Japaner fügten sich und behielten das Limit auch nach Ende der Besatzung bei... aber sie wären nicht Japaner, wenn sie keinen Weg gesucht hätten, die ihnen auferlegten Beschränkungen maximal auszureizen und ihre Motoren anderweitig zu optimieren. Unter anderem über die Drehzahl...

Und nachdem das 1600ccm-Limit irgendwann mal gefallen war, hatte man in Japan die Technik der "kleinen", hochdrehenden Motoren so weit entwickelt, daß man einfach nur wenig Bedarf nach deutlich größeren Motoren sah, diese Einstellung wandelte sich nur langsam und ist bis heute nicht ganz verschwunden...

Zitat von Sönke

Echt? Hab ich noch nie gehört.

Das würde mich nicht wundern. In Tokyo kann man nur dann ein Auto zulassen wenn man einen Parkplatz nachweisen kann - unabhängig vom Hubraum.

Das mit der Nachkriegszeit ist interessant. Dachte es wäre sowas wie ein Gentleman's Agreement zwischen den japanischen Herstellern gewesen.

Wow, was für ein Zeitsprung:

Letzter Beitrag S.3 aus 2006, erster Beitrag auf S.4 von heute.

Irgendwie häufen sich bei mir gerade ständig die Indizien, daß das Alter fortgeschritten ist .

Kürzlich stolperte ich bei YouTube über einen Konzertmitschnitt von Madonnas Celebration tour, London, Ende Oktober 2023.

Die Dame ist mittlerweile 65