Wie schon im Thread über das Treffen im Elsass kurz berichtet, bin ich am Sonntag in den Vogesen von der Strasse abgekommen und an ein paar kleinen Tannen gelandet. Als kleine Mahnung zur Vorsicht an alle hier der etwas ausführlichere Bericht dazu:
Zeit: ca. 12.30 Uhr
Ort: einige Kilometer nach Le Markstein (wo der Fotostop war), unterwegs zur Mittagspause
Strasse: trocken
andere Wagen: keine in der Nähe
Ich war also nicht in einem Pulk unterwegs, sondern musste mich für die Kurven auf meine eigene Einschätzung verlassen. So bin ich in eine Kurve ziemlich flott rein. Dann hat sich (zumindest nach meinem Empfinden) der Kurvenradius verkleinert. Ich hatte also zuviel Speed und bremste leicht(!) in der Kurve, was so weit gut ging. [Ja, ich weiss, das soll man nicht, von wegen Lastwechselreaktion, aber die Alternative heisst aufmachen, auf die Gegenspur geraten und einen Frontalen riskieren!] Dann hat sich die Kurve erneut verengt. Gleiche Reaktion wie beim ersten Mal: Nur ganz leicht gebremst, um weiter Speed abzubauen. In dem Moment ging das Heck weg. Durch Gegenlenken konnte ich den Dreher verhindern. Den Konterschwung hatte ich dann nach meinem Gefühl eigentlich auch schon abgefangen. Zu dem Zeitpunkt war ich aber mit den rechten Rädern neben der Strasse auf dem Gras. Gerade als ich dachte, jetzt noch zurück auf die Strasse und alles ist gut, hat es mich so etwas von blitzartig um 180° gedreht, dass ich keine Chance hatte, noch irgendwie zu reagieren . Hilflos musste ich erleben, wie der 'S' - gefühlt recht langsam - quer über die Strasse, das anschliessende Rasenbord und die Kante zum Abhang rutschte und dann seitlich an einige kleine Tannen prallte. Dort blieb er dann glücklicherweise hängen:
Unmittelbar davor ist eine Lücke im Bewuchs, da hätte ich den ganzen Abhang runterkollern können...
Hier sieht man die Spur rechts neben dem Strassenbelag:
Da der Aufprall nicht sonderlich heftig war, bestand eigentlich Hoffnung, es sei kein grosser Schaden entstanden. Der Abschleppdienst (obwohl informiert, dass man den 'S' nicht schleppen kann sondern aufladen muss) erschien wegen der Möglichkeit, dass der Wagen noch fahrfähig ist, nur mit dem 4x4 mit Seilwinde und zog den 'S' aus dem Graben. Dann wurde schnell klar, dass an weiterfahren nicht zu denken war:
Die Aufhängung hinten ist wohl komplett hinüber und von der Bremsscheibe ein Stück weggebrochen. Vorne sieht's erstmal nicht so schlimm aus, aber wenn man den Einschlag anschaut und bedenkt, dass das Rad dabei etwa so stand, wird die Aufhängung da auch einen ziemlichen Schlag abbekommen haben.
Noch etwas zu der Kurve: Auf der Aussenseite ist da ein grosser Kiesparkplatz. Es ist gut möglich, dass von wegfahrenden Wagen etwas Kies auf die Strasse geschleppt wurde und mit Schuld am ausbrechenden Heck war...
Bin ich nun das Opfer des berühmt gefährlichen Hecks des 'S'? Nein! Ich bin einfach zu schnell in eine mir unbekannte Kurve gefahren. Was der 'S' damit zu tun hat, ist, dass er - gerade nach längerer Kurvenfahrt mit tollem Grip - genau dazu verleitet. Mit vielen anderen Wagen käme man eben gar nicht auf die Idee, so in die Kurve zu fahren. Das ist die Gefahr, an die ich hier erinnern möchte.
Ich bin unheimlich froh, dass niemand durch mein Verschulden verletzt wurde! Blech kann man reparieren. Der 'S' ist kein Heiligtum, sondern ein Auto. Es gibt Wichtigeres. Als ich in La Bresse warten musste, habe ich eine Gedenktafel gesehen: 1944 wurde dort die ganze männliche Bevölkerung von 15 bis 65 Jahre zusammengetrieben und zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt. Wie glücklich können wir uns schätzen, in einer Zeit zu leben, in welcher Kriege zwischen Deutschland und Frankreich undenkbar geworden sind. Franzosen und Deutsche können sich freundschaftlich im Elsass treffen und sich über Belanglosigkeiten wie Auspuffklang und Lackpolitur unterhalten, statt in Schützengräben zu liegen und auf einander schiessen zu müssen. Es gibt weiss Gott Wichtigeres auf Erden als ein beschädigtes Auto. Tragt Sorge zu Euch und zu Euren Lieben!